Rede zu 100 Jahre Frauenwahlrecht
Verehrte Damen und Herren!
100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ist eins klarer denn je: Es ist gut, wenn Frauen wählen dürfen, und noch besser, wenn sie sich wählen lassen.
Die Zeit der nach Autorität brüllenden Boygroups ist vorbei. Es ist es an der Zeit ist, traditionell weibliche Werte zu wählen.
Die jüngsten Wahl- und Umfrageergebnisse zeigen, dass das immer mehr Frauen und Männern klar wird. Die alten Boygroups wie Trump, Seehofer, Erdogan, Gauland etc. stehen für ein autoritäres Patriarchat, das alle weichen Eigenschaften in den Dreck tritt. Zum Beispiel das „Gutmenschentum“.
Hilfsbereitschaft ist nicht naiv, sondern ein unverzichtbarer Kitt der Gesellschaft
Gutmenschentum steht für nichts anderes, als für die gute alte Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, denen es schlechter geht als einem selber.
Hilfsbereitschaft ist aber nötig, damit eine Gesellschaft funktioniert. Traditionell überlässt man sie den Frauen. Aus eigener Betroffenheit können sich Frauen leichter in diejenigen hineinversetzen, die weniger Cash auf dem Konto haben. Dazu gehören viele Mütter, Alleinerziehende, Erzieherinnen, Friseurinnen und so weiter. Kein Wunder, dass viel mehr mehr Frauen als Männer den Geflüchteten und anderen Hilfsbedürftigen helfen.
Boygroup-Parteien und -Medien machen die Armen zum Sündenbock
Auf der anderen Seiten stehen die Boygroup-Parteien und die ihnen gewogenen Boygroup-Medien. Diese tun sich vor allem dadurch hervor, dass sie Arme und Hilfsbedürftige zum Sündenbock machen. Bezieherinnen von Sozialhilfe diffamieren sie seit jeher gerne als arbeitsfaule Sozialschmarotzer. Neuerdings erklären sie geflüchtete Menschen zur „Mutter aller Probleme“.
Dabei weiß jeder denkende Mensch – anders als Horst Seehofer -, dass die Probleme lange vorher begonnen haben. Wenn Menschen ihre Heimat verlassen und in der Fremde Zuflucht suchen, muss man diese Probleme lösen und nicht die Flüchtlinge beschimpfen. Den Boygroups ist das egal. Sie diffamieren alles, wo „Fürsorglichkeit“, „Hilfsbereitschaft“ oder „freiwilliges Engagement“ draufsteht, als naiv, idealistisch und nicht zukunftsweisend.
Das ist patriarchalische Härtewahn. Vielleicht finden sie es geil, einem mächtigen Obermopf zuzujubeln. Nur so kann ich mir erklären, dass sämtliche Boygroup-Medienmacher den 62-jährigen Friedrich Merz als potenziellen CDU-Vorsitzenden feiern. Handelsblatt, FAZ & Co rühmen seine kantige Rhetorik und seine, ach so große Wirtschaftskompetenz. Das ist irre, wenn gleichzeitig Steuerfahnder bei seinem Arbeitgeber Blackrock Razzia machen wegen des Verdachts auf Beteiligung an den Cum/Ex-Geschäften.
Der Sozialstaat Deutschland beruhte auf einem weiblichen Modell des Ausgleichs zwischen Arm und Reich
Als Frau muss ich Ihnen sagen, meine Herren, ich möchte keinen autoritären Staat, wo ein kantiger Obermopf sagt, wo’s langgeht. Ich möchte eine Demokratie, wo man sich in streitbarer, wertschätzender Diskussion auf einen gemeinsamen Nenner einigt. Und wo man gemeinsam den Klimakollaps abwendet.
Mit solch einem, nennen wir es weiblichen Modell, sind wir übrigens seit 1945 in Deutschland gut gefahren – seitdem die Obermopfe Hitler, Goebbels und Co Selbstmord begangen haben und Nazideutschland die bedingungslose Kapitulation erklärt hat. Seitdem haben wir mit allen nötigen Kompromissen eine Demokratie und einen Sozialstaat hinbekommen, der für eine beispielhafte Ausgeglichenheit in der Gesellschaft gesorgt hat.
Diese Ausgeglichenheit brauche wir auch in Zukunft mehr denn je. Um die richtig großen Probleme zu lösen, brauchen wir Kompromissfähigkeit und Hilfsbereitschaft. Auch wenn ihr Boygroups es als naiv hinstellt, wir Frauen wissen genau, dass Unversöhnlichkeit, Ausbeutung, soziale Kälte und Kriege niemals irgendwem genützt haben. Nur denjenigen, die ganz oben stehen, und von der Ausbeutung profitieren. Dort aber stehen nur wenige.
Der Wahltrend zeigt, dass Frauen gegen rassistische und raubtierkapitalistische Politik votieren
Was mich freut, ist, dass 100 Jahre nach Einführung des Wahlrechts für Frauen, Frauen erkannt haben, dass sie mit ihrem Stimmzettel und ihrer Teilnahme an der Politik für ihre Werte eintreten können. Die jüngsten Wahl- und Umfrageergebnisse zeigen eindeutig, dass Frauen Hass und Hetze gegen die Ärmsten der Bevölkerung abstrafen. Bei den US-Midterms haben mehr Wählerinnen als Wähler gegen Trump votiert. Mehr Frauen als bei früheren Wahlen haben für Senat und Repräsentantenhaus kandidiert. Beides zusammen hat Trump seine Kongressmehrheit gekostet.
Ähnlich bei der bayrischen und hessischen Landtagswahl. Auch hier entschieden sich mehr Frauen als Männern für die Grünen und gegen die CSU respektive CDU. Noch deutlicher machte sich der kleine Unterschied bei der AfD bemerkbar. Signifikant mehr Frauen als Männer stimmten gegen die rassistische, frauenfeindliche und raubtierkapitalistische Politik der neuen Braunen.
Die aktuelle Sonntagsfrage zeigt erneut, dass Frauen Versöhnung und Männer eher autoritäre Hetze wählen.
Sonntagsfrage nach Geschlechtern:
___________
Frauen
Grüne: 28%
AfD: 7%
___________
Männer
Grüne: 16%
AfD: 22% pic.twitter.com/kEPhPfR0xv— Tibor Martini (@tibor) 11. November 2018
Frauen wollen einen „Gutmenschen“-Staat und sind bereit, dafür wie Löwinnen zu kämpfen
100 Jahre nach Einführung des Wahlrechts für Frauen wachen immer mehr Frauen auf und sagen: „Stopp, es reicht, Jungs. Wir haben keine Lust mehr auf euer Gehabe. Und schon gar keine Lust haben wir auf einen neuen Weltkrieg, in der ihr mit euern Spielzeugpanzern Krieg spielt und wir nachher die Tränen abwischen müssen. Wir Frauen wollen einen „Gutmenschen“-Staat, der die gleichen Dinge wertschätzt, die auch unser Leben ausmachen, und Ihr Leben, falls Sie daran teilnehmen.
Im Kleinen wie im Großen geht es darum, Tränen abzuwischen, Streit zu schlichten, kaputte Laternen zu reparieren, sparsam zu wirtschaften und mit Freundinnen darüber zu lachen. Und es geht darum, wie eine Löwin für Dinge zu kämpfen, die einem am Herzen liegen. Haben Sie schon mal eine wütende Löwin gesehen, die ihre Jungen verteidigt? Oder eine wütende Frau oder Mutter? Lassen Sie es sich gesagt sein: Wir können miteinander leben, ohne uns die Köpfe einzuschlagen, aber wenn wir wütend werden, weil das, was uns um Herzen liegt, bedroht ist, dann zieht euch warm an.
Umgekehrt tut es euch Männern sehr gut, eure weiblichen Seiten zuzulassen. Im Privaten wie im Öffentlichen. Ganz viele Männer wissen das längst. Ihr müsst nur mal ICE fahren und ins Kleinkinderabteil gucken. Dann seht ihr da mindestens einen netten breitschultrigen Papa sitzen, auf dessen breiter Schulter ein Kleinkind schläft. Auch das ist männlich.
Also, noch mal zum Mitschreiben: Wir Frauen brauchen keinen autoritären Staat. Und Männer brauchen ihn auch nicht. Was wir brauchen, sind mehr Frauen, die wählen gehen und sich wählen lassen.
Brüllt nach Autorität, so viel ihr wollt, Boygroups, wir wählen euch ab. Und lassen uns selber wählen.
Dankeschön!
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