Das Grüne Wahlprogramm für die Schleswig-Holsteinische Landtagswahl am 08. Mai. 2022 hat zwar ein eigenes Kapitel für die Queerpolitik, für Frauen jedoch nur mäßig viel zu bieten: Weder bei Minijobs oder Altersarmet, noch beim Schutz vor Gewalt in der Prostitution oder beim Schutz vor Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, oder beim Schutz vor Zwangsverheiratung, Hijab-Zwang und Genitalverstümmelung. Daher haben zwei grüne Mitfrauen, Dr. Antje Galuschka und Ute Lefelmann-Petersen, vier Änderungsanträge eingebracht, um das zu ändern. Ich stelle sie hier vor. #GrünesTeamRealität.
1. Antrag: Besserer Schutz von Frauen in der Prostitution
Der erste Antrag von Dr. Antje Galuschka ergänzt das Kapitel, wo es um den Schutz von Frauen vor Gewalt geht. Auch Prostitutierte sollen nicht aus den Augen verloren werden und nur beim Thema „Menschenhandel“ Beachtung finden. Denn jede Prostituierte erlebt Gewalt, und das darf nicht ausgeblendet werden. Wer von den Grünen Delegierten in Schleswig-Holstein etwas daran ändern möchte, sollte den Antrag unterstützen, oder zumindest seine Unterstützung signalisieren.

Du bekommst die Hälfte der Macht – Frauen
Antragsteller*in:
Antje Galuschka (KV Ostholstein)
Status:
Geprüft
Eingereicht:
04.02.2022, 15:22
TEXTTextdarstellung
Von Zeile 26 bis 28 einfügen:
Herkunft. Feststellen müssen wir aber, dass diese Gewalt zumeist von den männlichen Partnern oder Ex-Partnern ausgeht.Besonders durch männliche Gewalt betroffen sind Frauen in der Prostitution. Deshalb wollen wir einen Paradigmenwechsel in der Herangehensweise und diese Gewalt gegen Frauen
BEGRÜNDUNG
Frauen in der Prostitution sind der Willkür durch Sexkäufer ausgeliefert. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich gegen gewalttätige Freier zur Wehr zu setzen und sie erfolgreich anzuzeigen.
Frauen gehen in dem Tätigkeitsfeld der Prostitution mit dem Freier einen Vertrag ein, in dem sie diesem ihren Körper gegen Geld zur freien Nutzung überlassen. Durch die Bezahlung erwirbt der Freier ein Recht am Körper der Frau. Dieses „Geschäftsverhältnis“ führt in vielen Fällen dazu, dass das erkaufte Recht zum Schaden der Frauen missbraucht wird.
Das medizinische Personal in Notfallambulanzen berichtet von den Verletztungen, wegen derer die Frauen sie aufsuchen, wenn sie überhaupt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Aussteigerinnen berichten davon, dass sich die Freier in der Regel nicht an den Verletzungen stören oder sie hinterfragen.
Wir wollen Strukturen begünstigen, in denen das Verhalten der Freier einer kritischen Betrachtung unterzogen wird und Frauen in der Prostitution durch einen klaren Rechtsrahmen geschützt werden.
2. Antrag: Mehr Schutz von Jugendlichen vor Missbrauch und Einflüsterungen im Netz
Der nächste Antrag betrifft den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor „Grooming“, also der Kontaktanbahnung in Missbrauchsabsicht im Internet. Dieser Schutz ist umso wichtiger, als in Zeiten von Kontaktbeschränkungen viele Jugendliche ihre sozialen Kontakte vom Schulhof oder Sportverein oder von der Straße ins Internet verlegt haben. Dort werden sie leicht zu Opfern von allen möglichen Einflüsterungen.

Auch Gaslighting gehört zu den manipulativen Kommunikationstechniken, mit denen die Realitätswahrnehmung und die Selbstsicherheit von Kindern und Jugendlichen gezielt untergraben werden.
Schon für Erwachsene ist es schwierig, manipulative Gesprächstechniken zu dekodieren und sich dagegen zur Wehr zu setzen. Deshalb sollten Kinder und Jugendliche frühzeitig dabei unterstützt werden, ihren eigenen Wahrnehmungen zu trauen und sich gegen destabilisierende Einflüsterungen zu verwahren. Wie schwer das ist, beschreibt die französische Psychologin Marie-France Hirigoyen in ihrem sehr interessanten Buch „Die Masken der Niedertracht“.
3. Antrag: Schutz von Mädchen vor Loverboys
Dem Schutz junger Frauen und Mädchen, die durch sogenannte Loverboys in die Prostitution hineinmanipuliert werden, widmet sich der dritte Antrag. Auch hier geht es darum, junge Menschen zu stärken und zu schützen. Die Antragstellerinnen haben beobachtet, dass das Thema sexualisierte Gewalt generell immer noch tabuisiert wird. Ihr Plan ist es, die Schule zu einem Ort zu machen, wo reale Bedrohungen für alle Kinder und Jugendliche enttabuisiert werden und die Kinder und Jugendlichen durch pädagogische Aufklärungsarbeit gestärkt werden. Was Mädchen angeht, besteht der Schutz darin, sie aufzuklären, damit sie nicht Opfer sogenannter „Lover Boys“ werden, die sie als „Freund“ getarnt, in die Prostitution hineinlocken.
–>hier im Blog findet ihr/finden Sie den Artikel der Grünen Dr. Ingeborg Kraus, die die Lügen und Mythen der Sexindustrie rund um das Nordische Modell zum Schutz von Frauen in der Prostitution aufklärt und darstellt, wie Frauen in der Prostitution wirkungsvoll geholfen werden kann: Dossier Teil 6: Das Nordische Modell zu Prostitution – Ein Perspektivwechsel zum Schutz der Menschenwürde von Dr. Ingeborg Kraus ⋆ Eva Engelken. Mit darin enthalten, der berührende Bericht der Juristin Sandra Norak, die als Jugendliche selbst Opfer eines Loverboys wurde.

Diese Tabelle beschreibt den Status, die Antragstellerin und verschiedene Rahmendaten zum Änderungsantrag
Antrag Programm:
Du kannst dich frei entfalten – Jugend
Antragsteller*in:
Antje Galuschka (KV Ostholstein)
Status:
Geprüft
Eingereicht:
04.02.2022, 16:53
TEXTTextdarstellung
Von Zeile 81 bis 82 einfügen:
Auch das Landespräventionsprogramm zum Schutz vor sexualisierter Gewalt werden wir weiterhin fortsetzen und die Fachaufsicht des Landesjugendamtes stärken. Wir befürworten die Etablierung von Aufklärungsprogrammen zur sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auch im Kontext schulischer Curricula, die die Sensibilisierung von Lehrkräften voraussetzt.
BEGRÜNDUNG
Es gilt die Gesellschaft und vor allen Dingen die Betroffenen von sexualisierter Gewalt in privaten und öffentlichen Räumen zu sensibilisieren und in ihrem Abgrenzungsvermögen zu stärken.
Da das Thema sexualisierte Gewalt tabuisiert wird, ist nicht damit zu rechnen, dass Kinder und Jugendliche flächendeckend mit den real existierenden Risiken vertraut gemacht werden.
Wir sind der Überzeugung, dass Schule ein guter Ort ist, diese realen Bedrohungen für alle Kinder und Jugendliche zu entabuisieren und sie durch pädagogische Aufklärungsarbeit zu stärken.
Ferner sollen insbesondere Mädchen über die Manipulationstechniken so genannter „Lover Boys“ aufgeklärt werden.
4. Schutz von Mädchen vor Verschleierungszwang, „Zwangheirat“ und Genitalverstümmelung
Der 4. Antrag zum Schleswig-Holsteinischen Landtagswahlprogramm befasst sich mit der Zuwanderung aus vornehmlich muslimisch geprägten Ländern, in deren Folge frauenfeindliche soziale und kulturelle Traditionen zum Thema werden, die der grundgesetzlichen Zusicherung von Freiheit und Gleichberechtigung für Mädchen und Frauen widersprechen. Der von Ute Lefelmann-Petersen eingebrachte Antrag behandelt weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung und Hijab-Zwang. Alles wichtige Themen, die hoffentlich breite Unterstützung finden im Landtagswahlprogramm einer Partei, zu deren DNA der Feminismus gehört.

Mehr zur Grünen Frauenpolitik hier: Dossier Giftgrün Teil 1 Einleitung & Analyse: Frauenfeindlichkeit hinter grüner Blümchenfassade ⋆ Eva Engelken
A. Fügeisen
Hallo zusammen,
in den 80ern wurde ich erstmals auf die Grünen aufmerksam durch eine Rede von Petra Kelly. Deren klare und aussagekräftige Formulierungen waren völlig ungewohnt in der Politik. Eine verständliche Sprache gerade bei schwierigen Themen, kein herumeiern oder f.j.strauss-Gelaber, der nur dann klar verständlich sprach, wenn er nichtssagende Verallgemeinerungen als Ablenkungsmanöver von sich gab oder Gegner herabwürdigendes Herumgebrülle.
Ich hatte mich damals gerade entschlossen in die Partei einzutreten, da kam diese idiotische Diskussion auf von „Kinder, freier Sex“. Ihr kennt die Geschichte. Natürlich waren das Kinderschänder die das durchsetzen wollten, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Ich war schockiert, fing aber an zu zweifeln ! da im TV sogar irgendwelche AKADEMIKER ernsthaft darüber diskutierten. Das ungute Gefühl blieb u ich trat NICHT in die Partei ein, wählte sie dennoch wg d Umweltschutz. Dann der Mord an Petra Kelly u erstmals d idiotische u verharmlosende Formulierung: “ erweiteter Selbstmord“, machte mich unheimlich wütend! Kommt natürlich d Täter zugute u NIEMAND widersprach. 2002 dasselbe ungute Gefühl; trotz der haufenweise ausgestrahlten Sendungen v „freiwilligen“ Prostituierten, d ihren „Job“ soo gerne machen. Mittlerweile bin ich im hohen Alter und weiß:
Prostitution ist eine SCHWERE GESELLSCHAFTLICHE und EMOTION ALE STÖRUNG.
Gendern ist bis zu einem gewissen Grad sinnvoll.
Seit Ende d 90er stelle ich zunehmend eine Vermännlichung d Sprache gleichzeitig mit Zunahme negativer Verniedlichung alles weiblichen fest. Und mein Blick ist noch nicht einmal geschult, sondern regelrecht verroht durch mein kath.- gewalttätiges Umfeld und meine miserable Schulbildung, wie schlimm muss der Rückschritt also wirklich sein!
Ihr habt Recht damit, daß sich d Grünen stellenweise auf einem gefährlich falschen Weg befinden, aber Ihr müsst doch herausfinden können, wer solche Fehlentwicklungen initiiert. Es gibt IMMER einen Menschen.
Puhlt denjenigen Menschen bei Diskussionen raus und dann gibt es den aha-Effekt auch bei Verwirrtheit, denn davor ist leider niemand geschützt aufgrund persönlich erlebten Abwertungen, die leider nur zu oft vorerst unterbewusst wirken, aber es gibt einen Weg hinaus. Ich hoffe auf Euch…
engelkeneva
Danke für den Kommentar! Herzliche Grüße EE