Worum es bei der „Kritik“ an Terre de Femmes wirklich geht: Propaganda gegen Frauen.
Bei der 15-Minuten-Aktion „Männerwelten“ von Joko und Klaas auf ProSieben passierte es wieder: Menschen regten sich auf, weil die „umstrittene Organisation Terre de Femmes“ die beiden mit Rat und Tat unterstützt hatte. Sogar in meinem Netzwerk, wo man die Aktion der beiden Fernsehmoderatoren lobenswert fand, erwähnte eine Kollegin, dass Terre des Femmes ja sehr in der Kritik stünde, unter anderem wegen rechter Tendenzen und anti-muslimischer Aussagen.
Wäre Terre de Femmes tatsächlich all das, was man ihr vorwirft, sollte sich die Frauenorganisation dringend um Besserung bemühen. Fakt ist jedoch, Terre de Femmes ist nichts davon, aber sie ist eine kämpferische und zum Glück aller Frauen einflussreiche Frauenorganisation. Das ruft Gegner auf den Plan. Vorwürfe, die interessierte Kreise gegen Terre de Femmes verbreiten, sind nichts anderes als gut platzierte Propaganda und Meinungsmache; ihr einziges Ziel: eine starke Frauenorganisation zu diskreditieren und in ihrem Kampf für Frauenrechte zu schwächen. Und je mehr Menschen nachplappern, dass die Organisation „umstritten“ sei, desto besser gelingt das.
Die von mir geschätzte Bloggerin und Instagramerin Julia Gabriela hat die Kritik auf Facebook eindrucksvoll zerpflückt und zusammengefasst, warum die Organisation Terre des Femmes ihren Gegnern ein Dorn im Auge ist:
TdF leisten nun schon seit vielen, vielen Jahren unheimlich wichtige Arbeit für Frauenrechte, insbesondere in Bezug auf Genitalverstümmelung, Ehrenmorde und Zwangsverschleierung. Wer mir auch nur eine Organisation in Deutschland nennen kann, die in diesen und anderen Aspekten ähnlich stark engagiert ist, auch vor Ort hilft und ähnlich viele Menschen errieicht, dem geb ich ein Bier aus. prägnant zusammengefasst.
Julia Gabriela auf Facebook
Die Kritik entbehrt bei genauem Hinsehen jeglicher Grundlage
Guckt man die „Kritikpunkte“ an Terre de Femmes scharf an, zerfallen sie zu Staub.
Was interessierte Kreise bei TdF als „antimuslimisch“ oder gar als Rassismus interpretiert sehen wollen, ist berechtigte Kritik am politischen Islam. Dieser schränkt Frauen in elementaren Menschenrechten ein und vertritt einen Ehrbegriff, der im Extremfall zu Ehrenmorden an Frauen führt. Niemals richten sich Forderungen gegen Menschen mit muslimischem Glauben per se. Im Gegenteil unterstützt Terre de Femmes zahlreiche Frauen mit muslimischem Hintergrund.
Es macht die Kritik am politischen Islam nicht weniger stichhaltig, dass man die gleiche Kritik auch am fundamentalistischen Christentum üben kann. Was die evangelikalen Christen fordern, etwa in Sachen Moral, Kleidervorschriften, Sexualität, ist zutiefst frauen-, lust- und freiheitsfeindlich.
Terre de Femme als Frauenorganisation ist ein natürlicher Feind der Rechten
Was den Vorwurf, „rechts“ zu sein angeht, trifft er ebenfalls nicht zu.
Hier lohnt aber ein genaues Hinschauen. Die Neo-Rechten und die ihnen teils nahestehenden fundamentalistischen Christen vertreten einige Positionen, die auch TdF vertritt. Zum Beispiel sind beide sind gegen Leihmutterschaft, gegen Pornografie oder gegen das Kinderkopftuch.
- Die NeoRechten und fundamentalistischen Christen haben jedoch das Ziel, Frauenrechte (wieder) einzuschränken und ihr antifeministisches, von christlichen Moralvorstellungen geprägtes Weltbild durchzusetzen.
- Terre des Femme lehnt Leihmutterschaft, Pornografie oder das Kinderkopftuch hingegen ab, weil sie dadurch die Menschenwürde von Frauen verletzt sieht.
Um des Schutzes der Frauen willen hat Terre de Femme in anderen Fragen eine komplett entgegensetzte Meinung wie die Neo-Rechten und fundamentalistischen Christen. Zum Beispiel ist TdF für das Recht auf Abtreibung, das die Neo-Rechten am liebsten abgeschafft sähen.
Eine vermeintliche Schnittmenge macht die Forderungen von TdF nicht weniger berechtigt
Im Ergebnis gibt es also einige Positionen, die sowohl von Rechts als auch von TdF vertreten werden. Diese Schnittmenge macht die jeweiligen Positionen von TdF aber nicht weniger berechtigt. Und sie macht TdF nicht zu einer Organisation mit „rechten Tendenzen“. Als Frauen-Organisation ist und bleibt TdF ein natürlicher Feind der Rechten.
Es hilft aber den Rechten und sonstigen Antifeministen beziehungsweise schädigt die Frauenorganisation, wenn Leute ihre Meinungsmache als sogenannte „Kritik“ weiter verbreiten. Das wirkt wie Dreckschmeißen. Es bleibt immer etwas kleben. Und im Ergebnis schwächt es nicht nur die Organisation, sondern auch die Forderungen. Anstatt sich dem Kampf für Frauenrechte zu widmen, muss die Organisation immer mehr Energie aufwenden, um die Vorwürfe gegen sich selbst zu entkräften.
Kritik soll einflussreiche Stimmen zum Schweigen bringen
Denken Sie nur an Alice Schwarzer. Wieviel „Kritik“ wird an ihr geübt, wieviele Vorwürfe über ihr ausgekippt, weil sie angeblich rassistisch und islamophob sei. Dabei ist sie genau wie Terre de Femme explizit nur gegen den politischen Islam, der Frauen als Menschen minderer Rechte behandelt, und nie gegen Menschen mit muslimischer Glaubensüberzeugung. Desgleichen ist sie nicht gegen Christen per se, sondern nur gegen freiheitsfeindliche fundamentalistische Evangelikale. Auch hier hat das Dreckwerfen gegen sie nur den einen Zweck: eine einflussreiche Kämpferin für Frauenrechte mundtot zu machen.
Natürlich stehen auch die hier nicht weiter behandelten Kritikpunkte, mit denen sich Terre de Femme oder Alice Schwarzer auseinandersetzen müssen, unter dem Verdacht, nichts als bewusstes Dreckwerfen zu sein. Dazu zählen etwa der Vorwurf der Transfeindlichkeit oder der Sexarbeiter*innenfeindlichkeit.* Bei genauem Hinsehen entpuppen sich beide auch als unberechtigt. Mehr dazu ein andermal.
In jedem Falle gilt: Achten Sie das nächste Mal darauf, bevor Sie unbedacht erwähnen, dass irgendwer „umstritten“ sei. Im Zweifelsfall ist interessierten Kreisen daran gelegen, die angeblich „umstrittene“ Person solange mit Kritikdreck zu verschmutzen, bis sie schließlich unglaubwürdig wird und ihre Forderungen nicht mehr als berechtigt erscheinen.
Wenn Sie mehr zum Thema Sprache, Kommunikation und Framing lesen wollen, empfehle ich Ihnen meinen Blog Klartext-Anwalt.de, z.B. Hier zu Framing.
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