Wer einen Facebook-Account hat, konnte in der letzten Woche beobachten, wie meine bloße Ankündigung, drei BDK-Anträge eingereicht zu haben, eine emotionale Debatte auslöste mit vielen hundert Kommentaren, etlichen Vorwürfen an mich, aber auch viel zustimmendes Feedback. Derzeit prüft die Antragskommission, welche Anträge zugelassen werden. Freundlicherweise hat die frauenpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied in der Antragskommission, Ricarda Lang, angeboten, auch inhaltlich über die Anträge zu sprechen. Als Vorbereitung habe ich zu den Vorwürfen Stellung genommen, um das Ganze in konstrukive Bahnen zu lenken.
Abgrenzung gegen Rechte und Evangelikale
„Diesen Hass, diese Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit erlebe ich sonst nur bei Nazis“
Grünenmitglied auf Facebook
Als Allererstes möchte mich gegen die Vorwürfe abgrenzen, ich und andere Unterstützer meiner BDK-Anträge stünden rechts oder würden evangelikale Positionen befürworten.
Ich bin protestantisch erzogen und nach wie vor Mitglied in der evangelischen Kirche. Ich distanziere mich klar von rechts und von jeglichen evangelikalen Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche, insbesondere weil sie die reproduktiven Rechte der Frau weiterhin oder wieder einschränken wollen.
Aus den gleichen Gründen lehne ich auch die Einstellungen der katholischen Kirche ab und kritisiere außerdem, dass mit der katholischen Kirche ein Arbeitgeber in Deutschland aktiv ist, der sich mit seiner Weigerung, Frauen zu bestimmten Ämtern zuzulassen, gegen Artikel 3 Grundgesetz stellt.
Was den Schutz der Familie angeht, befürworte ich die Forderungen der Grünen, als „Familie“ auch andere Zusammensetzungen als die aus Mann, Frau und Kindern bestehende Kleinfamilie rechtlich und wirtschaftlich zu fördern. Ich grenze mich entschieden ab von der evangelikalen, katholischen und auch in der AfD vertretenen Position, nach der nur die heterosexuelle Kleinfamilie diesen Schutz genießen soll. Dieser Schutz der Kleinfamilie ignoriert völlig die wirtschaftliche Abhängigkeit und Unfreiheit für Frauen, die Familienarbeit leisten.
Die gleichgeschlechtliche „Ehe für alle“ haben wir ja zum Glück endlich erreicht. Nun sollten auch Familienkonstellationen rechtlichen Schutz erhalten, die sich aus nur einem Elternteil oder Großelternteil mit Kindern oder auch aus mehreren Pflegepersonen mit Kindern zusammensetzen. Im Vordergrund muss das Ziel stehen, dass Personen, die für Kinder sorgen sowie die Kinder selbst, rechtlich angemessen absichert und gesellschaftlich anerkannt sind. Entsprechend sollten das Familien- und Adoptionsrecht endlich angepasst werden.
Warum die Kritik am Selbstbestimmungsgesetz rechtzeitig kommt
Ein weiterer Vorwurf, den ich zu hören bekam, ist der, dass ich mich „jetzt erst“ zu einem Gesetzentwurf und zum neuen Grundsatzprogramm äußere. Beides sei schon abschließend durchdiskutiert worden und beidem hätten sich alle beteiligten Gruppen eingebracht.
Aus Sicht der am Selbstbestimmungsgesetz und den relevanten Formulierungen im Grundsatzprogramm Beteiligten kann ich diesen „warum erst jetzt?“-Vorwurf nachvollziehen. Solche späte Kritik mag die Frage aufwerfen, „warum hat sie nicht den Dienstweg beschritten und sich in die jeweiligen LAGen oder BAGen eingebracht?“
Ich kann dazu nur antworten, dass ich meine Kritik in dem Moment geübt habe, wo mir kritikwürdige Punkte aufgefallen sind. Die problematischen Stellen im Selbstbestimmungsgesetz und davon abgeleitet im Grundsatzprogramm sind mir erst nach intensiver Recherche im Sommer 2020 aufgefallen. Vorher hatte ich keinen Anlass, an dem konsequent betriebenen Kampf von Bündnis 90/Die Grünen für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen Diskriminierung zu zweifeln. Stand heute (Mitte Oktober 2020) denke ich, dass mit dem Selbstbestimmungsgesetz Einfallstore geöffnet werden würden, durch die sich ein patriarchaler Backlash Bahn brechen würde.
Der Irritationsmoment für mich kam im Juni 2020. Als ich äußerte, dass die Attacken auf J.K.Rowling zwar mit Transfeindlichkeit begründet würden, sich in ihrer Aggressivität aber nicht von ganz normaler Misogynie unterscheiden würden, unterstellte mir eine grüne Mitfrau, transfeindlich zu sein. Das verneinte ich entschieden und begann, mich intensiv in die Thematik einzuarbeiten.
Je mehr ich recherchierte, desto mehr bekam ich den Eindruck, dass der Kampf von Bündnis 90/Die Grünen gegen Diskriminierung und Vielfalt mit unglaublichem Engagement geführt wird, dass aber gerade beim Schutz von Trans* das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.
Wie ich begann, das Selbstbestimmungsgesetz zu hinterfragen
- Mir fiel auf, dass der Gesetzentwurf zum Selbstbestimmungsgesetz ein internationales Vorbild hat: eine internationalen Handreichung der Kanzlei Dentons, des Medienkonzerns Thomson Reuters Internations und der Transorganisation Iglyo, und dass der Entwurf deren Vorgaben eins zu eins umsetzt. Zum Beispiel die Empfehlung, die Selbstbestimmung für Trans* an ein anderes Menschenrechtsthema zu koppeln und damit auch in der Öffentlichkeit zu vermarkten. Dies wurde beim Selbstbestimmungsgesetz erreicht, indem es mit dem notwendigen Schutz für Intersexuelle verknüpft wurde.
- Das wurde auch bei einem weiteren Gesetz (Verbot der Konversionstherapie), durch den die Genderselbstidentifikation ins deutsche Recht eingeführt wurde, beachtet: In der Öffentlichkeit wurde es nur unter dem Aspekt der beeinträchtigten Rechte Homosexueller, Stichwort Homoheilung, debattiert
- Vor allem fiel mir auf, dass der Gesetzentwurf keinerlei Absicherung enthielt für die durch das Gesetz massiv tangierten Frauenrechte und den Kinderschutz.
Daraufhin habe ich, so gut es neben Sommerferien und Kommunalwahlkampf NRW ging, versucht mit einigen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, was eher schlecht als recht funktionierte. Auf einen Brief an den Bundesvorstand Anfang September erhielt ich aus dem Büro Kellner die Aufforderung, ich möchte meine Bedenken doch in Form eines regulären BDK-Antrags formulieren. Als ich über einen Tweet von MdB Sven Lehmann erfuhr, dass zu dem SelbstbestG am 2.11. eine Anhörung ansteht, beschloss ich, die Debatte tatsächlich über einen BDK-Antrag anzuregen. Als ich diesen Antrag bei der Facebookgruppe Grüne Frauen einstellen wollte, wurde ich blockiert.
Sven Lehmann hat am 13. Oktober auf Twitter seine Pressemitteilung von Juni 2020 verlinkt und erklärt, dass es beim Gesetzentwurf “um Würde und Selbstbestimmung und um ein Ende der jahrzehntelangen Diskriminierung“ gehe. Das Problem seiner Äußerung ist das, woran das ganze Gesetz und auch die Debatte krankt: Sie beschäftig sich nur mir Trans*menschen. Offen bleiben die Anliegen von Frauen und der Schutz von Jugendlichen.
Kein Generalverdacht gegen Trans*
Ein weiterer Vorwurf, der auf Facebook sofort kam, war, dass meine Anträge schwere Anschuldigungen gegen Trans*menschen enthielten.
Was ist nur falsch mit euch. Das machst sonst nur Homophobe auf Putin und Trixi von Storch-Niveau, Queere Menschen mit Missbrauch in Verbindung bringen. Das ist einer Partei die länger als alle andere für Queere Rechte eintritt unwürdig!!
Transaktivist auf Facebook
Diesen Vorwurf möchte ich auch entkräften. Wenn ich ein Gesetz wegen seiner Auswirkungen auf Frauenrechte diskutiert haben möchte, fordere ich das und nichts anderes. Ich stelle damit Trans*menschen nicht unter Generalverdacht. Genau so wenig wie in den siebziger Jahren alle Männer für Frauen Vergewaltiger waren, sind heute alle Trans*Menschen eine Gefahr für Frauen. Dennoch hat die Frauenbewegung sowohl in den siebziger Jahren wie auch schon in allen Frauenbewegungen zuvor für eigene Versammlungsräume und exklusiv Frauen vorbehaltene Frauenzentren gekämpft. Auch im öffentlichen Leben und in der Politik haben sich Frauen, allen voran die Grünen Frauen, Rederecht und Positionen gegen eine männderdominierte Mehrheit erkämpft.
Der Grund dafür war nie die Angst vor einzelnen Männern oder ein genereller Männerhass, auch wenn das Frauen und Feministinnen zu allen Zeiten vorgeworfen wurde. Der Grund für Frauenrechte und Räume war und ist die Übermacht patriarchaler Strukturen.
Wenn Frauen im Jahr 2020 frauenexklusive Räume fordern, ist der Grund nicht Transphobie, sondern ein Schutzbedürfnis gegen patriarchale Strukturen.
Wenn man über das Vehikel der Genderselbstidentifikation und der Geschlechtsidentität diese Frauenräume für jeden öffnet, der sagt, er sei eine Frau, entwertet man diese Rechte. Eine Frauenquote, die jedes Unternehmen mit der Genderselbstidentifikation aushebeln kann, ist ein Witz. Da kann man sie auch gleich wieder abschaffen. Wenn man die Bedürfnisse von Frauen, unter sich zu sein, so gering achtet, dass man jeden, der sagt, er sei eine Frau, hineinlässt, respektiert man am Ende nur eine Gruppe: Das Patriarchat.
Frauenexklusive Rechte und Schutzräume sind nötig und kein „Cis-Privileg“
Die Begründung für das Selbstbestimmungsgesetz ist laut MdB Sven Lehmann und laut Gesetzesbegründung, dass die unerträgliche Bevormundung von Trans*-, Inter*- und Transsexuellen Menschen beendet werden müsse. Kein Mensch sollte unerträglich bevormundet werden. Deshalb klingt das Gesetz in seinem Ziel auf den ersten Blick absolut unterstützenswert.
Wenn aber die Umsetzung dieses Ziels zulasten von Frauen geht, wird es problematisch. Wenn man diese Bevormundung dadurch beendet, dass man Frauen vorschreibt, Männer aufzunehmen, bevormundet man Frauen. Und das ist genau so wenig in Ordnung wie eine Einschränkung von Trans*Menschen. Mit Neologismen wie „Cis-Privileg“ zu suggerieren, Frauen, die nicht trans* sind, würden ein unangemessenes Privileg genießen und dürften sich deswegen nicht über der Preisgabe ihrer Frauenräume und -Rechte beklagen, ist unlauter.
Nein, nicht alle Transfrauen sind bösartig und Sexualstraftäter, aber der Transaktivismus zeigt schon lange wozu man fähig ist mit extrem aggressivem Cyberbullying, Nachstellen, Beleidigungen, Rufmord um angeblich ein bisschen Toleranz zu erreichen.
Grünen-Wählerin auf Facebook
Diese Preisgabe der Räume tangiert die psychische und seelische Integrität von Frauen. Es macht einen großen Unterschied, ob in einer Frauengruppe nur Frauen sind oder auch biologisch männliche Menschen, die männlich sozialisiert wurden. Wenn man böswillig ist, kann man die teilweise aggressiven Reaktionen grüner Transfrauen auf Facebook als Symptom männlicher Sozialisation erklären.
Das Vorhandensein patriarchaler Strukturen anzuerkennen, ist kein Generalangriff auf Trans*menschen und es unterstellt keinem Trans*menschen, Frauenräume bewusst auszunutzen. Es ist realistisch anzuerkennen, dass wir in einer von patriarchalen Geschlechterstrukturen geprägten Welt leben. Mädchen und Frauen weltweit werden auf der Basis ihres biologischen Geschlechts diskriminiert.
Das abzustreiten oder zu ignorieren, missachtet die Bedürfnisse von Frauen. Frauen, die Männergewalt erlebt haben, verspüren unterbewusst ein Unwohlsein, wenn sie in der Nähe eines Menschen mit männlicher Biologie sind. Das hat nichts mit mangelndem Respekt vor der betreffenden Person und ihrer gefühlten Geschlechtsidentität zu tun. Es ist auch keine absichtsvolle Transfeindlichkeit. Es ist das Unterbewusstsein, das sich aus Jahrhunderten erlebter Misogynie und Diskriminierung speist. Ein Gesetz, das Frauen zwingt, ihre Räume preiszugeben und ihre diesbezüglichen Gefühle und Bedenken hintenanzustellen, setzt diese Diskriminierung fort.
Natürlich kann das Unwohlsein weggehen, sobald klar wird, dass kein Risiko besteht. Aber derartige Gefühle von Frauen pauschal als transfeindlich zu bezeichnen, ist letztlich nichts anderes als frauenfeindlich.
Trans* haben Grundrechte. Frauen auch
Das Recht von Frauen, Probleme mit dem Selbstbestimmungsgesetz anzusprechen, ergibt sich im Übrigen sogar aus der Verfassung. Grundrechte werden nie schrankenlos gewährt. Sie sind miteinander in Ausgleich zu bringen, wenn die Verfassungsrechte des einen Menschen mit den Verfassungsrechten anderer Menschen oder mit anderen von der Verfassung geschützten Rechtsgüter kollidieren. Grundsatz der praktischen Konkordanz.
Die Befürworter*innen des Selbstbestimmungsgesetzes argumentieren damit, dass mit dem Gesetz eine jahrzehntelange Bevormundung und Entrechtung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen beendet würde, sprich, es würde endlich den Grundrechten von trans- und intergeschlechtlichen Menschen zur Geltung verhelfen. Alle im alten Transsexuellengesetz vorhandenen Einschränkungen dieses Rechts werden weitgehend beseitigt.
Wenn ich mit meinem BDK-Antrag anrege, eine Debatte über das Selbstbestimmungsgesetz und seine Auswirkungen auf Frauenrechte zu führen, sieht es aus Sicht der Transaktivist*innen so aus, dass würde ich fordern, an den bisherigen Einschränkungen für Trans*menschen festzuhalten.
Aus diesem Blickwinkel ist nachvollziehbar, wenn Sven Lehmann, Maike Pfuderer und andere etwas gegen die Debatte haben, wobei die Tonalität absolut indiskutabel ist. Es wäre hilfreich, wenn Lehmann & Co ihren Blick über den Tellerrand der Trans*Thematik heben würden. Mit dem Blick auf kollidierende Grundrechte ist es nicht transfeindlich, sondern legitim, zu fordern, dass das Selbstbestimmungsgesetz auch im Hinblick auf seine Wirkung auf Frauenrechte und den Schutz Minderjähriger angeguckt wird.
Wenn Grundrechte, die miteinander kollidieren, zum Ausgleich gebracht werden müssen, dann muss man gucken, dass sie für beide Seiten nicht allzu sehr eingeschränkt werden.
Genderselbstidentifikation: Ist sie nötig, erforderlich und angemessen für Frauenrechte?
- Aus verfassungsrechtlicher Frage wäre die erste Frage: Ist es für das Selbstbestimmungsrecht von Trans*, Inter*- und Transsexuellen Menschen überhaupt nötig, dass sie ihren Personenstand ändern dürfen? Sprich, hilft es Trans*menschen, ihr Selbstbestimmungsrecht zu verwirklichen, wenn man jeden Mann, der sagt, er sei eine Frau, rechtlich als Frau gelten lässt?
- Die zweite Frage wäre: Ist es für das Selbstbestimmungsrecht von Trans* erforderlich, den Schutz von Frauenrechten und Frauenräumen auszuhebeln, indem man jedem Mann hineinlässt, der sagt, er sei eine Frau?
- Die dritte Frage wäre: Ist dieser Eingriff in Frauenrechte von seiner Schwere her angemessen im Vergleich mit dem Anliegen von Trans*menschen, ihr Geschlecht durch die reine Selbsterklärung ändern zu können?
Schutz von Trans* ohne Self-ID?
Rund um diese Fragen gibt es einiges zu diskutieren.
- Man könnte zu dem Ergebnis kommen, dass man vielleicht an ganz anderen Schrauben drehen müsste, damit Trans*menschen nicht mehr diskriminiert werden.
- Man könnte die Frage stellen, warum der bürokratische Akt der Personenstandsänderung notwendig ist.
- Man müsste eine Rechtsfolgenabschätzung für die medizinische Versorgung von Frauen und Trans*menschen machen.
- Man sollte prüfen, welche Risiken sich für die medizinische Datenerhebung ergeben, wenn Transfrauen als Frauen gelten und Transmänner als Männer. Man müsste schauen, ob die Risiken für alle Parteien zumutbar sind.
- Man müsste prüfen, ob es Lösungen gibt, die sich besser eignen und den Bedürfnissen aller besser dienen als ein schrankenlos gewährter selbstbestimmter Geschlechtseintrag.
In UK hat die Debatte dazu geführt, dass die Gender Self ID aus dem 2004 Gender Recognition Act gestrichen wurde.
Schutz von Minderjährigen Trans*?
Jenseits der Rechte von Frauen sollte man das Selbstbestimmungsgesetz auch unter den Schutzaspekten für Minderjährige Trans*menschen diskutieren. Ist der Schutz von Minderjährigen trans* gewährleistet, wenn die schrankenlose Genderselbstidentifikation kommt? In Kombination mit einem vereinfachten Zugang zu schwerwiegenden Hormonbehandlungen und ebenso heftigen Operationen?
Derzeit sind in London gegen die Tavistock Genderclinic Klagen von jungen Frauen anhängig, die detransitioniert haben. Die eine davon, Keira Bell, wirft Tavistock vor, sie nicht genug herausgefordert zu haben, bevor sie ihr die Hormonbehandlung ermöglicht haben. Sowohl in den USA als auch in UK ist ein starker Anstieg an Transitionen bei jungen Frauen zu beobachten. Dabei warnt die Fachwelt, dass eine Geschlechtstransition nur in einem ganz kleinen Teil das richtige Mittel sei.
Bei Lehmann & Co lese ich nur, dass sie die Zwangsberatung beklagen, die für Trans* unwürdig sei. Von den heftigen körperlichen Folgen und Risiken lese ich nichts. Ich habe jedenfalls keine ausgiebigen Verlautbarungen von Grün dazu gefunden.
Als Mutter von Kindern bin ich ziemlich irritiert, dass deutsche Publikationen von Transorganisationen jede Menge über das Outing etc. von Jugendlichen schreiben, aber die heftigen medizinischen Maßnahmen nicht ansprechen.
Die medizinischen Aspekte im Zusammenhang mit dem Recht auf Transition nicht zu erwähnen, ist übrigens auch eine Empfehlung der internationalen Handreichung der Kanzlei Dentons, Thomson Reuters International und Iglyo. Nicht nur das ganze Selbstbestimmungsgesetz, auch seine Vermarktung folgt dieser Handreichung.
“De-medicalise the campaign
Many of the activists we interviewed mentioned de-medicalisation of gender recognition laws being important in their campaigns. De-medicalisation involves separating the legal gender recognition process from the public association with medical treatment or diagnoses.”
Handreichung der Kanzlei Dentons, Thomson Reuters International und Iglyo.
Die katholische Kirche macht keinen Transmann zum Papst
Um die Genderselbstidentifikation zu verteidigen, kann man natürlich argumentieren, dass ja Gleichberechtigung herrsche. Schließlich könnten sich nicht nur Männer als Frauen, sondern auch Frauen als Männer identifizieren und so Zutritt zu Männerräumen bekommen.
Das Argument zieht nicht. Diese Männerräume sind keine Räume, die aus Schutz vor Frauengewalt errichtet wurden, weshalb das Eindringen einer Frau keinen körperlichen oder psychischen Schaden anrichten könnte. Umgekehrt kann das Eindringen von Männern in Frauenräumen sehr wohl Schaden anrichten.
Historisch gewachsene Männerräume sind in aller Regel Räume, die dem Erhalt männlicher Privilegien und gesellschaftlicher Hierarchien dienen. Der einzige Schaden, der durch das Eindringen einer Frau entstünde, wäre, dass Männer ihre Privilegien teilen müssten.
Dazu zählt die katholische Kirche, dazu zählen Rotary und Lions Club, ferner Freimauerlogen, Studentenverbindungen, Burschenschaften und die männerexklusiven Führungszirkel zahlreicher Unternehmen und politischer Gremien. Sich in einen Mann verwandeln zu müssen, um hier Zutritt zu erhalten, ist ein verdammt hoher Preis für eine Frau.
Vor allem ist fraglich, ob sich eine Frau Zugang zu den wirklich interessanten Männerräumen verschaffen könnte, indem sie sich als Mann identifiziert. Macht die katholische Kirche eine Frau zum Papst, nur weil sie sagt, sie habe eine durch nicht zu beweisende männliche Geschlechtsidentität? Wenn das passiert, ziehe ich sofort sämtliche Kritik am Selbstbestimmungsgesetz zurück.
Backlash im Gange?
Aktuell scheint mir in Deutschland eher wieder ein gesellschaftliches Klima auf dem Vormarsch zu sein, in dem Männer jeden Vorstoß von Frauen allergisch abbremsen. Jüngstes Beispiel: Am Montag sorgte ein Referentenentwurf der Justizministerin für Aufregung, weil sie ausschließlich weibliche Endungen benutzt hatte, das sogenannte generische Femininum. Prompt besserte der Kabinettsentwurf nach und fügte die männliche Endung ein.
Es scheint, als hätten Frauen kein Recht darauf, ihre Rechte zu verteidigen. Wie kann es sonst sein, dass ein Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen öffentlich auf Twitter Frauen, die das Selbstbestimmungsgesetz kritisieren, als „Terf“ bezeichnen kann. Das finde ich offen gestanden für einen Bundestagsabgeordneten unangemessen.
Wo bleibt das entsprechende Schimpfwort gegenüber Männerbünden, die seit jeher Frauen ausschließen? Ganz egal, wie männlich oder weiblich sie sich identifizieren, präsentieren oder benehmen?
Was mich anfangs eingeschüchtert hat und jetzt zunehmend wütend macht, ist die Arroganz, mit der jegliche Debatte auf Facebook, Twitter und bei Workshops abgewürgt und als rechts oder evangelikal verunglimpft wird. Oder die Weigerung leider auch von vielen Grünen, überhaupt nur wahrnehmen zu wollen, dass es hier nicht nur um Trans*themen geht. Das wirkt alles, als wolle man um jeden Preis eine Agenda durchdrücken, die nicht meine ist. Ich habe auch die Rückmeldung von vielen, die sich darüber wundern, wie vehement hier debattiert wird. Und in welchem Tonfall.
Den Entwurf den Grünen in der vorgelegten Fassung finde ich persönlich auch nicht in Ordnung. Bedenklich finde ich ,dass es keine seriöse und differenzierte Debatte über all das gibt, die auch legitime Gegenpositionen erläutert. Man wird ja sofort zu der AfD geschoben – das halte ich für eine sehr unredliche Diskussionsstrategie.
Transperson auf Facebook
Oder auch hier:
Wie Diskussionen zu dem Thema laufen, macht mich einfach nur traurig. Die Methode des Niederprügels aller anderen unter lautem Kampfgekeife, man müsse keinen Austausch betreiben, weil man eh gehasst und diskriminiert wird, das ist so ein urtypisch männlicher INCEL Style einiger Damen hier, ich bin deswegen ganz verdattert. Es muss doch Wege geben, die allen gerecht werden. So kommt man da aber nicht hin.
Diskutantin auf Facebook
Wie geht es weiter? Anhörung am 2.11. im Bundestag
Öffentliche Anhörung zum SelbstBestG,
Termin: 2. 11. 2020
Ort: Berlin
Zeit: 12.00-14.00 Uhr
Sobald es auf der Bundestagsseite eingestellt ist, könnt ihr hier alle Infos finden.
Victoria
Liebe Eva,
herzlichen Dank für diesen wichtigen Beitrag. Für einen demokratischen Gesetzgebungsprozess finde ich es sehr unangemessen, wie hier seitens der Politiker und auch Politikerinnen agiert wird. Selten habe ich so viel Frauenfeindlichkeit erlebt, so viele Beleidigungen und Demütigungen gegen Frauen erlebt, wie im Zuge dieser Auseinandersetzung – die ja keine ist, da sie direkt und ohne sachliche Antworten niedergetreten wird. Es sind primär Männer (jedweder Selbst-Identifikation), die hier auf Frauen eindreschen. Das finde ich schockierend und zeigt nur wieder, wie dringend die grundlegendsten Frauenrechte – und zwar die auf körperliche Unversehrheit und auf freie Meinungsäußerung – geschützt werden, da sie ohnehin schon schwach sind, aber durch eine solche Art der ‚Diskussion‘ nur noch weiter geschwächt werden. Gerade von „grüner“ Seite finde ich dieses Verhalten sehr überraschend.
Daher danke ich Dir von Herzen für diesen wichtigen Beitrag und hoffe inständig, dass Frauen nicht (noch mehr) als Kollateralschaden für erweiterte Privilegien von Männern herhalten müssen.
Diana
Ein wunderbarer Blog Beitrag Eva, schlich und konstruktiv und immer noch offen für Diskussion . Es sollte mittlerweile jeder unvoreingenommenen LeserIn klar geworden sein, auf welcher Seite tendenziell die gewaltbereitschaft liegt.
Frauenfeindlichkeit ist leider immer noch sehr tief verankert und das eben nicht nur bei den Rechten oder den Ultra-Religiösen.
Auch bei vorgeblich egalitären, wie den Grünen.
Louisa
Solche Kommentare wie Ihre sind ein Grund weshalb ich mich selbst nach 1 Jahr Hormontherapie mit gutem Passing nicht traue auf öffentliche Toiletten zu gehen weil ich Angst haben muss das mir meine Identität abgesprochen wird und ich dafür dann diskriminiert werde. (Und dementsprechend auch weniger Wasser trinke um nicht in solche Situationen zu kommen- also doppelt schlecht für mich)
Dies ist die aktuelle Realität die anscheinend status quo bleiben soll. Und schön das auch sie mir mein Frausein hiermit komplett absprechen trotz vorhandener Personenstandsänderung. Es gibt für Trans*-Personen nichts diskriminierenderes als die eigene Identität von einem Dritten abgesprochen zu werden die glücklicherweise im Gegensatz zu uns in ein passenden Körper geboren sind- sei es FzM, MzF oder NB.
Warum führen wir nicht einfach die Gutachterpflicht aus dem TSG nicht einfach für jedem Menschen ein damit alle diese erniedrigende Erfahrung erleben dürfen? Oder wie würden Sie es finden wenn jemand wildfremdes über Ihre Geschlechtsidentität entscheiden darf?
PS: Self-ID gibt es bereits in einigen anderen Länden ohne das Ihre genannten Probleme aufgetaucht sind. Den Personen in den betroffenen Ländern geht es natürlich ohne staatliche Drangsalierung deutlich besser ohne das es missbraucht wird…
Lynn
Als gäbe es Problem, wenn Sie mit gutem Passing in eine Frauentoilette gingen. Und sich freiwillig der Dehydration auszusetzen und das mit der Kritik an diesem Gesetzesvorwurf zu begründen, ist ja wohl absurd. Für ausreichend Flüssigkeit ist inner noch jeder selbst verantwortlich. In ALLEN Ländern, die die Selbst-ID eingeführt haben, gibt es diverse Fälle von Missbrauch dieses Rechts und das in vielen, teils sehr sensiblen Bereichen – Frauenhäuser, Gefängnisse, Umkleiden und Sport. Sollen Frauen auf sämtliche sportliche Erfolge verzichten, weil Transfrauen, die eine körperlich männliche Entwicklung hinter sich haben, ihre Rekorde mit Leichtigkeit brechen? Selbst ausdrücklich für Frauen und Mädchen eingeführte Stipendien werden an transgender Personen vergeben, das alles geht zu Lasten hart erkämpfter und noch nicht so lange bestehender Frauenrechte. Warum sehen Sie nicht, dass Sie ihre als so belastend empfundene Diskriminierung beenden möchten, indem sie Frauen diskriminieren? Wie kann man ständig Rüchsicht und Verständnis einfordern, wenn man selbst nicht dazu bereit ist?
Louisa
Komischerweise ist das Toilettenthema immer eine der wichtigsten Talking Points wenn es gegen Trans* geht…
Blicke können töten…
Und da ist mir Selbstschutz dann natürlich wichtiger als meine eigene Hydration.
Und die Nebelkerzendiskussion mit Stipendien und dergleichen habe ich nicht angesprochen weil es mir in meiner Antwort darum gar nicht ging. Kennen sie die aktuelle Gesetzeslage denn überhaupt in Deutschland und wie menschenverachtend diese ist? Und dies wohl auch so bleiben wird weil grundsätzlich Anträge von der Opposition abgelehnt werden? Also wird hier in Deutschland auch weiterhin eine menschenverachtende Gesetzeslage herschen bis auch der letzte Teil vom TSG für verfassungswidrig erklärt wird anstatt das ganze progressiver anzugehen. Wie gesagt wäre ich alternativ auch gern für die Zwangsgutachten vom TSG inkl. des Gerichtsverfahrens für die Restbevölkerung weil es ja ansonsten nicht verstanden wird wie hier aktuell Menschenrechte mit Füßen getreten werden…
„Warum sehen Sie nicht, dass Sie ihre als so belastend empfundene Diskriminierung beenden möchten, indem sie Frauen diskriminieren? Wie kann man ständig Rüchsicht und Verständnis einfordern, wenn man selbst nicht dazu bereit ist?“ Fun Fact: Ich habe noch nie jemanden diskriminiert und es wäre auch schön blöd mich selbst zu diskriminieren. Wo diskriminiere ich wenn auf Toiletten nicht mehr eine Genitalpolizei ihr Unwesen treiben soll die jede Person die nicht 100% den Bild der „Frau“ entspricht Angst haben muss missbilligende Blicke oder gar physische Gewalt zu ernten? Butches können davon ein Lied singen…- aber die sind wohl eher Kolleteralschäden obwohl diese am ehesten gegen traditionelle Geschlechterstereotypen ankämpfen…
Und danke das sie mir hiermit mein Frausein abgesprochen haben welches eine echte Diskriminierung und zudem misogyn ist. Soll ich jetzt etwa das gleiche mit Ihnen machen oder wollen wir nicht mit diesem Kindergarten aufhören in dem jede Seite der anderen Seite das schlimmste unterstellt? Denn so werden wir niemals das Patriarchat überwinden können wenn wir uns nur untereinander streiten anstatt dieses zu bekämpfen.
engelkeneva
Hallo Louisa, vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben völlig Recht, wenn Sie sagen, dass Transsexuelle und Frauen nicht gegeneinander sondern miteinander arbeiten sollten. Und Unisextoiletten sind da sicher eines der geringsten Probleme, da bin ich bei Ihnen. Wofür ich kämpfe, sind Regelungen, die die Bedürfnisse von Frauen und queeren Menschen berücksichtigen. Ich habe das hier ein bisschen ausführlicher geschildert, Stichwort gemeinsamer Feind Patriarchat. Ich würde mich freuen, Ihre Ansicht dazu zu hören. Mit freundlichen Grüßen, Eva Engelken
Ulf
„Aus verfassungsrechtlicher Frage wäre die erste Frage: Ist es für das Selbstbestimmungsrecht von Trans*, Inter*- und Transsexuellen Menschen überhaupt nötig, dass sie ihren Personenstand ändern dürfen? Sprich, hilft es Trans*menschen, ihr Selbstbestimmungsrecht zu verwirklichen, wenn man jeden Mann, der sagt, er sei eine Frau, rechtlich als Frau gelten lässt?“
Als mit einem Transmann (falls Sie überhaupt wissen, was das ist) Verheirateter möchte ich Ihnen mal was sagen:
Eine solche Frage wie die oben zitierte macht mich ob ihrer aggressiven Weltfremdheit und völlig fehlender Fähigkeit, sich in die Situation anderer hineinzuversetzen, einfach nur sprachlos und sie beweist auch, dass alle Vorwürfe Ihnen gegenüber schlicht völlig gerechtfertigt sind. Überraschend ist Ihre Haltung für Protestantinnen wie Sie übrigens kaum, da brauchen Sie sich auch nicht von den Katholiken abzugrenzen, denn das sola fide bedeutet ja in der Praxis, dass Weltfremdheit die größte Tugend ist. Glaube eben, nur eben kein Wissen.
Wenn Ihnen nun aber das Wissen, dass Transgender eben nicht einfach „Männer sind, die meinen Frauen zu sein“, fehlt, so weil Sie sich nicht informieren bzw. es nicht wollen, denn Unwissenheit ist im Informationszeitalter eine Frage des Wollens.
Wenn Sie dennoch meinen, sich über dieses Thema öffentlich äußern zu wollen, bleibt Ihnen das ungenommen. Sie müssen aber eben auch zur Kenntnis nehmen, dass sachlich unrichtige Äußerungen in der heutigen Zeit eben nicht lange unberichtigt bleiben. Wenn diese zum Shitstorm auswachsen, so haben Sie sich das selbst zuzuschreiben und brauchen sich hier nicht als Opfer zu stilisieren. Allein dadurch rücken Sie sich ganz alleine in die Nähe der politisch Rechten, die sich auch überall verfolgt wähnen, weil sie anderen ihre Rechte nicht mehr absprechen dürfen.
Es liegt an Ihnen, diesen Eindruck zu ändern. Oder aber zu ihm zu stehen, sich Ihre, mit Verlaub, Krampfhennen und Herrn Palmer zu schnappen und sich eine neue, vielleicht etwas blauere politische Heimat zu suchen.
Lynn
Immer dasselbe, Angriffe, Diffamierung, Verortung in der AfD. Das ist absurd, die Argumente werden weltweit von Frauen geteilt, von Liberalen, Linken, Konservativen, Unpolitischen, Homo- und Heterosexuellen. Es ist auch mit diesem Gesetzesentwurf völlig irrelevant, ob jemand unter gender dysphoria leidet oder andere Motive hat, um sein gender neu zu bestimmen. Jedem Kritiker Unwissen oder rechte Gesinnung vorzuwerfen, wenn man nicht in der Lage ist, die erwiesene Benachteiligung von Frauen durch Selbst-ID zu recherchieren (siehe Kanada, USA, UK u.v.m), wirkt ziemlich unglaubwürdig. Selbst trans Menschen untereinander sind ja nicht mehr einig, ob Dysphorie überhaupt ein notwendiges Kriterium ist, ob man vom „falschen Körper“ sprechen sollte oder nicht, ob Non-Binäre (und die zahlreichen anderen Genderidentitäten) ebenso unter den Begriff Transgender fallen oder nicht. Wer ständig mit der eigenen Unterdrückung und Diskriminierung argumentiert, dabei aber die Unterdrückung einer anderen Gruppe vorantreibt, verliert seinen eigenen Opferstatus ganz schnell. Online und im realen Leben gehen Bedrohungen und Aggressionen von Transaktivisten aus, nicht von Frauen, die um den Erhalt ihrer Rechte kämpfen!
R. Segler
Hallo Frau Engelke.
Für andere Menschen, die Ihren Antrag kommentiert haben, kann ich nicht sprechen. Ich habe Ihnen geschrieben, daß die Argumentation für Ihren Antrag massiv einseitig ist und sie bei DIESEM speziellen Thema den Biologismus der evangelikalen und rechten Szene übernehmen. Mit aller Polemik, und massiv vorurteilschaffender Pauschalisierungen. Das ist leider so.
Besonders auffallend ist das bei Ihrer Antragsbegründung, zur Behandlung von trans Kindern (auch in Ihren Ausführungen oben):
„Ist der Schutz von Minderjährigen trans* gewährleistet, wenn die schrankenlose Genderselbstidentifikation kommt? In Kombination mit einem vereinfachten Zugang zu schwerwiegenden Hormonbehandlungen und ebenso heftigen Operationen?“
Auch auf DIESE Fragen geben Sie (wie auch Rechte und Evangelikale) vermeintlich ‚kinder-/Jugendfreundliche einseitige, einfache, wenig lösungsorientierte Antworten. Die gibt es aber schon. Und zwar seit Jahrzehnten. Immer wieder weiter entwickelt und heftigst diskutiert. Nicht von Menschen wie Ihnen, die nicht wirklich in der Thematik steckt, sondern von bsw. der WHO, international diskutierenden Expertenrunden und in D von der deutschen med. Leitlinienkommission. Nicht zuletzt auch beim deutschen Ethikrat diskutiert, der das auch mitträgt. Eine einseitige polemische Darstellung („vereinfachter Zugang zu schwerwiegenden Hormonbehandlungen und OPs“)ohne inhaltliche Aussagen dieser Gremien zu erwähnen dürfen Sie gerne veröffentlichen. Aber genau das ist eben die Argumentation von Evangelikalen. Das belegt leider auch Ihr Twitter Auftritt, auch mit den Dingen, die Sie retweeten. Und viele Aussagen dort sind nicht nur populistisch sondern schlicht sachlich falsch.
Warum Sie das tun, kann ich nicht verstehen. Sachlich richtig ist, daß die Selbstaussage von Kindern und Jugendlichen ernst genommen wird, daß für Kinder und deren Eltern breite Aufklärung über tatsächliche Behandlungsrisiken, aber auch Chancen teilweise ÜBER MEHERERE JAHRE stattfinden und es ein „Durchwinken“ wie es immer und immer wieder einseitig aus dem sicherlich qualitativ nicht vergleichbaren englischen Gesundheitssystem beschrieben wird, in Deutschland IN KEINER WEISE den med. Leitlinien entspricht. Sachlich richtig ist aber auch, daß es akut stark suizidale Kinder und Jugendliche gibt, bei denen eine solche Medikation in Ausnahmefällen schneller gehen muß. Damit sie am Leben bleiben. Ich vertraue Medizinern, die teilweise seit Jahrzehnten so behandeln oder ihr Wissen und ihre Erfahrungen auch in der Differenzialdiagnostik an jüngere Kollegen weitergegeben haben. Ärzte, die nach med. Behandlungsstandarts behandeln oder Eltern, die ihren Kindern helfen, damit diese vielleicht am Leben bleiben, mit „Halbwissen“ und Polemik zu diskreditieren ist sicher die schlechteste aller Lösungen.
Ihno
Sehr geehrte Frau Engelken,
Ihre Grundannahme, dass trans* Frauen Männer sind, ist falsch. Trans* Frauen sind Frauen und löschen damit auch Frauen nicht aus. Ich finde es gut, dass Sie versucht haben, sich zu informieren. Dazu gehören auch die trans*-kritischeren Quellen. Mein Eindruck ist allerdings, dass Sie einem populistischen und für die Betroffenen gefährlichen trans*exclusiven Radikalismus „auf den Leim gegangen“ sind. Ich bitte Sie daher, unter anderem diese Quellen ebenfalls zur Meinugsbildung zu nutzen (nur eine kleine Auswahl):
UN Free & Eqaul (engl.), „learn more“ => https://www.unfe.org/learn-more/
UN Free & Equal (engl.), Transgender (pdf-Dokument) => https://www.unfe.org/wp-content/uploads/2017/05/UNFE-Transgender.pdf
Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, Video „Die Wissenschaft hinter Transgender“, maiLab- Youtubekanal (mit genauen Quellenangaben zu den Studien, die im Video von Dr. Nguyen-Kim erwähnt werden) => https://youtu.be/YwwHAVk0SQ8
Kolummne von Margarete Stokowski auf Spiegel.de zum Trick, die Angst vor einer angeblichen Trans-Macht und die Ablehnung von Diversität in vorgebliche Sorge um Kinder zu verpacken => https://www.spiegel.de/kultur/queere-weltmacht-na-klar-kolumne-a-74763faf-17be-48e1-8840-710c032cd11a
Und zum Schluß noch ein Artikel auf männer*, in dem die Transphobie von J. K. Rowling aufgrund verschiedener Beiträge und Reaktionen darauf in sozialen Medien beleuchtet wird => https://www.maenner.media/gesellschaft/community/Joanne-K-Rowling-transphobie-terf/
Ihno