Mit meiner BDK-Rede am 22.11. habe ich mich für den besseren Schutz von trans* und nonbinären Jugendlichen ausgesprochen. (Und gegen das Konzept der Geschlechtsidentität , das Risiken und Nebenwirkungen nicht berücksichtigt.) Hier sind Video und Wortlaut. (Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich meine erste Parteitagsrede mit Bänderriss vom heimischen Schreibtisch aus halten würde. Aber es hätte ja auch niemand gedacht, dass die ganze BDK Covid19-resistent als Digitale BDK stattfinden würde. #dbdk20
Hier der Livestream auf YouTube: 3:15:30 Livestream Digitale Bundesdelegiertenkonferenz 2020 | Sonntag | #dbdk20 – YouTube
Meine Einbringungsrede: Geschlechtsidentität – ein Konzept, das auf den Prüfstand gehört
Liebe Freundinnen und Freunde,
ich möchte euch zu einem Gedankenexperiment einladen. Stellt euch vor, ein Teil der Partei würde plötzlich sagen: Der einzige Weg zur Klimaneutralität führt über die Kernenergie. Da würden wir sagen, Irrtum. Es gibt viel bessere Wege!
Dann wendet den Gedanken auf ein anderes grünes Thema an: den Schutz der Vielfalt. Schaut euch an, über welchen Weg ein Teil der grünen Bundestagsfraktion den sensiblen Schutz von Trans- und nonbinären Menschen erreichen will:
Mit einem Gesetz, das bewirkt, dass ein Mann, der von sich sagt, er hätte die geschlechtliche Identität einer Frau, als Herr Müller zum Standesamt gehen und als Frau Müller wieder herauskommen kann.
Dieses Recht sollen bereits Jugendliche ab 14 Jahren haben. Auch sie dürfen den Personenstand selbstbestimmt ändern. Außerdem bekommen sie das Recht, ihren als falsch empfundenen Körper mit Operationen und Hormonbehandlungen an ihre wahrgenommene Geschlechtsidentität anzugleichen.
Wir haben es bei trans und nonbinär – anders als bei intergeschlechtlichen – mit biologisch eindeutig männlichen oder weiblichen Körpern zu tun. Das Konzept der Geschlechtsidentität setzt aber nicht auf den biologischen Körper, sondern ausschließlich auf die innere Wahrnehmung.
Pubertierende befinden in einer geistigen und körperlichen Entwicklungsphase. Sich in dieser Phase zu entscheiden, in den Körper einzugreifen und medizinische Risiken einzugehen – mit Testosteron oder mit Pubertätsblockern oder sogar mit der Amputation von Brüsten oder Penis, das kann sich als Fehlentscheidung erweisen.
Lobbyisten und Queergrüne sagen: Das ist der einzige Weg zu Anerkennung und Selbstbestimmung. Als Mutter sage ich: wenn wir glauben, damit Diskriminierung und inneres Leid bekämpfen zu können, unterliegen wir einem Irrtum. Wir müssen andere Wege der Unterstützung finden.
Liebe Freundinnen und Freunde. Ein Konzept, das das subjektive Empfinden, falsch zu sein, damit behandelt, dass man erst den Personenstand ändert, und dann den biologischen Körper, ein solches Konzept gehört auf den Prüfstand und nicht ins Grundsatzprogramm. Darüber zu debattieren, liebe Queergrüne, ist kein Hass, sondern die Suche nach dem besten Weg. Dafür setze ich mich zusammen mit vielen andern ein. Bitte unterstützt mich mit eurer Stimme. Dankeschön.
Hier geht’s zum Livestream
Mein Antragswortlaut:
Abstimmungsergebnis: 13 Prozent sind ebenfalls nicht pro. Eine kritische Masse, die wachsen kann
Edit: Mein Antrag wurde – was zu erwarten war – abgelehnt. Aber immer 60 Stimmen (8 Prozent) haben für mich gestimmt und 5 Prozent haben sich enthalten. Macht 13 Prozent, die doch für eine Debatte sind. Danke dafür!
Hier geht’s zur Debatte VOR der BDK mit offenem Brief an den Vorstand, Anhörung zum Selbstbestimmungsgesetz.
Und hier geht’s ganz neu, zum Bündnis Fairplay für Frauen
Tina
Liebe Frau Engelken,
vielen Dank, dass sie sich für mehr Reflexion und Schutz von jungen Menschen einsetzen! Ich kenne Frauen die als Kinder/Jugendliche meinten im „falschen Geschlecht“ zu sein. Sie bekamen viel Unterstützung dafür, ihren weiblichen Körper zu dem eines Jungen ‚umgestalten’ zu lassen. Anfang/ Mitte zwanzig merkten sie dann, dass etwas ganz grundlegend nicht stimmt an dieser „Verwandlung“. Ihr Körper ist nun nach wie vor in einigen Bereichen tief verletzt, doch sie sind wieder Frau oder auf dem Weg dorthin. Dafür bekamen sie allerdings kaum noch Unterstützung.
Ich kenne auch Menschen, die operiert wurden und seit Jahren als Frau leben. Sie wechseln von einer psychosomatischen Klinik zur nächsten. Und ich weiß von jungen Frauen, die sich von ihrer Familie so unter Druck gesetzt fühlten, dass sie sich lieber zu einem „eindeutigen“ Mann operieren lassen wollten als lesbisch zu werden…. Das sind Beispiele dafür, dass es sich hier um tiefgreifende und weitreichende Entscheidungen handelt.
Alle sollten mithelfen, diese Schicksale zu verhindern statt die, die sich für Reflexion und Schutz von jungen Menschen engagieren, aufs Übelste zu bedrohen. Und diese Bedrohungen sind leider inzwischen alltäglich, sie machen mir große Angst!
Ich wünsche mir, dass es bald noch mehr Menschen – auch bei Bündnis 90/ DIE GRÜNEN – gibt, die junge Menschen unterstützen, solche tiefgreifenden Entscheidungen ohne Drängen und in einem angemessenen Alter treffen zu können.
Solidarische Grüße
engelkeneva
Liebe Tina, vielen Dank für Ihren Kommentar! Das sind wirklich berührende Beispiele, wo wirklich etwas grundlegend schiefgelaufen ist. Ich setze mich weiter für Aufklärung ein! Herzliche Grüße, Eva
Sandra
Liebe Eva,
ich danke Dir für Deinen unermüdlichen Einsatz. Es kann nicht leicht gewesen sein, weiterzumachen angesichts der Anfeindungen, die Du im Vorfeld über Dich hast ergehen lassen müssen.
Also, meinen Respekt! Ich weiß nicht, ob ich die Stärke gehabt hätte, da weiterzumachen.
Der Gesetzentwurf macht mir tatsächlich Angst. Als Frau, die ihre Rechte verwässert sieht, aber auch als Mutter, die Angst davor hat, dass meine Kinder sich in einem Alter, in dem sie nicht mal Bier trinken dürften, unzureichend erforschten Behandlungen aussetzen lassen können. Leider werden auch von offizieller Seite leicht widerlegbare Unwahrheiten verbreitet (in Ländern mit Self-ID gäbe es keine Probleme, Pubertätsblocker seien voll reversibel etc.)
Also Danke! Auch wenn Dein Antrag abgelehnt wurde, wurden vielleicht ein paar Leute wachgerüttelt. Und wenn nur diejenigen, die dafür gestimmt haben, weil man jetzt nach ihrem Ausschluss aus der Partei schreit.
Sehr demokratisches Verhalten.
Gruß und Solidarität
Sandra
engelkeneva
Liebe Sandra, ich danke dir! Rückmeldungen wie deine geben mir den Mut weiter zu machen. Und ja, es ist nicht leicht, denn es herrscht Unwillen, sich mit den PRoblemen kritisch auseinanderzusetzen. Und der Eifer, mit dem Kritikerinnen verbal niedergeknüppelt werden, hat etwas von religiösem Fanatismus. Das hat mit Vernunft nicht mehr so viel zu tun, denn es gibt ja wirklich Probleme.
Wir bleiben dran!
Liebe Grüße, Eva
franziska Gabriele S.
Liebe Eva Engelken,
ihre Rede auf der BDK der Grünen, aber auch Ihre Texte zum sog Selbstbestimmungsgesetz finde ich großartig. In einer klaren Sprache treffen Sie das Grundproblem genau. Meine Erfahrungen aus dem Kinder- und Jugendbereich weiß ich, dass Sie absolut Recht haben. Kindern/Jugendlichen die nur einwenig von der „Normalität“ abweichen, wird von früh an eingeimpft, dass sie sich im falschen Körper fühlen. Dadurch werden Rollenklischees verfestigt. Das, was eigentlich mal zu feministischen Zielen gehörte, dass klassische Rollenverhalten aufgehoben werden sollen, wird damit manifestiert. Für junge lesbische Frauen ist es kein Thema mehr lesbisch zu sein, sondern, wenn sie Frauen lieben wollen, sollen sie das Geschlecht wechseln.
In feministischer Solidarität danke ich Ihnen für Ihren Mut und Ihr Engagement
Franziska Gabriele S.
engelkeneva
Liebe Franziska Gabriele, Vielen Danke für Dein Feedback. Und ja, ich sehe auch, dass junge (und ältere) Lesben hier echt vor den Bus gestoßen werden. Wir bleiben dran! Herzliche Grüße, Eva
Juliane von Krause
Danke für Ihr Engagement! Ich interessiere mich gerade für das geplante Selbstbestimmungsgesetz und die Kritik daran und bin auf Ihre Seite gestossen.
Tatsächlich finden sich im Netz vor allem Beiträge, die das geplante Gesetz positiv bewerten.
Ich selbst bin Feministin, aktiv bei TERRE DES FEMMES und wir haben im Verein auch seit Monaten eine große Debatte zum Thema Transgender.
Da ich schon etwas älter bin sind mir exklusive Frauenräume sehr wichtig. Doch das ist für jüngere Frauen nicht mehr so ein großes Bedürfnis, scheint mir.
Super dass Sie bei den Grünen auf die Gefahren des Gesetzes hingewiesen haben!
engelkeneva
Liebe Frau von Krause, danke für Ihre Rückmeldung! Von dieser Debatte bei Terre des Femmes hörte ich und ich drücke allen Frauen die Daumen, die sich für Frauenrechte einsetzen und sich nicht von irgendwelchen verkappten Frauenfeinden unterwandern lassen, die im Namen einer angeblichen Inklusivität von Frauen nicht weniger verlangen, als ihre Rechte und Kämpfe zurückzustellen, um letztlich doch wieder das Patriarchat fortzusetzen. Herzliche Grüße, Eva
Hajnalka Kovac
Liebe Frau Engelken,
vielen Dank für Ihren Einsatz für Frauenrechte und Transgender. Als langjährige Feministin und Mädchenbeauftragte an einer Münchner Berufsschule kann ich Ihnen nur beipflichten und würde mir mehr solch klarsichtige Einschätzungen der möglichen Folgen des neuen „Selbstbestimmungsgesetzes“ wünschen. Viel Kraft und Erfolg weiterhin!
engelkeneva
Liebe Frau Kovac,
herzlichen Dank für die nette Rückmeldung!
Ich werde weiter dagegen kämpfen, dass eine empfundene Geschlechtidentität anstelle des biologischen Geschlechts zum Anknüpfungspunkt für Personenstand & Co gemacht wird. Es schadet letztlich nur Frauen.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Engelken