Warum braucht es manchmal Worte, die ohne Schnörkel zum Punkt kommen und keine Umwege durch das Ungefähre mehr machen? Zum Thema Transgender sind wir Frauen jetzt an einem kritischen Punkt. Es ist ernsthaft Gefahr in Verzug. Der Kampf um die Gleichberechtigung in unseren noch immer patriarchal geprägten europäischen Gesellschaften ist noch nicht vorbei, da rollt schon die nächste gesellschaftliche Gruppe an, die den unbedingten Willen hat, ihre Befindlichkeiten über die Bedürfnisse und auch Rechte von Frauen zu stellen. Und das mit Hilfe von Ideologie und Gesetzgebung.
Klartext ist nicht rechts, sondern notwendig
Ein Grund, warum einige meiner Freundinnen und Bekannten auf Distanz gehen, besteht darin, dass sie meine Texte für verletzend halten und eine politische Radikalisierung vermuten. Sie fürchten ernsthaft, ich sei politisch abgedriftet. Denn wer sich so ausdrücke wie ich, der riskiere, Menschen zu diskriminieren. Der müsse ein Rassist oder „rechtsextrem“ oder zumindest „rechtsextrem unterwandert“ sein. Damit reagieren sie so, wie es inzwischen auf vielen Ebenen gängig ist: wer nicht mit in die zurzeit politisch verordnete Richtung denkt, wird in die „rechte Ecke“ gestellt. Das tut mir weh.
Vielen Frauen und diversen Männern, darunter die weltberühmte Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, ergeht es noch viel schlimmer als mir in meinem persönlichen und politischen Umfeld. Menschen wenden sich nicht nur von ihnen ab, sondern bedrohen sie, verleumden sie massiv, zerstören Karrieren oder versuchen es zumindest.
Was steht auf dem Spiel?
Wer sich als Frau sozial stabil und gut behütet fühlt, mag glauben, dass die Probleme, die mit der de-facto-Abschaffung des Geschlechts einhergehen, Themen sind, die mit dem eigenen Leben nichts zu tun haben und dass Frauen, die Probleme sehen, wo offenbar gar keine sind, „transfeindlich“ (ein Propagandabegriff des Transaktivismus) seien oder nach „rechts abgebogen“.
Wer kein Kind hat, dem es psychisch schlecht geht und das droht, in der dauerhaften Umgestaltung seines Körpers die Heilung für eine vorübergehende pubertäre Destabilisierungen zu suchen, kann das Ganze leicht abtun. Wer aber als Frau und Mutter oder als Vater und Partner oder als Großeltern, kurz, als kritisch denkender Mensch bereit ist, hinzugucken, hat keine andere Wahl, als sich ein paar Fragen zu stellen.
- Welche Folgen hat es für Frauen, darunter auch lesbische Frauen, wenn ich bejahe, dass jeder Mann auch eine Frau sein kann? Oder gar das Axiom unterschreibe, das unter anderem die Bundesfamilienministerin vertritt, “Transfrauen sind Frauen“?
- Wie kann ich beschreiben, was ich erlebe und fühle, wenn ich „transinklusiv“ von gewalttätigen Frauen sprechen soll, die in der Realität transidente Männer sind?
- Wie können lesbische Frauen ihren sexuellen Bedürfnissen Ausdruck verleihen, wenn sie akzeptieren sollen, dass auch transidente Männer Lesben sein können oder dass ein Penis ein weibliches Geschlechtsorgan sein kann?
- Wie können sich minderjährige lesbische Frauen gegen Kontaktanbahnungsversuche erwachsener Männer zur Wehr setzen, die ihnen weismachen, sie seien „genderqueere Lesben und innerlich erst 18 Jahre alt“?
- Wie können Frauen die von ihnen erlebte missbräuchliche Annäherung benennen, wenn sie Angst haben müssen, mit klaren, unmissverständlichen Formulierungen als „queerfeindlich“ zu gelten?
Unverblümtheit ist nicht jedermanns Sache – aber für sprachliches Rumeiern bleibt keine Zeit mehr
Viele Menschen, die ich kenne, würden sich eher die Zunge abbeißen, als irgendetwas zu äußern, mit dem sie bei anderen anecken könnten. Für mich hingegen ist es wichtig, für die Dinge einzustehen, die ich für wichtig und richtig erachte, Gegenwind hin oder her.
In den 80er, 90er und Nullerjahren konnte man ohne Risiko über politische Konflikte oder gesellschaftliche Spannungen diskutieren. Niemand hätte sich darüber mit Freundinnen, Familie oder Kollegen ernsthaft zerstritten. Seit 2015 hat sich das sukzessive und seit 2020 unübersehbar geändert. Nicht weil Menschen plötzlich und zuhauf „menschenfeindlich“ geworden wären, sondern weil im Kontext medial begleiteter Meinungsbildungsprozesse abweichende Auffassungen als Ausdruck einer problematischen inneren Haltung abgelehnt werden.
Dabei ist es gerade in Demokratien fatal, wenn sich Zivilgesellschaft und Medien wegducken aus Angst, mit klaren Worten anzuecken. Weil sie dann das aus der Hand geben, was sie von Diktaturen unterscheidet: den Meinungspluralismus. Um Konflikte zu lösen, muss man unterschiedliche Sichtweisen besprechen und Meinungsverschiedenenheiten aushalten.
Als Grundlage einer pragmatischen Meinungsbildung muss man, so meine Meinung, in klaren Worten über die Auswirkungen gesetzlicher und gesellschaftlicher Neuordnungsversuche sprechen.
Klartext für Frauen ist jetzt nötig. Das Gesetzesvorhaben liegt für Herbst 2022 im Bundestag
Bei allem, was ich schreibe, geht es niemals gegen das Existenzrecht von Menschen, die sich in ihrem biologischen Körper nicht beheimatet fühlen. Es geht um klar benennbare Grenzüberschreitungen aggressiver Aktivisten und Aktivistinnen, die nicht für die gesamte Queercommunity sprechen, die Frauen, Kindern und Jugendliche schaden und auch die Grenzen von Teilen der eigenen Klientel missachten.
Die ungute Entwicklung, kritisch fragende und widerständige Geister reflexhaft als „rechts“ zu framen, wird mich nicht aufhalten, das, was ich sehe, einzuordnen und zu benennen. Solange weder die öffentlich-rechtlichen Medien, noch die klassischen Printmedien oder Fernsehsender hierfür ebenso viel Raum einräumen wie für die unkritische Darstellung der vermeintlichen Vorzüge der Aufgabe der Geschlechtskategorie, nutze ich neben den klassischen Medien und TV-Sendern dazu auch alternative Medien und Plattformen zur Diskussion und Informationsvermittlung .
Wo verorte ich mich selbst in den aktuellen Debatten?
Für mich ist es kein Zeichen von Progressivität, auf berechtigte Forderungen aus Frauenperspektive zu verzichten. Eine Ideologie, die das Geschlecht abschaffen will und Frauen, die überall auf der Welt für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung kämpfen, in einer Sammelkategorie namens FLINTA unterbringt, oder als „Cis-Personen“ markiert, leugnet die geschlechtsspezifische Realität von Frauen. Und dazu werde ich mich weiterhin kritisch äußern.
In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen dieses Blogs und meines am 15.September erscheinenden Buches.
HEIDE
Hallo erst durch Zufall habe ich über diese Problematik jetzt gelesen.Möchte Dir weiter folgen.Denke so ähnlich wie Du und habe öfters das Gefühl auf einem anderen Stern zu leben.Nein bin kein isoterisches Sternchen sondern Bäuerinn u Unternehmerin aus Bayern.Würde mich freuen über eine Rückmeldung
Eva MM
Ach Eva, würden doch nur mehr Menschen endlich verstehen worum es hier geht, und den Mut und die Kraft aufbringen sich entsprechend öffentlich zu äußern, statt Stumm und angstvoll wegzuschauen.
Selbst die, die wissen was hier auf uns und unsere Gesellschaft zukommt, verstecken sich hinter der Fassade einer falschen Solidarität und Loyalität.
EE
Es ist zum Weinen. Mein Netzwerk mit lauter sich als aufgeklärt und liberal wähnenden Frauen hält mich für „rechts abgebogen“, weil ich hinschaue. Ich hoffe, es setzt irgendwann ein Umdenken ein, und zwar bevor eine weitere Frau von einem lesbenfeindlichen MAnn umgebracht wurde oder eine Frau, die als TERF entmenschlicht wurde…