Frauen dürfen sexy sein und sich so kleiden, bis sie den Löffel abgeben. Auch wenn es immer noch RedakteurInnen gibt, die das bei Frauen jenseits der Fruchtbarkeitsgrenze unpassend finden. Eine Analyse, die Sie nicht lesen sollten, wenn Sie zufällig das Wörtchen Sex nicht mögen.
Ich las mit Erstaunen, dass eine Ex-Vogue-Chefredakteurin das Ex-Supermodel Helena Christensen gedisst hat, weil die mit ihren 50 Jahren in einer schwarzen Spitzenkorsage über den roten Teppich gelaufen ist. Eine Selbstverständlichkeit, aber Frau Shulmann fand Christensen offenbar zu alt für Sexyness.
Zeit für eine Klarstellung. „Sexy“ heißt nicht „fruchtbar.“ Jemanden als „sexy“ zu bezeichnen, heißt, sich theoretisch vorstellen zu können, dass man selbst oder jemand anders mit dieser Person Sex hat.
Vielleicht kann sich Redakteurin Shulman nicht vorstellen, dass eine Frau Sex haben kann, wenn sie nicht mehr fruchtbar ist. Sehr junge Menschen können sich ja manchmal auch kaum vorstellen, dass Menschen, die älter als dreißig sind, es noch miteinander treiben, igitt. Indes sind gerade Frauenkörper auch jenseits der Fruchtbarkeitsschranke noch bestens auf Sex eingestellt. Studien zufolge besser als gleichaltrige Männer, was im Übrigen für jugendliche Lover spricht. Geben die entsprechenden Hirnregionen grünes Licht, beginnen im Unterleib Schwellkörper zu schwellen, steigt der Blutumsatz und aus den bartholinischen Drüsen quellen Flüssigkeiten. Manchmal so viel, dass die Frauen anschließend das Bettlaken wechseln müssen. Und all das, obwohl keine noch so kleine Eizelle mehr bereit ist, sich befruchten zu lassen.
Frauen sind mehr als mit Speck ummantelte Brutkästen, auch wenn Boulevardmedien regelmäßig verrückt spielen, wenn sich ein bekanntes Model jenseits der 40 erdreistet, ihren jüngeren Lover oder ihren Körper auf Instagram & Co zu präsentieren. Entspannt euch, liebe RedakteurInnen. Sex ist auch für Alte da. Der Spaß nimmt jenseits der Fruchtbarkeitsschranke sogar oft noch zu, weil sich die leidige Verhütungsfrage nicht mehr stellt. Jede Frau, die schon einmal in die Toilette geguckt und inständig gehofft hat, es würde endlich rotes Blut sichtbar, weil das bedeutete, uff, nicht schwanger, erinnert sich. Und freut sich, diese Sorge los zu sein.
Bitte gönnt Frauen diese Freude. Ihr seid doch nicht der Papst, der Verhütungsmittel ablehnt und Sex für die Fortpflanzung reserviert hat. Und überlasst es jeder, die Lust hat, sich so sexy zu kleiden wie sie will. Oder so unsexy wie sie will. Frausein hängt nicht von Sexyness ab.
Astrid Lindgren sagte mal: „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern.“ Das gleiche gilt für Korsagen oder was auch immer. Keine Frau muss Rücksicht nehmen, dass irgendjemand ihren Anblick unpassend finden könnte.
Wenn jemand meckert, verweisen Sie ihn auf die Gleichberechtigung. Es verbietet ja auch niemand alten Männern, labbrige Hosen zu tragen, die nur notdürftig Testikel von ähnlicher Konsistenz kaschieren, oder enge oder kurze Hosen, die Dinge präsentieren, die frau nicht sehen mag. Kein Moderedakteur würde zu einem Mann sagen: „Du bist ein alter Mann, du darfst nicht mehr sexy sein.“ Im Gegenteil. Als Mick Jagger 2018 seinen 75. Geburtstag erreichte, feierte ihn das GQ-Magazin für „75 Jahre Style und Sex“. Helena Christensen ist ein Vierteljahrhundert jünger. Und sie soll sich nicht sexy kleiden dürfen, obwohl sie schön und sexy ist? Darauf gibt es nur eine Antwort: du kannst mich mal! 😉
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