Vier Wochen lang herrschte in der Stadt Mönchengladbach himmlische Ruhe, man konnte auf den Straßen radeln, skateboarden oder zu Fuß gehen, ohne Autos fürchten zu müssen. Wäre das nicht schön, das immer zu haben?
Das Leben in Mönchengladbach wirkte märchenhaft. Kein Auto nirgends. Doch kaum sind die ersten Lockerungen in Kraft und einige Läden wieder geöffnet, ist die Ruhe vorbei. Der oder die gemeine Pkw-Fahrer*in fängt wieder an zu rasen, als gehöre ihm oder ihr die Stadt alleine.
Muss wirklich der ganze Verkehrsraum den Autos gehören?
Leider beherrschen die Autofahrer*innen im Normalfall den Verkehrsraum dieser Stadt. Gucken Sie sich um, wie viel Fläche in dieser Stadt für Autos reserviert ist: Straßen, Parkflächen, Parkplätze, Parkhäuser. Daran ändert auch die neue Straßenverkehrsordnung nicht unmittelbar etwas, auch wenn sie mit ihren strengen Ordnungswidrigkeiten natürlich hilfreich ist.
Sogar auf vielen Bürgersteigen dürfen Autos ganz legal parken, was sie in Mönchengladbach eifrig tun. Leider macht das die Bürgersteige unverantwortlich schmal. Anstatt mit mindestens 1,50 Meter Abstand aneinander vorbeigehen zu können, müssen sich die Menschen drängeln. Alte Menschen, die ihren Rollator oder Eltern, die den Kinderwagen schieben – alle müssen sich dünn machen.
Schluss mit dem Bürgersteigparken
Die konsequenteste Sicherheitsmaßnahme wäre eine Abschaffung der oben gezeigten Verkehrsregel. Der Gewinn wäre für alle hoch. Es sinkt die Ansteckungsgefahr und man schützt besonders ältere Menschen, die durch #COVID-19 ja besonders gefährdet sind. Dabei helfen, diese Regelung durchzusetzen müssten die Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes. Sie sind ja ohnehin gefragt, die neue Straßenverkehrsordnung mit ihren hohen Bußgeldern durchzusetzen. Die neuen Regelungen gehen noch nicht weit genug, beginnen aber, klar zu machen, dass Radfahrer respektiert werden müssen.
#Reconquerthecity #mehrPlatzfuersRad
Wenn man fürs Auto weniger Platz zum Parken hat und Radfahrende nur noch mit großem Sicherheitsabstand (neue Straßenverkehrsordnung) überholen darf, wird es attraktiver sich nach Alternativen zum Auto umzusehen. Die Stadtverwaltung und der Rat könnten hier einiges tun, um das Radfahren sicherer und angenehmer zu machen.
Als Erstes brauchen Radfahrende Platz und Sicherheit. In der Lockdownphase von #Corona stand die volle Straßenbreite leer. Man könnte die Übergangsphase nutzen und einen Teil der Straße den Menschen zurückgeben.
Pop-up Radwege – warum nicht auch auf Fliethstraße oder Bismarckstraße?
Diverse deutsche Städte haben die Coronazeit genutzt, den Menschen die Stadt zurückzugeben. Warum sollte das nicht auch in Mönchengladbach funktionieren?
Die Viersenerstraße – ideal für breite Fahrradspuren. Mittig und in Ruhe auf der Fliethstraße fahren – warum nicht auch mit dem Fahrrad?
Pop-up-Radwege wären ein guter Anfang. Zum Beispiel eine von den vier bis sechs Spuren auf der Bismarckstraße für den Radverkehr reservieren! Aktuell ist die Bismarckstraße einfach zu gefährlich, um dort Fahrrad zu fahren. Also man kann es, aber als Mensch hat man nur ein Leben, und das will man nicht aufs Spiel setzen. Bei einem Zusammenstoß mit einem Lkw, einem SUV oder auch nur einem nervösen Twingo würde man den Kürzeren ziehen. Deswegen rate ich meinen Kindern, auf dem Bürgersteig zu fahren, und fahre selbst auch auf dem Bürgersteig.
Das habe ich heute auch schon wieder gemacht. Natürlich hat mich ein Pärchen angemault, „hier ist kein Radweg.“ Was sollte ich antworten? „Ja, du Schnepfe, das weiß ich selber! Aber ich begehe lieber eine Ordnungswidrigkeit als zu riskieren, im Krankenhaus zu landen. Oder im Leichenwagen. Von den tödlichen Radunfällen in dieser Stadt gehen einige aufs Konto der Bismarkstraße! Und wenn kein Unfall passiert, liegt das nicht an der Rücksicht der Autofahrer*innen. Es liegt schlicht und einfach daran, dass sich in dieser Stadt kaum jemand aufs Rad traut!
Kostenlose Busse tun Menschen und Umwelt gut
Um die Straßen leer zu halten, könnten kostenlose Busse einen wichtigen Beitrag leisten. Wenn man einen Teil des Geldes, das man in den Ausbau der Straßen und Parkplätze steckt, für die Busse abzweigt, könnten alle gratis Bus fahren. Das wäre gerecht, ruhiger und für sicherer.
Die während #Corona ausgestorbene Hindenburgstraße vorm Minto Wenn man die Autos verbannt, hat man Platz in Hülle und Fülle!
Weg vom Auto hin zum Menschen
Kleiner Blick in die Statistik: Ohne Corona werden nur 6 Prozent aller Wege in Mönchengladbach mit dem Rad zurückgelegt, 15,1 Prozen zu Fuß, 17 Prozent mit Bus und Bahn und 62 Prozent dagegen mit dem Auto. Für ein gesundes Klima wären dreißig Prozent Fahrrad und 30 Prozent Auto gut.
Weg mit den Parkstreifen, her mit den breiten Umweltstreifen!
Derzeit nehmen die parkenden Autos den gesamten Platz am Rand der Straßen ein. Dabei könnte man ihn viel besser für bequeme und breite Fahrradstreifen nutzen könnte. E-Bikes, Lastenräder, E-Scooter und welche Verkehrsmittel außer dem Auto sonst noch zum Einsatz kommen.
Nachts die Geschwindigkeit senken
Nachts sind die Straßen zurzeit unglaublich leer. Wäre es nicht schön, wenn man etwas von dieser Ruhe auch in die Nach-Corona-Zeit retten könnte? Wie wäre es mit einer nächtlichen Geschwindigkeitsbeschränkung? Statt rasen, weil die Straßen frei sind, extra langsam fahren. Damit nachts Menschen mit dem Rad, dem E-Bike oder dem Skateboard oder zu Fuß unterwegs sein könnten.
Temporäre Freizeitstraßen
Warum gehören die Straßen eigentlich immer den Autos? Wäre es nicht bestens möglich, sie zum Beispiel außerhalb der Berufsverkehrszeiten den Fußgänger*innen und Radfahrenden oder den Skatern zurückzugeben? Verkehrsplaner*innen, wie wär’s? Temporäre Freizeitstraßen? Autos, die partout nicht stehenbleiben können, müssen sich zur Not halt durchschleichen. Aber maximal mit 10 km/h und nicht mit 40 km/h und mehr!
Die mobile Zukunft startet jetzt
Für ein entspannteres Miteinander wäre es gut, die Stadt den Menschen zurückgeben. Es bedeutet mehr Lebensqualität für alle. Es ist auch gerechter. Im Normalfall sind Menschen ohne Auto derzeit Verkehrsteilnehmer oder Verkehrsteilnehmerinnen zweiter Klasse.
Der Moment, die Weichen umzulegen, ist jetzt!
Mitmachen:
Haben Sie Ideen, wo die Stadt nachbessern sollte? Wo Radwege im Nichts enden? Machen Sie ein Foto und taggen Sie es mit #MehrPlatzfuersRad!
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