Drei Küsse für Herkules im Apollo Varieté Theater in Düsseldorf
Lesung im Theater: Verschmierter Lippenstift und Bühne frei für eine Bücherlesung live & in Farbe von und mit Autorin Eva Engelken.
Lust auf göttliche Unterhaltung?
Im Video verrate ich, welchen Plan Dio und Aphrodite schmieden, und was Vivian erlebt, als sie das erste Mal auf Herk trifft.
Autorin zu sein, ist kein leichter Job. Erst muss man schreiben, dann denken (oder umgekehrt 😉) und dann noch den ganzen anderen Kram erledigen: Zähne putzen, Geld verdienen Kinder füttern. Und am Ende auch noch Vorlesen!
Das Vorlesen ist mit jetzt allerdings wirklich leicht gefallen. Nicht nur, weil ich seit ich lesen kann, liebend gerne aus Büchern vorlese. Sondern auch, weil der Videodreh zur Lesung in einer großartigen Location stattfinden konnte, nämlich im Apollo Varieté Theater in Düsseldorf, mit freundlicher Genehmigung des Managements.
Dort habe ich ein Stück aus „Drei Küsse für Herkules“ vorgetragen. Nur für euch, liebe Leserinnen und Leser! Ich glaube, man merkt mir an, dass ich Spaß hatte.
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Und natürlich war ich umwerfend gelockt: Meine tollste Tochter von allen hatte mir mit ihrem luxury Lockenstab die Haare eingedreht. Den Lippenstift hatte ich selbst aufgetragen, entsprechend war er verschmiert. 🙂 Aber: ich habe den Lippenstift perfekt kombiniert mit den roten Polstern des Theaters. Absolut Rotlich, bisschen plüschig und Glitzerkugel!
Der Auftakt einer romantischen Liebesgeschichte mit Chaosfaktor
Und viel wichtiger: Das Buch passte dazu. Ich las die Stelle vor, wo Dio auf Aphrodite, die Liebesgöttin trifft, und sie den Plan entwickeln, wie sie Herk, den unwilligen Helden, motivieren können, die Welt zu retten. Aphrodites Plan: Mit wahrer Liebe!
Buchausschnitt 1:
Zeus’ Worte gingen ihm durch den Kopf. Herk müsste Europa retten, hatte Zeus gesagt. Wie großartig wäre es, wenn es ihm gelänge, Herk nicht nur in Partystimmung zu bringen, sondern ihn vielleicht sogar zu motivieren, Zeus zu helfen. Wie auch immer die Hilfe aussehen mochte.
Ihm, dem dicken kleinen Weingott, traute niemand zu, weiter als bis zur nächsten Party zu denken, aber unterschätzt zu werden, hatte sich auch schon als nützlich erwiesen. Zufrieden nickte er sich zu, als es an der Tür der Suite klopfte. War Zeus schon wieder von seiner Massage zurück und wollte ins Bett gehen? Wenn er einfach einschliefe, wäre es am besten. Dann stellte er wenigstens keine Dummheiten an. Andernfalls begänne er womöglich einen Flirt. Zeus war imstande und bandelte mit dem Zimmermädchen an, so sehr war er auf Entzug, was Frauengeschichten anging.
Mit tänzelnden Schritten ging er zur Türe, als diese von selbst aufsprang.
Zwei endlos lange Beine in gläsernen High Heels schoben sich ins Zimmer. Dios gutes Gefühl löste sich in Luft auf. Das war nicht Zeus. Herein kam die Person, die er bei seinem Projekt am allerwenigsten dabeihaben wollte: Aphrodite, seine Kusine, die Göttin der Liebe und Schönheit. Sie ging ihm mit ihrer Besserwisserei auf die Nerven, seit er denken konnte. Und dauernd mischte sie sich in seine Projekte ein. Obendrein hatte sie schlechte Manieren und einen geradezu vulgären Kleidergeschmack. Das bonbonrosa Etwas, das wohl ein Kleid darstellen sollte, bedeckte oben knapp die Nippel eines üppigen XXL-Busens, während es unten gerade noch ihr Schambein verhüllte.
Bild: © Eva Engelken edition eva & Adams
[…]
Er stolperte zurück. „Was hast du hier zu suchen?“
„Ich habe mich nach meinem kleinen Vetter Dio gesehnt. Da habe ich den Götterrat bezirzt, dass ich auch herkommen darf. Und dann hat mich Hermes in einem traumhaften rot-weißen Chevrolet hergefahren“, sagte sie, schnappte sich ein Glas vom Tisch und hielt es Dio auffordernd unter die Nase.
Stirnrunzelnd füllte er es mit Champagner und sah zu, wie Aphrodite es auf einen Zug hinunterkippte. Von damenhaftem Benehmen hatte seine Kusine noch nie etwas gehalten.
„Ich habe Zeus an der Hotelbar getroffen“, sagte Aphrodite im Plauderton. „Er sprach von einem Treffen mit Herk. Da habe ich scharf kombiniert, dass du das eingefädelt hast und vielleicht meine Hilfe brauchen kannst.
„Danke, ich komme gut alleine klar“, sagte Dio griesgrämig. Wenn Aphrodite dabei wäre, würde sie all die Lorbeeren einheimsen, falls sich Herk bereiterklärte, Zeus bei seiner Rettungsmission für Europa zu unterstützen.
„Aha, und wer hat Zeus aus dem Tritt gebracht, als er gänzlich unbeaufsichtigt mit einer schwarzhaarigen Hotelangestellten flirtete?“
„Du wahrscheinlich“, knurrte Dio.
„Genau. Und jetzt erzähl der guten Aphrodite endlich, was du bei Herk willst. Mit ihm feiern gehen? Mit der üblichen Dosis aus dem berühmten Weinkelch des Dionysos?“
Der Weingott fühlte Wut in sich aufsteigen. „Natürlich will ich das, aber er will nicht. Keine Ahnung, warum. Als wir das letzte Mal zusammen um den Block gezogen sind, waren die Groupies kaum zu bändigen.“
„Kein Wunder, er ist ja auch ein Halbgott und unverschämt charmant“, sagte Aphrodite und setzte sich auf die Sofalehne, wo sie sich eine Zigarette rollte. „Andererseits“, fuhr sie fort, während sie einige Krümel aus einem schwarzen Döschen auf den Tabak fallen ließ, „ist er als Mensch wiedergeboren. Er altert also wie ein Mensch. Vielleicht ist er einfach schon zu betagt, um zu feiern?“
Dio schüttelte den Kopf. „Daran habe ich auch schon gedacht, aber er ist erst knapp vierzig. Nicht mehr blutjung, aber viel zu jung, um als Hobby die Wand anzustarren.“
„Das hat er gesagt?“
„Mhm.“
„Puuh, das klingt nach echtem Stimmungstief.“
„Ja. Aber ein paar ordentliche Feiern, und die Psyche kommt wieder ins Lot. Er steckt vielleicht in einer Schaffenskrise.
[…]
Warum Vivian dann doch bei der Party geblieben ist
Eine weitere Buchpassage, aus der ich vorlese, handelt von Vivian. Vivian, die weibliche Heldin, macht sich auf den Weg zur Party, wo sie Herk treffen wird. Noch ist grantig, aber das ändert sich. (weiterlesen …)
Buchausschnitt 2:
„Salat mit Bohnen“, sagte sie und setzte sich Sofie gegenüber. Am Holztisch nebenan kippte eine fette Frau im Marienkäferkostüm Bier in sich hinein. Ein Holzfäller mit Bierflaschenhut hatte seine Pranke auf ihren Arm gelegt. Offenbar erzählte er ihr einen Witz nach dem anderen, denn die Marienkäferfrau kreischte vor Lachen. Beide sahen beschissen aus. Aber sie benahmen sich, als fühlten sie sich richtig gut.
Trübsinnig rammte Vivian die Gabel in ihren Bohnensalat. Früher hatte sie Ältere ignoriert oder mit einem gewissen Hochmut betrachtet. Seit sich an ihrem eigenen Körper abzeichnete, dass auch sie den Zenit überschritten hatte, scannte sie Gleichaltrige und Ältere geradezu manisch, um abzugleichen, wie weit bei ihnen der Verfall schon fortgeschritten war.
Weit fortgeschritten war jedenfalls das Stadium des Alkoholmissbrauchs in der Warteschlange vor der Toilette. Die Marienkäferfrau torkelte auf Vivian zu und drückte sie gegen eine Klotür. Heißer Schweiß und Klogestank drangen auf sie ein – Vivian atmete durch den Mund. […]
Vivian bleibt natürlich Und trifft IHN – Feuerzeugalarm!!!
Das Glas mit Gin am Mund sah sie sich um.
Gleich neben der Bar standen die Promis, die große schlanke Frau und der Dicke. Die Beine der Frau waren so lang, als gehörten sie einer Barbiepuppe.
„Wahnsinn“, murmelte Sofie. Vivian blickte verwirrt auf das Haar der Frau. War das nicht eben noch blond gewesen, als sie das Sassafras betreten hatte? Jetzt erinnerte ihr schwarzes Haar, das oben auftoupiert war und hinten glatt und glänzend den Rücken herunterhing, an das einer jung verstorbenen Soulmusikerin.
Gerade beugte sich die Schwarzhaarige zu dem kleinen Elvis hinunter und küsste ihn auf die Wange. Dann langte sie nach der Champagnerflasche und goss sich ein Glas ein, das sie in einem Zug leerte. Sie rülpste, und Vivian, die sich mit Sofie unwillkürlich näher geschoben hatte, hörte sie sagen: „Auf Herk. Und die wahre Liebe.“ Der Dicke nickte.
Ein Kellner mit einem Tablett voller Bier boxte sich vorbei, und Vivian und Sofie wurden abgedrängt, doch die Worte der Frau klangen in Vivian nach. Wahre Liebe war etwas Schönes. Ihre Kinder liebte sie heiß und innig. Und Felix? Den auch, entschied sie. Ein zartes Kribbeln vibrierte in ihrem Magen, das nicht vom Gin kam. Sie musste diese Leute noch mal angucken. Sie stieß ihr Glas ein bisschen zu heftig gegen Sofies Glas und schluckte. „Auf geht’s. Auf die wahre Liebe“.
„Na, Gott sei Dank, endlich kommst du in Stimmung“, sagte Sofie. Prompt rempelte ein vorbeidrängender Bär sie an. Sie strauchelte, doch ein Gladiator fing sie auf. „Auf dich und die wahre Liebe“, fügte sie hinzu, während der Gladiator mit ihr wegschunkelte.
Vivian konnte nachher nicht mehr sagen, was sie zu diesem Mann hingezogen hatte. Vielleicht, dass er so riesig war und sie trotz ihrer eigenen Größe glatt überragte? Er stand da, ragte unverkleidet über die Köpfe der schwitzenden und tanzenden Menschen im knüppelvollen Sassafras hinaus und redete mit seiner Nachbarin in kurzen schroffen Sätzen, die klug klangen, obwohl sie sie in dem Lärm nicht verstand. Seine Schulten waren so breit wie die eines Schwimmers, doch das Gesicht mit der Brille sah eher nach Wissenschaftler oder Intellektuellem aus. Dazu passte die Zigarette, die er so unsagbar lässig im Mundwinkel geparkt hatte, als sei er Clint Eastwood persönlich. Vivian sah mehr, als sie es bei dem Lärm hörte, dass eine dümmlich aussehende Gartenzwergin und ihr Gießkanne-tragender Partner den Mann anpöbelten.
Sie schob sich näher heran und hörte, wie die Gartenzwergin ihn als asozialen Sack beschimpfte und zeterte, wie er es wagen könne, in einer so vollen Kneipe zu rauchen. Da könne er die Leute ja gleich umbringen.
Sein Gesicht verhärtete sich, als habe ihm jemand wehgetan. Ihr war, als müsse sie hingehen und dafür sorgen, dass niemand ihm etwas tat. Das war natürlich albern, der hünenhafte Mann war zehnmal besser als sie in der Lage, sich zu verteidigen. Trotzdem bewegte sie sich in seine Richtung. Doch als sie vor ihm stand, fehlten ihr die Worte, um zu sagen, dass man eine Zigarette ja auch ausmachen oder wegwerfen könne. Sie stand nur einfach da – inmitten der lachenden, sich anbrüllenden, trinkenden und kreischenden Leute – und ließ sich im Fluss der Musik treiben. Alle Gedanken, die sich den ganzen Tag in ihrem Kopf gedreht hatten, waren weg. Von den dampfbeschlagenen Fenstern bis zur rot blinkenden Bar schwang das gesamte Sassafras im selben Rhythmus, und Vivian mit ihm.
Genießen Sie das komplette Lesevergnügen!
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P.S.: Weihnachten is coming! Von der Autorin handsignierte Exemplare können persönlich bestellt werden über: buch@evaengelken.de oder auch telefonisch: Tel: 02161 4680009
Video © Eva Engelken, edition eva & adams | evaengelken.de
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