No time to Read? Es geht darum, warum „umstrittene“ Frauen medial vernichtet werden und wie sie sich dagegen wappnen können.
Ich gebe zu, dass mein TV-Konsum übersichtlich ist. Es passiert eher, dass ich Schnipsel einer ARD-Talkshow auf Twitter oder in einen YouTube-Beitrag eingebettet konsumiere, als dass ich zur festgesetzten Sendezeit vor dem Fernseher sitze. Erst dann schaue ich mir eventuell in der Mediathek die ganze Sendung an. Und wenn ich das tue, finde ich mein Vorurteil bestätigt, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR), den ich wie alle Gebührenzahlungspflichtigen mit 18 Euro im Monat sponsere, ziemlich unschön auf Personen einprügelt, die er als „umstritten“ framed.
„Umstritten“ heißt, dass sich die Person jenseits der im ÖRR herrschenden Denkrichtung positioniert.
- Eine umstrittene Person findet zum Beispiel nicht, dass das Geschlecht zwischen den Ohren bestimmt wird, sondern durch die fortpflanzungsbedingte Binarität des menschlichen Körpers.
- Sie hält es für fatal, Kindern gegen ihre Eltern die Entscheidungsfreiheit über ihr Leben und ihren Körper zu geben.
- Eine „umstrittene“ Person weist darauf hin, dass in Kriegen beide Kriegsparteien Kriegsverbrechen und Vergewaltigungen begehen.
- Eine „umstrittene“ Person hält Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland für zielführend.
- Eine umstrittene Person hält es für ihr gutes Recht, zu einer als Impfung titulierten Behandlung Nein zu sagen, wenn diese garantiert keinen Ansteckungsschutz bietet, aber dafür jede Menge Nebenwirkungen, und mutmaßlich eine europaweite Übersterblichkeit verursacht.
- Eine „umstrittene“ Person denkt darüber nach, dass Menschen durch schwere (Sexual-)Straftaten ihr Gastrecht nach der Genfer Flüchtlingskonvention verwirken.
- Eine umstrittene Person glaubt nicht, dass jedes Grundschulkind ein Tablet von Apple besitzen muss, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein.
Der gemeinsame Nenner der umstrittenen Personen ist, dass sie nicht auf der Linie der vermeintlich fortschrittlichen Positionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke liegen, die in weiten Teilen auch von CDU und FDP vertreten werden. Bei diesen Positionen handelt es sich längst nicht mehr um eine bunte Meinungsvielfalt im Parteienspektrum. Es ist auch nicht so, wie zahlreiche wohlmeinende Naivlinge zum Beispiel aus meinem Ex-Frauennetzwerk meinen, dass alle Personen, die eine „umstrittene“ Gegenmeinung zu diesen Positionen vertreten, konzertiert nach rechts abgebogen sind und ihr Herz für die AfD entdeckt haben.
Zum Abschuss freigegeben: Menschen mit „umstrittenen“ Meinungen
Der gemeinsame Nenner der vermeintlich fortschrittlichen Positionen liegt darin, dass sie fremde Interessen vertreten. Die Bloggerin Aya Velasquez sieht diese Positionen im Einklang mit der US-amerikanischen bzw. CIA-getriebenen Linie. Positionen, die die geopolitischen Interessen des US-amerikanischen Militärs fördern, die Interessen der BigTech-Unternehmen und BigFinance-Player und die von den von ihnen gesponserten NGOs verbreitet werden. Das sind Leute, die viel Kohle aber wenig Humor haben. Das zeigt sich am Umgang mit den umstrittenen Personen, die sich herausnehmen, ihre Interessen zu vertreten.
Würde es darum gehen, einen simplen Streit beizulegen, könnte man so lange Argumente und Gegenargumente austauschen, bis man zu einer guten Lösung gekommen wäre – eine Lösung, die die Interessen beider Seiten berücksichtigt. Man könnte über das Thema Schutzräume für transidentifizierende Personen sprechen. Man könnte über eine Neugestaltung der Finanzierung für geflüchtete Menschen sprechen. Man könnte über das Für und Wider von Windkraft sprechen.
Man könnte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der als ausführendes Organ der herrschenden Regierungsmeinung agiert, zeigt jedoch, dass es um alles andere geht als um ein friedliches Ringen um die beste Lösung.
Worum es geht, ist das humorlose Niederknüppeln aller Meinungen und Handlungen, die den erwähnten geopolitischen Interessen oder Partikularinteressen mächtiger Gruppierungen zuwiderlaufen.
Aya Velasquez schreibt auf ihrem Telegramkanal: „Es geht schon lange nicht mehr um richtig oder falsch, Diskurs oder Wahrheitsfindung, sondern nur darum, den Vertreter einer politisch nicht opportunen Meinung medial zu vernichten.“
Willfährige öffentlich-rechtliche Hampelfrauen
Anfangs war ich geknickt, wenn ich beobachtete oder am eigenen Leib erlebte, wie mit Personen, die „umstritten“ ist, medial umgegangen wird. Mittlerweile macht es mich nur noch wütend. Umso mehr, als ich selbst eine journalistische Ausbildung an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten genossen haben, und es mich schmerzt, wenn die öffentlich-rechtlichen Vertreter meiner Zunft wie Hampelmänner, pardon, Hampelfrauen zappeln, wenn man an ihrer Schnur zieht.
Vor allem erbost es mich als Frau, das so sichtbar auf Frauen eingeprügelt wird, die sich mit einer umstrittenen Meinung ins Rampenlicht wagen. Darunter ist Alice Schwarzer, die im Dezember 80 wurde und immer noch mit anbetungswürdiger Energie und Klarheit für Frauenanliegen und Frieden eintritt.
Ein besonders peinliches Beispiel einer Zappelmarionette ist Sarah Bosetti, die gebührenfinanziert mit säuselnder Stimme genau das verlautbart, was den Strippenziehern an billigem Schwarzer- und Wagenknecht-Bashing in die Agenda passt: https://www.youtube.com/watch?v=4LdJ3fwe3p8 .
- Manifest für Frieden: https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-frieden
Es ist armselig, wie sich die öffentlich-rechtlichen Säue an einer Eiche namens Sahra Wagenknecht abschubbern, die kanzlerinnentauglich und unbeirrt die umstrittene Position der Vernunft vertritt. Bekäme sie es hin, eine eigene Partei zu gründen, bekäme sie nicht nur von der AfD, sondern auch von mir eine Stimme, da ich meine eigene Partei derzeit nicht wählen kann.
Je mehr Substanz, desto brutaler die Vernichtung
Je einflussreicher die Frau, desto kräftiger die Prügel. Aya Velasquez schreibt über einen medialen Vernichtungskrieg: „Ein solcher Vernichtungskrieg läuft aktuell gegen Sahra Wagenknecht – in meinen Augen, weil sie aus US-amerikanischer/ CIA-Perspektive momentan die gefährlichste politische Person in Deutschland darstellt.“ Wenn man der neuen Hart-aber-fair-Fehlbesetzung Louis Klamroth zuhört, könnte man auf die Idee kommen, dass es ihn auch persönlich triggert, einer Frau gegenüberzustehen, deren Niveau und Wissen ihn wie einen Idioten aussehen lassen.
Dass die Stärke der Prügel ein Indiz für den Einfluss der Person mit der umstrittenen Meinung ist, muss man sich klarmachen. Ein weiteres Beispiel, die das belegt, ist die prominente Politikprofessorin Prof. Dr. Ulrike Guérot. Ihr wurde gerade von der Uni Bonn gekündigt. Offiziell wegen eines Plagiats, das keines war, inoffiziell weil sie eine eigenständige und daher „umstrittene“ Meinung zur Corona-Politik, zu Wirtschaftssanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine vertritt. Weil sie das medial wirksam in Büchern und Talkshows und gegenüber ihren Studierenden tut, muss sie vernichtet werden.
Auch in deutschen Medien niedergemacht wird J.K. Rowling, weil sie Frauenrechte gegen Transideologen verteidigt. In einem kleineren Maßstab verprügelt und vorgeführt werden Marie-Luise Vollbrecht, Huschke Mau, Christine Finke, ich. Rona Duwe bekommt Abmahnungen von Transorganisationen, weshalb sie gerade Geld für Rechtshilfe sammelt (https://gofund.me/81e832ca) . Ein Signal, dass sie ins Schwarze getroffen hat. Es geht bei den aktuellen Abmahnungen um die Frage, ob Pädophile Täter Einfluss auf Kinder erhalten können.
Wie halten Frauen das auf-sie-Einprügeln aus? Indem sie den auf sie geworfenen Kot abtropfen lassen. Mal mehr mal weniger erfolgreich. Schön ist es nicht. Von Sahra Wagenknecht war vor einigen Jahren zu hören, sie habe einen Burnout erlitten, weshalb sie seinerzeit den Fraktionsvorsitz niederlegte. Ulrike Guérot schrieb jüngst, dass ihr der Gegenwind zusetze. Alice Schwarzer erwähnt in ihren Memoiren mehrere Phasen, in denen ihr das öffentliche Bashing Nerven und Gesundheit raubte.
Leider prügeln Frauen mit und wähnen sich auf der richtigen Seite
Ich glaube, keiner Frau macht es Spaß, sich mit Dreck bewerfen zu lassen. Vor allem nicht, wenn sich andere Frauen daran beteiligen. Mich hat es im vergangenen Jahr mehr getroffen als ich mir anfangs eingestehen wollte, dass mein langjähriges Frauen-Texterinnen-Netzwerk und ich nicht mehr auf einer Linie waren, weil ich zur Covid-Pandemie und zur Transgenderideologie jede Menge umstrittene Meinungen vertrat. Dass sich unsere Wege trennen würden, war folgerichtig. Doch die Art und Weise, wie mich die Netzwerkgründerin Anfang September 2022 rauswarf, war ein gezielter Akt der Vernichtung. Ohne Anhörung, ohne Anruf, ohne Gelegenheit, mich nach 17 Jahren Mitgliedschaft in gegenseitigem Einvernehmen zu verabschieden. Der Vorwurf in der Rauswurfmail lautete, ich äußere mich gegenüber Transpersonen absichtlich verletzend und grenze mich nicht genug nach Rechts ab. Das Fenster zum Forum des Netzwerks war noch offen, als ich die Rauswurfmail las. Als ich fertig gelesen hatte und den Link zu meinem Netzwerkaccount wieder anklickte, war er gelöscht, zack, tot.
Das muss man sich mal vorstellen: Frauen eines Texterinnen-Netzwerkes, die sich auf die Fahnen schreiben, ob ihrer Solidarität und Wertschätzung das weltbeste Netzwerk zu bilden, kicken eine Mitfrau raus, weil sie außerhalb des Netzwerks „umstrittene“ Positionen vertritt.
Daran sieht man, wie wirkmächtig die mediale Durchdringung der herrschenden Positionen ist. Und wie leicht es den mit Gebührenmilliarden finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelingt – und den ebenfalls mehr oder minder auf Linie schreibenden Printmedien, Frauen mit umstrittenen Meinungen zu vernichten. Vielleicht zeigt es aber auch einfach nur, dass viele Frauen windelweiche Opportunistinnen sind.
Welche Konsequenz zieht frau daraus? Mund halten, lieb sein, weniger radikal sein, um die wohlmeinenden Frauen ihrer bisherigen Bubble nicht vor den Kopf zu stoßen? Sich klarmachen, dass frau das nicht tut und dann zurücktreten ins Glied der vielen Frauen, die brav die medial verbreitete Mehrheitslinie vertreten?
Es sind viele Frauen und sie werden wütender
Zurück auf Start ist für Frauen wie Männer, die einmal begonnen haben, eine eigene Meinung zu vertreten, keine Option. Zudem ist es ein Irrtum, zu glauben, es seien nur wenige Frauen, die eine umstrittene Meinung vertreten. Es werden im Gegenteil immer mehr, die schreiben, Infos sammeln, Demos oder Vorträge organisieren, die Briefe schreiben, mit PolitikerInnen sprechen oder auf die Straße gehen. Viele machen das nur mehr oder minder anonym oder engagieren sich nur im privaten Kreis, weil sie sich die öffentliche Häme nicht leisten können oder wollen. Besonders traurig ist es dann, wenn irgendwelche Journalisten oder Politiker behaupten, die Frauen würden sich zu den ganzen Themen ja nicht äußern. Sie tun es, aber sie sind leiser.
Mein Wunsch ist es, dass sich noch mehr Frauen aus der Deckung wagen und umstrittene Meinungen vertreten. Und dass sie sich selbst und anderen Frauen klarmachen, dass sie dafür keine Prügel verdient haben.
Vielleicht gelangen die willfährigen Hampelmänner und -frauen in den Medien oder die wohlmeinenden Frauen in den Frauennetzwerken und Vereinigungen zu der Einsicht, dass sie sich letzten Endes selbst schaden, wenn sie mithelfen, Menschen mit umstrittenen Meinungen wie schimmelige Äpfel in die Tonne zu treten.
- Es vergiftet die Atmosphäre eines Netzwerkes, wenn man nicht mehr sagen kann, was man denkt. Der Preis, den ein Frauennetzwerk dafür bezahlt, dass es Menschen wie mich niedergemacht hat, ist seine Integrität. Die hochtrabenden Werte der Wertschätzung und Solidarität sind leeres Geschwätz geworden, weil sie verraten wurden, kaum dass ein Mitglied – ich – umstrittene Meinungen vertreten hat. Doch das entgeht den wohlmeinenden Damen, die sich dazu beglückwünschten, sich von einer ach so radikalisierten Frau wie mir gelöst zu haben. Ebenso, dass es andere Frauen gibt, die ähnlich denken, weil sie mit ihrer Säuberungsaktion dafür gesorgt haben, dass andere sich gar nicht erst äußern oder das Netzwerk still und heimlich verlassen.
- Es vergiftet den Ton auf Redaktionsfluren, wenn Journalisten und Journalistinnen nicht mehr schreiben dürfen, was sie recherchiert und beobachtet haben. Julian Reichelt, Jan A. Karon, Judith Sevinc Basad oder Katrin Seibold sind nur einige der Journalisten, die ihren ehemaligen Medien den Rücken gekehrt haben, weil sie frei sein wollten, weiterhin guten Journalismus zu machen. Die Journalisten, die bleiben und sich dem expliziten oder unausgesprochenen Diktat, umstrittene Meinungen zu vernichten, beugen, merken es vielleicht am Anfang nicht, dass sie sich selbst verraten.
Was die Medien und wohlmeinenden MitbürgerInnen wieder kapieren müssen, ist: Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung. Diese Meinung als umstritten zu framen, wertet den anderen ab. Heutzutage sind Menschen, die eine umstrittene Meinung vertreten, Menschen, die sich trauen gegen jegliche Widerstände mit guten Recht für ihre eigenen Interessen einzustehen. Für ihre Rechte als Frau auf Sicherheit, Schutz und Nichtausbeutung. Für die Rechte als Eltern, für ihre Kinder zu sorgen. Für ihre Rechte als demokratischer Bürger und Bürgerin, bezahlbares Gas haben zu wollen und im Altenheim keine Flüchtlinge sondern die eigene Oma wohnen zu haben.
Dass die Ampelregierung neue Meldestellen eingerichtet hat, z.B. gegen Antifeminismus, trägt zu dieser Erkenntnis nicht viel bei. Eher bestärkt es Medien und Wohlmeinende in ihrem Vernichtungsfeldzug gegen Andersdenkende. Den Mund zu halten, ist trotzdem keine Lösung. Im Gegenteil. Man muss ihn aufmachen und andere ermuntern, es auch zu tun. Prügel hin oder her. Und man muss natürlich die guten Seiten der medialen Prügel betrachten. Sie zeigen anderen, dass es auch anders geht, als im Gleichschritt fremder Interessen zu marschieren.
In diesem Sinne, Ihnen ein schönes Wochenende!
Harald Wellmann
Kleine Korrektur: Julian Reichelt, nicht Jan.
EE
🙂 danke, korrigiert! Der Dreckpfuhlerteufel ist nicht totzukriegen! 😉
Harald Wellmann
Man könnte noch ergänzen:
Eine umstrittene Person glaubt nicht, dass ein direkter Zusammenhang zwischen menschengemachten CO2-Emissionen und der Durchschnittstemperatur besteht.
Eine umstrittene Person hält es für unwahrscheinlich, dass menschliches Handeln im Vergleich zu natürlichen Einflüssen überhaupt einen signifikanten Einfluss auf das Weltklima hat.
Britta
Julian Reichelt musste Frauen sexuell belästigen, um endlich frei zu sein, was hätte er sonst tun können!