Everybody needs somebody to love
Es lässt mich nicht unberührt, wenn Mitglieder einer Partei, deren Willkommenskultur ich noch vor einem Jahr im ZDF gelobt habe, mich plötzlich zur Persona non grata erklären und mir Hass und Feindseligkeit vorwerfen. Andererseits bin ich nicht in eine Partei eingetreten, um liebgehabt zu werden, sondern um Dinge zu bewegen. Wenn mir auf diesem Weg Menschen ihre Liebe entziehen, ohne deren Zuneigung ich in der Vergangenheit gut ausgekommen bin, werde ich auch in Zukunft auf sie verzichten können.
Auf der anderen Seite gibt es Menschen in meinem Leben, auf deren Zuneigung, Treue, Liebe etc. ich angewiesen bin wie auf die Luft zum Atmen. Ich brauche Menschen, bei denen ich mich zuhause fühle. Menschen, die ich liebe und die mich lieben, so wie ich bin, ohne an mir rumzumäkeln und mich anders haben zu wollen. Jeder Mensch braucht das.
Noch wichtiger bei der ganzen Sache ist es, sich selbst zu lieben, so wie man ist. Und wenn einem das Außen signalisiert, „du bist nicht okay“, ist es höllenschwer zu sagen, „lass‘ mich, ich bin trotzdem okay“.
Das alltägliche Gefühl, nicht reinzupassen
Ich bin 1,86 Meter groß und habe Schuhgröße 44. Das ist nicht nur überdurchschnittlich groß für eine Frau, sondern auch überdurchschnittlich scheiße beim Kleidung- und Schuhekaufen. Bevor ich ein Schuhgeschäft fand, dass Schuhe dieser Größenordnung für Frauen anbot, habe ich gefühlt hunderttausendmal die halb-mitleidigen halb-herablassenden Blicke von Schuhverkäuferinnen auf mir gefühlt, die deutlich sagten: „Wieso willst du überhaupt Frauenschuhe kaufen? Ein Zombie in deiner Größe ist alles, aber keine Frau.“
Rückblickend kann ich über das Unverständnis die Achseln zucken, weil es nicht mich in Frage stellt, sondern nur zeigt, dass durchschnittliche Verkäuferinnen durchschnittlicher Schuhgeschäfte Kundinnen wie mich nicht auf dem Schirm haben.
Für Jugendliche ziemlich existenziell
In meiner Jugend hat mir das den Stecker gezogen. Dabei hatten meine Füße vor den Geburten meiner Kinder höchstens Schuhgröße 42, aber umgekehrt proportional zur Größe des Problems habe ich gelitten. Zum Abschlussball vom Tanzkurs habe ich mich in hässliche Pumps in Schuhgröße 41 gezwängt und bin gegen den Takt der Musik über die Tanzfläche gehumpelt. Fotos zeigen einen magersüchtigen Pinguin, dem man den schiefgelegten Kopf und das von unten heraufe Grinsen von Prinzessin Di aufoperiert hat. Hätte mir jemand gesagt: „Du, Eva, es gibt da eine OP-Methode, damit kann man zehn Zentimeter deiner Unterschenkel rausschneiden“, hätte ich ihn verzweifelt nach der Klinikadresse gefragt.
Später haben sich in meinem Leben die Dinge so gefügt, dass sie mein Gefühl, nicht richtig zu sein, geradegerückt haben. Deshalb will ich mit diesem kleinen Beispiel auch nicht sagen, es sei normal, sich nicht okay zu fühlen und es gehe schon vorbei. Sondern, dass das Gefühl, sich nicht zugehörig zu finden, in ganz vielfältiger Weise vorkommen kann. Von ganz klein bis ganz groß. Und dass es immer wieder Rückschläge gibt, und dass es sich richtig übel anfühlt, wenn man versucht, irgendwo doch dazu zu gehören, und es klappt immer wieder nicht.
Und für manche nicht überlebbar
Im Leben vieler anderer Menschen in meinem Umfeld ist das Gefühl falsch zu sein, geblieben. Bei einigen ist es immer schlimmer geworden. Ich kenne, oder vielmehr kannte, mindestens drei Männer und eine Frau, die sich das Leben genommen haben, weil sie sich als gescheitert, als unpassend, als nicht gemacht für diese Welt gefühlt haben. Nicht nur die Frau, auch die Männer waren sensible, feinfühlige Menschen. Menschen, die sich getraut haben, den Clown in sich rauszulassen oder ihre sogenannte weibliche Seite zu zeigen.
Meist mitschuldig: das Patriarchat
Mindestens zwei der drei Männer ist es trotz ihrer großen Begabungen nicht gelungen, im klassischen Sinne Karriere zu machen. Und mindestens einem davon hat sein Vater verächtlich gesagt, dass er ja wohl keine Familie gründen könne, weil er nicht imstande sei, sie zu ernähren. Und mit ziemlicher Sicherheit war dieser Vater eigentlich selbst sensibel, aber hatte als im Krieg geborenes und im Nachkriegsdeutschland aufgewachsenes Kind seine Gefühle unter einem undurchdringlichen Panzer verschlossen.
Ich habe sie so hassen gelernt. Nicht die Männer und nicht die Frauen als solche, sondern die Geschlechternormen eines Patriarchats, das Männern die eine und Frauen die andere Seite zuschreibt und beide Seiten leiden lässt.
Wobei Männer systemisch zwar emotional schlechter wegkommen, aber finanziell oft besser dastehen als Frauen. Auch das habe ich verachten gelernt. Ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Teil meines Lebens und des Lebens anderer Frauen ist finanziell nichts wert: das Kriegen und Aufziehen von Kindern. Die patriarchale Gesellschaft verleibt sich die Leistung von Müttern ein und speist sie mit ein paar warmen Worten ab. Frei nach Adenauers Ausspruch „Kinder kriegen die Leute von alleine.“
Für Frauen gratis: die Ausbeutung ihrer Reproduktionsfähigkeit
Wer es als Mutter nicht schafft, sich über die eigene Familie, einen Partner oder eine on-top zur unbezahlten Familienarbeit ausgeübte bezahlte Arbeit abzusichern, steht am Ende ohne was da. In anderen Ländern stehen sie sogar ohne vernünftige Geburtshilfe da und sterben zu hundertausenden im Kindbett. Das macht mich unfassbar wütend, denn ich weiß, dass man es verhindern kann. Hätte man mich nach der Geburt meines ersten Kindes nicht rasch unter Vollnarkose genäht und die Blutungen gestoppt, wäre ich vielleicht eine von ihnen geworden.
Entscheiden sich Frauen dagegen, Kinder zu kriegen, behandelt das Patriarchat sie, als seien sie Milchkühe, die sich weigern, Milch zu geben. Lebensschützer und die katholische Kirche bezichtigen sie des Mordes an ihren ungeborenen Kindern, als hätten sie ein persönliches Anrecht auf die Kinder. Dass weltweit und künftig auch in Polen abertausende Frauen an den Folgen unsachgemäßer Abtreibungen sterben, scheint ihnen ebensowenig zu bedeuten wie das Verrecken abertausender Hühner in den großen Legefabriken. Beides scheinen unvermeidbare Kollateralschäden im Interesse der großen Wertschöpfung zu sein.
Und während all diese Probleme noch nicht gelöst sind, beginnt in den Laboren der Zukunft bereits der Reproduktionskapitalismus zu wüten mit osteuropäischen Eizellspenden, ukrainischen Leihmüttern und Schwangerschaftsprostitution.
… und ihrer Sexualität. Kollateralschäden inklusive
Dabei ist schon die normale Prostitution ein Skandal. Auch hier beutet der finanziell überlegene Teil den finanziell unterlegenen Teil der Bevölkerung aus. Die überwiegend männlichen „Kunden“ bezahlen für etwas, das mit Sex und beiderseitigem Vergnügen so viel zu tun hat wie Tiefkühlpizza mit einer in Italien zubereiteten und gegessenen Pizza. Die horrende und nur mit Drogen auszuhaltende Gewalt gegen Frauen und die dadurch entstehende Traumatisierung nimmt man als Begleitschäden in Kauf.
Egal, was zur Ware gemacht wird, ob Sexualität, Reproduktionsfähigkeit oder emotionale Fähigkeiten – immer beutet die überlegene Seite die unterlegene aus. Den Beteiligten ist klar, dass das Ganze Ausbeutung ist, aber es wird hingenommen. Man könnte sich ja auch begnügen mit dem, was da ist, aber nein, es muss ausgeschlachtet werden.
Und die Steigbügelhalter des Patriarchats machen mit. Sie erklären Prostitution zur selbstbestimmten Sexarbeit. Die müsse man nur entstigmatisieren und dann ginge es allen gut.
Die Unterdrückung rechtfertigt man mit Storytelling
Allerdings ist es mit jeder Unterdrückung und Ausbeutung so eine Sache. Hin und wieder wird den Ausgebeuteten klar, dass sie sich wehren könnten, weil sie zahlreich sind und überlegen wären, wenn sich zusammentäten. Um das zu verhindern, erfindet man Stories, um die Ausbeutung oder Diskriminierung von Frauen als etwas Natürliches erscheinen zu lassen. Und man feindet Frauen an, die diesen Stories keinen Glauben schenken. Man spricht auch von „Narrativen“ von lateinisch narrare = erzählen, was aufs Gleiche rauskommt.
Solche, die patriarchale Unterdrückung von Frauen rechtfertigende Gender-Narrative gibt es mindestens, seit Sokrates vor knapp 2500 Jahren angeblich von seiner Ehefrau Xanthippe drangsaliert wurde.
Ein bekanntes christliches Narrativ, das Frauen kleinmacht, steht gleich im 1. Buch Moses im Alten Testament. Es erklärt es zu etwas Normalem, dass Mütter bei der Geburt Schmerzen haben. „Unter Schmerzen wirst du Kinder gebären“, steht in der Geschichte, in der Adam und Eva aus dem Paradies verwiesen werden. In der christlichen Tradition nimmt dieses Narrativ Müttern das Recht, sich über Schmerzen in der Geburt zu beschweren, denn es ist ja sozusagen eine gerechte göttliche Strafe dafür, dass Eva Adam zum Essen des Apfels vom Baum der Erkenntnis verführt. Und wenn Mütter schon Schmerzen erdulden sollen, brauchen sie sich auch nicht zu beschweren, wenn die Geburtshilfe unzureichend ist.
Natürlich würde sich in der westlichen Welt kein Politiker darauf berufen, vermutlich hätte er nicht mal die Bibelstelle auf dem Schirm. Guckt man sich aber weltweit den Zustand der Geburtshilfe an, könnte man meinen, er wäre auf dieses Narrativ zurückzuführen.
Von Adam und Eva über die Hexenverbrennung bis zum Mutterkreuz
Eng verbunden mit dem Thema Geburtshilfe ist eine andere Story, eine richtige Horrorstory. Den großanlegten Femizid der frühen Neuzeit, besser bekannt als Hexenverbrennung, rechtfertigte man mit der von der Kirche verbreiteten Lüge, dass Frauen sich mit dem Teufel eingelassen und „Unzucht getrieben“ hätten. Wer das Narrativ anzweifelte oder gar sagte, es gebe gar keinen Teufel, ging ein erhebliches Risiko ein, selbst auf dem Scheiterhaufen zu landen. Bis heute warte ich auf eine Entschuldigung seitens der katholischen Kirche für die Hexenverbrennungen.
Hitler und seine Anhänger erklärten die Frauenemanzipation zu einer jüdischen Erfindung und propagierten, dass es die „natürliche Aufgabe“ der Frauen sei, möglichst viele möglichst „arische“ Kinder zur Welt zu bringen. Ich glaube, meine eigene Oma hat ein Mutterkreuz verliehen bekommen. Das war eine verdammt schlechte Gegenleistung dafür, dass ihr Mann vor der Geburt seines vierten Kindes, meiner Mutter, im von den Nazis angezettelten 2. Weltkrieg sein Leben gelassen hat.
Konservative Kreise bezeichnen Frauen, die keine Kinder kriegen, bis heute als unweiblich. Sind Frauen beruflich erfolgreich sind, zweifelt man an ihrer Fähigkeit, liebevolle Mütter zu sein. Völliger Bullshit. Eine der liebevollsten Mütter, die ich kenne, ist zugleich eine der am besten organisierten und damit auch beruflich sehr erfolgreich.
Die drei Elemente des Storytellings: Meinungsmacht, wahrer Kern, versteckte Agenda
- Die erste Gemeinsamkeit dieser „wir rechtfertigen das Patriarchat“-Stories ist, dass sie von der herrschenden Klasse verbreitet werden, um bestimmte Anliegen durchzudrücken oder bestehende Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse von Mann gegenüber Frau zu legitimieren.
- Die zweite Gemeinsamkeit ist, dass jeder, der sie anzweifelt, beschimpft oder verunglimpft wird. Mal mehr, mal weniger, je nachdem, über welchen Grad an Meinungsherrschaft die verbreitende Klasse verfügt.
- Die dritte Gemeinsamkeit ist, dass alle Stories zumindest in Teilen an einen wahren Kern andocken können. Dass Frauen bei der Geburt ihrer Kinder Schmerzen haben, ist eine Tatsache. Dass sie überhaupt in der Lage sind, Kinder zu bekommen und sich diese in der Regel liebevoll zur Brust nehmen, auch. Alle Ausschmückungen und alle Schlussfolgerungen sind Story.
Patriarchatssupportende Genderstorys: Schwache Männer sind „Mädchen“
Das Pendant zur frauendiskriminierenden Story sind die Stories, die im Hinblick auf Männer verbreitet werden. Was ein richtiger Mann ist, war in der Nazizeit klar: flink wie Wiesel und hart wie Kruppstahl, kurz gesagt, ideales Kanonenfutter. Und ganz wichtig: in der patriarchatssupportenden Genderstory sind Männer alles, nur keine Mädchen, was wieder eine gezielte Abwertung von Frauen ist.
Noch heute sind selbst auf dem Schulhof meiner Kinder Jungs, die zufällig Heulsusen sind, was nach meiner Erfahrung auf 90 Prozent aller Jungs im Grundschulalter zutrifft, „Muschis“ oder „Mädchen“ oder eben HeulSUSEN. Jungs, die Bock haben, rosa Kleidung zu tragen, kriegen spätestens im Kindergarten gesagt, das wären Mädchensachen. Dann gucken sie traurig und spielen höchstens noch versteckt zuhause mit Puppen. Ausgenommen in guten Kindergärten, die es fördern, dass Jungs mit Puppen und Mädchen mit Schwertern etc. spielen, beugt man sich den Geschlechternormen. Je rigider die Geschlechternormen sind, die in der Kita und auf dem Schulhof gelten, desto schlimmer ist das.
Gendernormen à la „ein Mädchen tut das nicht“ sind nichts als Geschichten
Im Grunde sind sämtliche Geschlechternormen solche Storys. Hinter jedem „du bist aber keine typische Frau“ oder: „Du bist kein typischer Mann“ steckt eine Story, die besagt„Frauen tun das nicht“ oder „Männer müssen aber“. Sie haben mit dem eigentlichen Geschlecht nicht viel zu tun und auch mit der Wirklichkeit nicht.
Pflegerinnen bewegen zentnerschwere Patienten, Männer Mülltonnen – wer war noch mal das schwache Geschlecht?
Wären Frauen wirklich das schwache Geschlecht, könnte keine weibliche Alten- oder Krankenpflegerin einen übergewichtigen Pflegebedürftigen in seinem Bett umdrehen. Der bringt mindestens so viel auf die Waage wie eine volle Mülltonne. Aber hier müssen die starken Männer ran, nee is klar!
Okay, es gibt Unterschiede. Die sind dann aber wirklich geschlechtsbedingt und hängen mit der Fähigkeit von Frauen, Kinder zu kriegen, zusammen. Wenn man als schwangere Frau hormongeflutet ist, wird man schon mal emotional und schreit rum, zumindest ich habe da schon den einen oder anderen zusammengebrüllt. Aber, ganz ehrlich? Ich habe schon so viele Männer emotional werden und rumschreien hören, und die waren allesamt nicht schwanger. Von daher ist auch Emotionalität nichts, was Frauen vorbehalten wäre.
Triebfeder männlicher Gebärneid?
Kinderkriegen ist Frauen vorbehalten. Männer dürfen Support leisten. Manchmal kommt es mir vor, als sei das Patriarchat mit all seinen Geschlechternormen eine einzige Erfindung, um den unfassbaren Gebärneid von Männern abzufedern.
Leider sind Geschlechternormen, auch wenn sie nur Storys sind, sehr mächtig. Sie regeln die Gesellschaft und zwingen Männer und Frauen an die ihnen zugewiesenen Plätze. Wer sich von den Geschlechternormen entfernt, muss erklären, warum er sich nicht wie ein Mann oder nicht wie eine Frau benimmt. Dabei hätten alle viel mehr davon, und der Planet würde sich erholen, wenn an die Stelle der ungeheuren Ausbeutung ein gleichberechtigteres und respektvolleres Miteinander treten würde.
Man kann Gendernormen aufbrechen
Die Gesellschaft entwickelt sich immer dann weiter, wenn einzelne und dann immer mehr nonkonforme Frauen und Männer beginnen, andere Geschichten zu erzählen.
Teilweise helfen die Gerichte dabei nach. Zum Beispiel der Europäische Gerichtshof, der 1992 das hundert Jahre lang geltende Nachtarbeitsverbot für Frauen kippte. Auch 2001 war es ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das alle militärischen Laufbahnen uneingeschränkt für Frauen öffnete.
Sich klarzumachen, dass Genderstories wirksam sind, ist wichtig, um den Erfolg der Narrative beim Transgenderthema zu verstehen. Auch hier wirken Narrative, buchstäbliche Trans-Stories, die im Zusammenhang mit dem Thema Transgender verbreitet werden.
Um die patriarchale Vorherrschaft zu rechtfertigen, nützen auch Transstories
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass sich das Patriarchat auch das Transgenderthema einverleibt hat und benutzt, um die patriarchale Geschlechtersegregation wieder voran zu treiben. Aus Sicht des Patriarchats ist es immer wieder von neuem notwendig, die stark gewordenen Frauen wieder auf ihrer Plätze zu verweisen, und die alte Über- und Unterordnung erneut zu zementieren. Um das zu erreichen, verbreitet es Stories.
Die ganze Aufregung um das Transthema und die seit Juni 2020 verstärkt stattfindenden Attacken gegen J.K. Rowling und andere als transfeindliche „Terf“ bezeichnete Frauen lassen sich so besser verstehen. Diese ganze Aufregung als Rückschlag, englisch „Backlash“, des Patriarchats zu deuten, ist übrigens keine Verschwörungstheorie. Es ist lediglich die Fortführung des eingangs beschriebenen Phänomens, dass in allen Jahrtausenden Frauen, die mehr Rechte einforderten, attackiert und diffamiert wurden. Und zwar von der herrschenden, in der Regel männlich dominierten Klasse: Von der Kirche. Vom Adel. Von frustrierten Männern. Von Frauen, die sich aus Angst oder Gewohnheit oder um des eigenen Vorteils willen als Steigbügelhalter auf die Seite der Herrschenden geschlagen haben.
Die Trans-Stories sind nur eine neue Spielart.
Das Patriarchat hat Geld und entsprechende Interessen. Zum Beispiel in der Biotechnologie
Auch was die medizinische Transition von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen angeht, muss man keine Verschwörung wittern. Man kann ganz simpel konstatieren, dass es der Biotechbranche und den Pharmaherstellern einen nicht unerheblichen Umsatzzuwachs beschert, wenn immer mehr Menschen lebenslänglich Hormone und Medikamente einnehmen. Oder dass es den Umsatz steigert, wenn transidente Menschen immer komplexere Operationen vornehmen lassen, Uterusse implantieren und Neovaginen oder Neophalli aufbauen lassen.
Und ebenso sachlich kann man feststellen, dass die ganze Reproduktionsmedizin oder der Transhumanismus ein Zukunftsmarkt ist, für den transidente Menschen ein wichtiges Experimentierfeld bilden.
Geht’s wirklich um den Schutz der schutzbedürftigen Trans*menschen?
Man muss diese Sichtweise nicht teilen. Man kann sich in seinen hübschen kleinen regenbogenfarbigen Heißluftballon setzen und sagen: „Wie schön! Unser Kampf für eine bunte Welt wird jetzt auch von armen ausgegrenzten Trans*menschen mitgekämpft. Lasst sie uns schützen und lasst uns alle Frauen, die so rückständig sind, noch auf eigene geschlechtsbasierte Rechte zu pochen, als prüde und transfeindliche Hexen zum Teufel jagen!“
Oder: „Wie wäre es mit einem Schimpfwort wie Terf, das auch dem letzten Deppen klar macht, dass nicht das Patriarchat schuld ist, wenn es Trans*menschen schlecht geht, sondern Frauen?“ „Au ja, das wird gut funktionieren, denn Frauen waren ja schon seit Eva im Paradies die Schuldigen!“
Innerhalb der Partei Bündnis 90/Die Grünen scheinen viele dieser Ansicht zu sein, sonst würden nicht hochrangige Bundestagsabgeordnete einfache Parteimitglieder wie mich und meine Antragsunterstützer*innen ohne jedes Nachfragen als „transfeindliche Terf“ bezeichnen.
Es gibt Indizien, dass die Treiber der Transideologie genau solche Beschimpfungsmechanismen geplant haben, um ihre Agenda durchzuziehen. Ihr Hebel, um Frauenrechte auszuheben, ist das Selbstbestimmungsrecht aufgrund einer Genderselbstidentifikation. Klingt sperrig und speziell. Funktioniert aber und schadet Frauen und Kindern.
Spartenthema oder Thema für die ganze Gesellschaft?
Wenn man sich mit Leuten unterhält, sagen sie, „Warum soll ich mich mit den Rechten von Transsexuellen bechäftigen? Das ist weniger als ein Prozent der Gesellschaft.“ Ich antworte, „weil deine Rechte als Frau in Gefahr sind! Und die Rechte von Homosexuellen. Und die Gesundheit von Kindern.“
Hier habe ich erläutert, dass das von der Partei Bündnis 90/Die Grünen eingebrachte Selbstbestimmungsgesetz eins zu eins die Empfehlungen einer Handreichung umsetzt. Diese wurde verfasst von einer internationalesn Wirtschaftskanzlei (Dentons), einem internationalen Medienkonzern (Thomson Reuters International) und einer mit Pharmaspenden großgepäppelten Transorganisation (Iglyo).
Die Handreichung gibt Empfehlungen, wie man es juristisch hinbekommt, dass man nur zum Standesamt gehen und sagen muss, „ich bin eine Frau“, „ich bin ein Mann“, um seinen Personenstand zu ändern. Mit dieser juristischen Regelung der Self-ID, auf deutsch: selbstbestimmter Geschlechtseintrag, reißt man ein Scheunentor auf, in das das Patriarchat praktisch ungehindert einfallen kann. Wenn jeder sagen kann, „ich bin eine Frau“, sind Frauenrechte nichts mehr wert.
Warum empfehlen eine Wirtschaftskanzlei, ein Medienkonzern und eine Transorganisation, die Medienaufmerksamkeit gering zu halten?
Die Handreichung gibt obendrein Tipps, wie interessierte Kreise die Self-ID so unauffällig einfädeln können, dass Frauen und Homosexuelle es erst dann bemerken, wenn das Ganze schon Gesetz geworden ist.
Der britische Comedy-Autor und Aktivist für Frauen- und HomoRechte, Graham Lineham , fasst das Vorgehen in seinem Newsletter zusammen:
Die meisten von uns waren sich der neuen Bedrohung der Rechte von Frauen und Schwulen nicht bewusst; aufgrund der verdeckten Natur des Aktivismus. Er kam in Regenbogen gekleidet an. Während wir Pride Demos besuchten und sangen #BornThisWay , gab es einen neuen Text in der Stadt: #BornInTheWrongBody.
Im Folgenden finden Sie einige der (von der Handreichung) empfohlenen Strategien:
— Verabschiede Rechtsvorschriften unter dem Radar!
— Binde sie an populäre Rechtsreformen!
— Vermeiden Sie Medienaufmerksamkeit!
Newsletter von Graham Lineham
Lineham weist darauf hin, dass Irland die Self-Identifikation auf Basis einer Geschlechtsidentität gesetzlich zuließ, noch ehe die Abtreibung legalisiert war. Malta erlaube die Self-identification, aber keine Abtreibung.
Lobbyistentipps: Wie verknüpft man ein Gesetzesvorhaben mit populären Reformen? Durch Storytelling
Der Hebel, um einem Gesetzesvorhaben den Weg durch das Parlament zu ebnen, ist, das sieht die Handreichung ganz richtig, eine zugkräftige Geschichte. Oder mehrere Geschichten.
Gehen wir davon aus, dass rund um das Transgenderthema und die sogenannte Self-ID würden zugkräftige Geschichten verbreitet, welche wären das?
Zugkräftige Transstory 1: Trans*menschen sind ausgegrenzt und brauchen Schutz
Wie schon eingangs gesagt, brauchen Stories, mit denen das Patriarchat seine Macht erhält, immer einen wahren Kern zum Andocken. Geschichten, die ein für Frauen, Lesben und Kinder problematisches Rechtskonstrukt wie die Genderselbstidentifikation (Self-ID) Gesetz werden lassen, müssen also einen wahren Kern haben.
Eine zunächst vollkommen nachvollziehbare Story ist, dass Trans*menschen die am meisten ausgegrenzten Personen auf dem Erdball seien. Deshalb dürfen Frauen sie in ihrem Transsein nicht hinterfragen und müssen sie ohne Widerstand in ihre Räume aufnehmen. Bei näherem Hinsehen sind jedoch gleich zwei Sachen zweifelhaft. Erstens, ob sie ausgegrenzter oder stärker von Diskriminierung betroffen sind als andere. Zweitens, ob es notwendig ist, dass gerade Frauen ihnen ihre Räume öffnen müssen.
Nonkonforme Menschen sind ideale Zugpfere, denn sie durchbrechen Gendernormen
Was die Ausgrenzung von Trans*menschen angeht. Sie nehmen für sich in Anspruch, zu den ausgegrenzten Menschen von allen zu gehören. Auf der einen Seite kann ich das gut nachvollziehen. Sie übertreten Gendernormen und ecken damit automatisch an. Deshalb ist es gut, dass es sie gibt. Eigentlich sind alle nonkonformen Menschen per se Geschlechtsnormenbrecher.
In einer patriarchalen Welt mit mehr oder minder starren Gendernormen sind Männer, die nicht typisch männlich sind oder Lust haben, Makeup oder High heels zu tragen, automatisch etwas Normabweichendes. Aber genau diese Normabweichung ist es doch, die unsere Welt reicher, bunter und toleranter macht. Zum Glück haben sich viele Männer, oft schwule Männer, diese Freiheit schon erkämpft und damit zumindest punktuell die starren Geschlechterrollen überwunden. Das Gleiche gilt für Frauen, die sich einen Dreck um Schönheitsnormen scheren und vermeintlich weibliche Verhaltensweisen.
Aber wenn sie einfach nur zum anderen Geschlecht transitionieren, landen sie in der gegenüberliegenden Geschlechtsstereotypenbox
Ich bezweifle aber, dass es dazu beiträgt, Geschlechternormen und die dahinterstehenden einengenden Stories zu überwinden, wenn immer mehr nonkonforme oder queere Männer anfangen, sich nicht mehr als Männer zu identifizieren, sondern sich als Frau identifizieren.
Transidente Männer, die eine soziale und körperliche Transition durchmachen, um sich optisch, verhaltenstechnisch und körperlich so sehr es geht an eine biologische Frau anzugleichen, überwinden gerade keine Geschlechternormen, sondern reihen sich so angepasst wie möglich auf der Gegenseite wieder ein.
Umgekehrt passiert das Gleiche, wenn sich transidente Frauen aufmachen, um sich optisch und körperlich einem Mann anzugleichen. Anstatt durch ihr Auftreten als nonkonforme Frau die Box der pinken Barbie-Model-Girlie-Tussi zu sprengen, klettern sie mit viel Aufwand aus der einengenden Frauenbox heraus, um sich möglichst passgenau in die Box eines Mannes einzupassen.
Dem einzelnen Mann bringt die Transition zur Frau Freiheit, der Gesellschaft nicht
Die einzelne Frau, die zum Mann wird, gewinnt für den Moment vielleicht Freiheit, weil sie keine Brüste mehr hat, die als Titten bezeichnet und angestarrt werden können. Die ganzen anderen Frauen, die Frau bleiben, gewinnen durch die transidente Fraue nicht an Freiheit. Auch die einzelnen Männer, die sich künstliche Brüste anoperieren lassen, lassen als Einzelne vielleicht die Box der toxischen Männlichkeit hinter sich, aber sie ändern nichts an einer patriarchalen Gesellschaft.
Natürlich passen Transsexuelle niemals völlig in die gegenüberliegende Geschlechterbox. Von daher macht ihre bloße Existenz die Welt bunter. Und wenn man einem Linus zuhört, wie er sich als Transmann identifiziert, erfährt man, wie er sein Mannsein für sich neu definiert.
Allerdings macht es eine Gesellschafter bereits vielfältiger, wenn Menschen ohne den Namen und den Personenstand zu wechseln, die Grenzen der binären Geschlechterrollenboxen sprengen und sich auf dem ganzen Spektrum zwischen Tarzan links und Barbie rechts frei hin und her bewegen. Auch das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man eine vereinfachte Personenstandsänderung fordert.
Gendernormen und Stereotype bauen Gefängnisse für konforme Menschen und halten nonkonforme Menschen auf. Transgender zu sein, reißt diese Mauern nicht ein
Exkurs: Ist es für queere Jugendliche hilfreich zu hören, sie seien im falschen Körper?
Es ist schlimm, nicht dazu zu gehören. Ich wünsche jedem Menschen ein unterstützendes Umfeld, das ihn oder sie annimmt, wie er oder sie ist. Und ich kämpfe für jeden Jungen, der sensibel, freundlich ist anstatt „typisch männlich ruppig oder grob. Und ich danke jeder Lehrerin und jedem Lehrer, der sich kleinen Machos entgegenstellt und sagt: „Überdenkt mal euer Frauenbild“. Auf kommunaler Ebene bin ich ohne wenn und aber für Angebote für Mädchen, Jungen und nonkonforme Jugendliche, die sich in ihrer Persönlichkeit finden und dabei auch in ihrer Zugehörigkeit zum einen oder anderen Geschlecht schwanken.
Wofür ich zumindest großen Respekt habe, ist, wenn sich Menschen von Anfang an im anderen Geschlecht verorten. Gleichzeitig finde ich es es angesichts der vorher erwähnten Geschlechterrollen-Zementier-Stories problematisch, wenn anti-rosa-Mädchen der Gedanke nahegelegt wird, sie seien womöglich Männer und müssten sich umoperieren, um ihr wahres Ich zu leben. Das Gleiche gilt für Jungen mit einer Vorliebe für Rosa, denen nahegelegt wird, sie seien vielleicht eine Frau.
Der Prozess im eigenen Körper anzukommen, ist schwierig genug. Da braucht man niemand, der einem sagt, man gehöre zum andern Geschlecht und sei somit nicht nur falsch, sondern vollkommen falsch.
Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn man mich im Alter von 14 direkt in eine Gender-Klinik weitergereicht hätte, weil ich noch nicht besonders stark weiblich entwickelt war, dafür aber schon ziemlich groß. Man hätte mich fragen können, ob ich möglicherweise „trans“ oder „inter“ sei. Man hätte mich das auch fragen können, weil ich mich nicht besonders weiblich kleidete oder gar schminkte. Zum Glück kam keiner auf die Idee, denn das Ganze hätte mir keine Freiheit gebracht, sondern mich in eine Schachtel gesteckt. Im schlimmsten Fall hätte mich das die Fruchtbarkeit gekostet.
Transzendiere Geschlechternormen, bleibe ein unversehrter Mensch
Würde mich jemand fragen, ob er oder sie transitionieren sollte, würde ich ihn oder sie fragen wollen, ob es sein tiefes inneres Ziel ist, in der gegengeschlechtlichen Box zu landen. Wenn ja, dann okay. Wenn nein, würde ich ihm raten, noch einmal nachzudenken.
Die Detransitionierer*innen, die den Versuch, zum anderen Geschlecht zu wechseln, abgebrochen haben, berichten, dass nicht der Wechsel zu einem anderen Geschlecht der motivierende Faktor war, sondern die Flucht aus einem unerträglichen Zustand. Bei Nele, einer zum Mann transitionierten und jetzt wieder detransitionierten Frau war es Hass gegen ihren weiblichen Körper, der ihr nur Belästigungen einbrachte, der sie zur Transition bewog.
https://mannschaft.com/2020/10/07/detrans-wenn-die-geschlechtsangleichung-der-falsche-weg-ist/
Mein Appell für junge Menschen wäre: Überwinde Geschlechterrollen, transzendiere starre Rollenbilder und Geschlechternormen, aber bleib‘ in deinem Körper unversehrt. Du wirst ihn noch brauchen.
Wenn jemand überzeugt bleibt, zum anderen Geschlecht zu gehören und die operative Angleichung seines Körpers als einzige Erleichterung empfindet, soll er dabei alle Unterstützung erhalten. Aber auf der Basis einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung und nicht aufgrund eines affirmativen Ansatzes, wie ihn die Transorganisationen verbreiten und fordern. Und vor allem nicht aufgrund einer feinseligen fast sektenartigen Meinungsmache, die alle Eltern, ja selbst Transsexuelle, die davor warnen, in die rechte Ecke stellt.
Ein mittlerweile als falsch entlarvtes Transnarrativ, das von den Transorganisationen gerne verbreitet wird, ist das von der erhöhten Suizidalität von Trans-Jugendlichen, denen eine Transition vorenthalten wird. Ich finde das geradezu verbrecherisch von Transorganisationen, mit dem Leid von Jugendlichen hausieren zu gehen, um für fragwürdige Konstrukte wie das Selbstbestimmungsgesetz oder schnelle „geschlechtsangleichende Operationen“ oder Hormonbehandlung zu werben.
Zugkräftige Transstory 2: Es braucht den juristischen Geschlechtswechsel für die Selbstbestimung. Wirklich?
Ist es juristisch sinnvoll und nötig für transidente Menschen, das juristische Geschlecht wechseln zu können? Die von Transaktivisten verbreitete Transstory besagt, es diene ihrer Selbstbestimmung. Ich klammere hier die intergeschlechtlichen Menschen aus, denn sie sind ein Sonderfall.
Aber ist es für die Selbstbestimmung nötig? Was haben transidente Menschen davon, im biologisch falschen Geschlecht eingeordnet zu sein?
- Medizinisch nicht viel, denn eine Prostata braucht eine Prostatatbehandlung und Brustkrebs eine Brustkrebsbehandlung. Und Menschen, die ihr Leben lang Crosssexhormone nehmen, haben eventuell medizinisch besondere Bedürfnisse, die eher in einer Transmedizin aufgefangen werden können als in einer auf Männer und Frauen ausgerichteten Medizin. Sich juristisch zur Kategorie Frau zu zählen, eröffnet transidenten Männern Anspruch auf Leistungen, die sie nicht benötigen, weil sie keine Kinder kriegen können, keinen Gebärmutterhalskrebs etc. besitzen. Zumindest auf der Krankenkassenkarte müsste bei Transidenten Männer und Frauen dsa biologische Geschlecht vermerkt sein.
- Statistiken, etwa zu Straftaten, werden verfälscht, wenn Hodenträger in der gleichen Statistik auftauchen wie Uterusbesitzerinnen.
- Der selbstbestimmte Geschlechtseintrag aufgrund einer Genderselbstidentifikation eröffnet Männern Zugang zu Räumen und Rechten von Frauen. Die Frage ist, ist das sinnvoll?
- Wer juristisch als Frau, Mann, divers eingetragen ist, ist sozusagen gesetzlich belegt in der jeweiligen Geschlechterbox. Der Vielfalt der Geschlechterrollen ist das nicht förderlich.
Zugkräftige Transstory 3: Frauen müssen Zuflucht gewähren. Müssen sie?
Wenn Männer zu Transfrauen werden, büßen sie Gehalt ein. Wenn sie sich klischeehaft weiblich kleiden und schminken oder sogar operieren, werden sie von Männern sexualisiert betrachtet und vielleicht belästigt – wie Frauen auch. Von daher ist es aus ihrer Sicht absolut sinnvoll, von Frauen zu verlangen, sie möchten sie als ihresgleichen betrachten oder in Frauenräumen Zuflucht zu suchen.
Aber ist es notwendig, dass gerade Frauen ihre Räume für transidente Männer öffnen müssen? Können die sich keine eigenen Räume schaffen? Ich gestehe, dass ich mittlerweile allergisch reagiere, wenn ein solches Ansinnen an mich herangetragen wird. Ganz egal, ob trans oder nicht trans.
Wenn selbstverständlich erwartet wird, dass ich Platz mache, dass ich mich kümmere und so weiter, denke ich immer öfter, warum? Frauen sind nicht die besseren Menschen, aber oft diejenigen, die den Dreck wegmachen, den andere hinterlassen haben. Die die Scherben auffegen und die Tränen trocknen, wenn irgendwer sich oder andere gegen die Wand gefahren hat. Und sie werden selten angemessen dafür bezahlt, weil unsere ganze Gesellschaft auf dem oben erwähnten Narrativ basiert, dass es die natürliche Aufgabe von Frauen sei, sich selbstverständlich und unbezahlt um das ganze Kinder-, Pflege- und Sozialgedöns zu kümmern.
Das ist nichts Schlimmes, sondern etwas sehr Schönes, sich kümmern zu können. Aber übergriffig und unschön wird es, wenn man von mir erwartet, dass ich das tue. Ohne dafür Danke zu sagen oder zu bezahlen. Und vollends indiskutabel wird es, wenn man mich als feindlich bezeichnet, dafür, dass ich mich weigere, jemanden, der von sich behauptet, ausgegrenzt zu sein, ungeprüft in meine Räume aufzunehmen.
Das Narrativ von den bösen Terfs macht genau das. Es baut ein Feindbild auf von bösen Frauen, die wider ihre mitleidige hilfsbereite Natur handeln, wenn sie der vermeintlich schützbedürftigsten Spezies dieser Erde, den „Transfrauen“, ihr Mitleid verweigern.
Sind Frauen verantwortlich, dass in einer von patriarchalen Gendernormen geprägten Welt nonkonforme Menschen ausgegrenzt werden? Nein!
Wie alle Narrative hat auch diese Transstory eine Agenda. Die Transstory von den bösen Terfs lenkt davon ab, dass nicht die Frauen die Schuldigen sind, wenn gendernonkonforme Männer mit Rock und Lippenstift ausgegrenzt werden, sondern eine Männerwelt mit rigiden Geschlechternormen.
Um es ganz klar zu sagen: Das traditionelle Patriarchat ist es, das Männer, die queer sind oder nonkonform, ausgrenzt, ausstößt, gewaltsam umerzieht oder sogar umbringt. Dagegen haben Schwule seit Jahrzehnten angekämpft. Wenn ich als Frau aber gar nicht schuld bin, dass solche Männer ausgegrenzt werden, sondern patriarchale Geschlechternormen, warum sollte ich sie dann in meine Räume lassen? Weil ich sonst diejenige bin, die sie ausgrenzt?
Irgendwie kommt es mir vor, als würden die patriarchalen Transaktivist*innen zulasten von Frauen einen Zirkelschluss zwirbeln, der in etwa so funktioniert: Frauen marginalisieren Trans*menschen, weil sie sich weigern, Transfrauen als Frauen in ihre Räume zu lassen/oder sie als Frauen anzuerkennen, deshalb sind Transfrauen marginalisiert und deshalb müssen Frauen sie in ihre Räume lassen.
Innerhalb von Bündnis 90/Die Grünen gibt es auf diese Frage seit 2019 Jahr eine klare Antwort aus dem Satzungsrecht: Nach der neuen Präambel zum Frauenstatut gelten als Frauen alle, die sich als Frauen identifizieren. Daher dürfen bei Bündnis 90/Die Grünen beispielsweise Transfrauen Sprecherinnen einer Bundesarbeitsgemeinschaft Lesbenpolitik sein. Innerhalb einer Partei kann man das machen. Auf der Ebene eines Bundesgesetzes wie dem Selbstbestimmungsgesetz, das die Self-ID einführen will, wäre das fatal.
Wie sehr diese Transstory darauf abzielt, Frauenrechte auszuhöhlen und sich dagegen wehrende Frauen mundtot zu machen, sieht man daran, dass all die Transaktivist*innen keinen solchen Lärm machen, wenn sich Männer weigern, Frauen in ihre Räume einzulassen. Hier habe ich Überlegungen angestellt, ob es Frauen wohl bei einer Bewerbung als Päpstin nützen würde, sich als Mann zu identifizieren.
Zugkräftige Transstory 4: Die Gefühle von Trans*menschen werden verletzt. Was ist mit Frauengefühlen?
Gesetzliche Regelung hin oder her, auch mit moralischer Erpressung versuchen die Transaktivist*nnen, Frauen dazu zu bringen, anzuerkennen, dass auch Transfrauen Zutritt zu ihren Räumen haben.
Ihr Argument ist, dass es die Gefühle von Transfrauen verletzen würde, wenn Frauen sie nicht in ihre Räume lassen. Wie schon anderswo erwähnt, sagt Germaine Greer schon vor einigen Jahren zu diesem Thema: „Meine Gefühle werden dauernd verletzt“. Ich unterschreibe bei ihr und ergänze: Meine Gefühle verletzt es auch, dass eine katholische Kirche sich anmaßt, keine Frauen in Weiheämter zu lassen. Dass das christliche Polen sich anmaßt, Frauen das Recht auf Abtreibung zu nehmen. Dass Jungen mit islamistischer Grundhaltung in Deutschland Ehrenmorde an ihren vermeintlich entehrten Schwestern begehen. Und vieles mehr.
Zugkräftige Transstory 5: Kritische Frauen sind böse, transfeindliche TERFs, also „Trans exkludierende radikale Feministinnen“
Wie mit jedem Narrativ kann man auch mit diesem ordentlich Druck aufbauen. Man kann Frauen ein schlechtes Gewissen einimpfen. Man kann Angst erzeugen. Man kann Kritikerinnen mundtot machen. All das passiert gerade beim Thema Trans. Es klappt allerdings nicht, wenn die diskriminierte Frau eine J.K. Rowling ist. Anders als viele radikalfeministische Frauen kann es Twitter sich nicht erlauben, ihren Account mit 14 Millionen Followern einfach zu sperren. Ich vermute, es ist die Fallhöhe, die ihre Gegner so anspornt, sie mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Einen sachlichen Grund gibt es nicht für all die Drohungen gegen sie. Ich habe an keiner Stelle gelesen, dass sie auch nur das winzigste Bisschen gegen queere Menschen hat. Ihr das zu unterstellen, ist eine gewaltige Unverschämtheit.
Es geht bei Attacken gegen denkende Frauen wie J.K.Rowling nie um die Sache. Immer nur um die Diffamierung der Person
Sie zur Feindin abzustempeln, nützt im Übrigen keinem Trans*menschen. Es erzeugt auch keine breite Zustimmung für die Anliegen von Trans*menschen. Bei dem Gegenwind gegen die großartige und vorbildhafte Harry-Potter-Autorin scheint es sich um das hundsgewöhnliche Muster des Frauen-mundtot-Machens zu handeln, das schon zu Zeiten der alten Griechen eingriff, wenn Frauen entgegen ihren herrschenden Gendernormen öffentlich den Mund aufmachten, um ihre Rechte zu verteidigen.
Dabei geht es nie um eine Auseindersetzung in der Sache, sondern immer nur darum, sie still zu kriegen. Dazu eignen sich Beschimpfung, persönliche Diffamierung mit Argumenten ad personam und verleumderischen Unterstellungen ziemlich gut. Ich erlebe das gerade selbst. Dafür, dass ich als Mitglied bei den Grünen beantragt habe, das von der Bundestagsfraktion eingebrachte Selbstbestimmungsgesetz im Hinblick auf seine Wirkung für Frauen und Kinder bei der Bundesdelegiertenkonferenz zu debattieren, bin ich u.a. vom Bundestagsabgeordneten Sven Lehmann als Terf bezeichnet und von einem Twitteruser auf seine Liste „Nazis“ gesetzt worden.
Victoria Feuerstein hat aufgeschrieben, wie frauenfeindlich diejenigen agieren, die behaupten, zum Schutz der „vulnerablen“ Transpersonen zu handeln.
Letzlich entlarvt die schlecht getarnte Frauenfeindlichkeit die Transaktivist*innen und ihre Steigbügelhalter. Wer ein ursprünglich berechtigtes Anliegen in einer Weise umsetzt, die alle Beteiligten vor den Bus stößt, hat kein berechtigtes Anliegen mehr.
Zugkräftige Transstory 6: Transfrauen seien biologisch Frauen
Dass sie sich im Unrecht befinden, ist den Transstorytellern egal. Sie hauen mit einer weiteren Transstory drauf. Die besagt, „Transfrauen seien biologische Frauen“. Diese Story setzt Frauen am meisten unter Druck. Übernehmen Frauen das Narrativ, dass ein transidenter Mann, der eine weibliche Geschlechtsidentität fühlt, aufgrunddessen eine biologische Frau sei, können sie sich nicht mehr weigern, Transfrauen alle Rechte zuzugestehen, die sie auch für sich selbst beanspruchen. Frauen helfen Frauen. Wo kämen wir hin, wenn Frauen anderen Frauen nicht mehr helfen?
Weil dieses Narrativ so wirkungsvoll ist, haben viele grüne Transfrauen es auf Facebook hervorgeholt, als sie darauf pochten, dass das Selbstbestimmungsgesetz nicht via BDK-Antrag kritisiert werden dürfe.
Als Frau muss man allerdings bei allem Respekt vor den inneren Nöten von Transitionierenden differenzieren. Innerhalb der Partei von Bündnis 90/Die Grünen gelten Transfrauen nach dem wichtigen Frauenstatut als Frauen. Nirgends in der Satzung steht jedoch, dass Transfrauen biologisch Frauen seien. Das macht einen Unterschied, auch wenn einige Parteimitglieder hier absichtlich oder unabsichtlich alles durcheinander werfen und darauf pochen, dass sie Frauen seien.
Außerhalb von Bündnis 90/Die Grünen gelten transidente Männer rechtlich dann als Frauen, wenn sie ein Verfahren nach dem Transsexuellengesetz durchlaufen haben. Aber nicht, weil sie sich ohne irgendetwas geändert zu haben, als Frauen fühlen und demzufolge ihren Personenstand wechseln dürfen. Und wenn es gelingt, das von der Grünen Bundestagsfraktion und der FDP eingebrachte #Selbstbestimmungsgesetz in dieser Form nicht Gesetz werden zu lassen, wird das auch in Zukunft nicht gehen.
Mehr zu den problematischen Folgen des Selbstbestimmungsgesetzes:
hier im Blog
Hier bei der NGO Womens Human Rights Campaign.
Die Folgen für Frauen: „Lady Dicks“ in Frauenumkleiden
Zu welchen schrägen Auswüchsen es führen kann, wenn sich jeder Mensch mit biologisch männlichem Körper das Recht nehmen darf, sich als Frau zu bezeichnen, sieht man auf Twitter. Ihr Geschlechtsteil bezeichnen sie als Lady Dick, also als Damenpenis. Einige extrem merkwürdige Exemplare behaupten zu menstruieren, Tampons zu benötigen oder Milcheinschuss zu haben, oder aber in Wahrheit ein sechs Jahre altes Mädchen zu sein.
Lesben werden online diffamiert, indem man ihnen vorwirft, auf „Genitalien fixiert“ oder „transphob“ zu sein, weil sie weiterhin nur Frauen mit genetisch weiblichem Körper daten wollen. Einige fragwürdige Individuen scheinen einen Fetisch ausleben zu wollen, der darin besteht, dass sie sich auf Twitter & Co damit brüsten, in Frauenkleidern in Kaufhausumkleiden zu onanieren.
Menschen mit schrägen Hobbys haben auf YouTube ihr Publikum. Und solange sie andere nicht schädigen, darf jeder Mensch von mir aus tun und lassen, was er will. Ob ich das schön finde oder nicht, ist völlig unrelevant. Relevant ist, dass es eine Gesellschaft reich und bunt macht, wenn Menschen sich frei entfalten können. Und sei es in Tätigkeiten, die in meinen Augen wie ein schräges sexuelles Hobby anmuten.
Schwangere Frauen, Inszenierungen von Männern
Aber: Es geht auf Kosten von Frauen, Mädchen und Lesben, wenn solche Menschen sie zwingen können, Teil ihrer Inszenierung zu werden, indem sie sie zwingen, sie auch als Frauen zu bezeichnen und zu behandeln. Es diskriminiert Frauen, wenn sie sich per Shitstorm und medialer Einschüchterung gezwungen fühlen müssen, zu sagen, „ja, das sind Frauen“ oder: „Ja, das sind Lesben“oder „Ja, ich als Lesbe werde künftig auch keinen Unterschied machen zwischen Frauen mit Brüsten und Männern mit aufoperierten Brüsten und Neovaginas.“
Das sind keine Frauen. Und wenn das Patriarchat seine Macht nutzt, Begriffe umzudefinieren und sie Frauen aufzuzwingen, tut es damit das Gleiche wie schon alle Jahrhunderte zuvor: Es zwingt Frauen seinen Willen auf und beutet sie aus.
Frauen gebären Kinder. Männer dürfen Support leisten
Es läuft auch etwas falsch, wenn Männer in Geburtsvorbereitungskurse hineinschneien und mit umgeschnallter Bauchattrappe verlangen können, die richtige Atemtechnik zu lernen, oder sich Mitleid erzwingen, wenn sie die inszenierte Schwangerschaft mit einer behaupteten Totgeburt abschließen.
Ich kenne Mütter, die haben das menschlich Unerträgliche ertragen: einen kurz vor der Geburt im Mutterleib gestorbenen Säugling herauszupressen. Statt eines Babys, dessen Anblick einem für den Moment alle Schmerzen wegzaubert, hielten sie ein totes Baby im Arm. Wenn sich ein Mann aus Mitgefühl dieses Leid vergegenwärtigt, um zu wissen und zu fühlen, was Frauen dabei durchmachen, ist das okay.
Wenn sich Männer aber erpresserisch („lass mich rein, sonst bedrohe ich dich als transfeindliche Terf“) hier reindrängen und die Situation in einer Art narzisstischem Rollenspiel nachinszenieren, ist das verletzend. Das gilt umso mehr, wenn sie dazu die Frauen als Statisten und die ohnehin ausgelasteten und finanziell ausgenutzten Hebammen als Komparsen nötigen.
Frauenfeindlich hoch drei ist es, wenn Transaktivist*innen und ihre Steigbügelhalter in Parteien und öffentlichen Organisationen Frauen Transfeindlichkeit vorwerfen, wenn die sich gegen dieses Eindringen von Männern wehren.
In Diskussionen kommt an dieser Stelle immer das Argument „aber es gibt doch auch Männer, die Kinder kriegen.“ „Männer“, die Kinder kriegen, gibt es nur, wenn man die Transstory übernimmt, dass transidente Frauen zu biologischen Männern werden. Ansonsten sind transidente Frauen biologisch immer noch Frauen.
Nochmal zum Mitschreiben. Respekt vor Transsexuellen. Kein Respekt für das Patriarchat, das den Respekt für Transmenschen ausnutzt, um bestehende Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten
Ich bin für Transsexuelle, für Inter und Queer
Ich habe größten Respekt vor Menschen, die sich ernsthaft und dauerhaft dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen und für die es der schönste Moment in ihrem Leben ist, endlich die verdammten Geschlechtsteile loszuwerden, die zu einem Geschlecht gehören, zu dem sie sich nicht zugehörig fühlen. Wer so weit geht, verdient ernstgenommen zu werden. Wenn es für sie eine grenzenlose Erleichterung ist, im Spiegel endlich der Person in die Augen zu sehen, die mit ihrem Gefühl übereinstimmt. Jedem einzelnen von ihnen wünsche ich eine sensible Begleitung durch diesen Prozess. Jeder Mensch hat dabei das Recht auf freie Entfaltung und eine menschenwürdige Behandlung.
Für mich persönlich ist es schwer, mir vorzustellen, dass es einen falschen Körper gibt, weil ich denke, jeder Mensch, ob mit weiblichen oder männlichen Chromosomen, bekommt irgendwie einen passenden Körper der für seinen Lebensweg als geeignetes Fahrgestell dient. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden und das möchte ich nicht verallgemeinern. Ich sehe, treffe, höre und lese von Menschen, für die es richtig ist, ihr Fahrgestell zu modifizieren, um damit ihren Lebensweg glücklich befahren zu können. Und die dafür alles zu geben bereit sind.
Wenn ich das Gefühl habe, die jeweilige Person ist psychisch stabil, respektiere ich die Entscheidung für eine Transition genau so wie ich Sportler*innen respektiere, die alles geben, um ihren Körper so zu formen, wie sie es brauchen. Oder Tätowierte, die sich so oft unter die Nadel gelegt haben, dass selbst ihre Augäpfel mit Tinte getränkt sind. Oder Schönheitsoperierte, die vor lauter Glättung kein Grinsen mehr hinbekommen. Ich muss es nicht schön finden, aber ich respektiere die freie Entscheidung erwachsener Menschen. Das ist für mich der Sinn einer toleranten Gesellschaft, das sich in ihr jeder nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entfalten kann.
Wir brauchen Schutzmechanismen, sonst geraten die Schwächsten unter die Räder
Wir müssen uns aber bei aller Freiheit, die wir andern zu geben bereit sind, im klaren sein, dass wir in einem Patriarchat leben. Wenn wir die Freiheit völlig schrankenlos gewähren, ist das so, als würden wir an einer Straße alle Ampeln, Bürgersteige, Fahrradwege, Straßenlaternen und Fahrbahnmarkieren entfernen und allen sagen: Fahrt oder lauft so schnell wie ihr wollt, es ist euer Selbstbestimmungsrecht, das darf euch niemand einschränken. Wenn man das macht, würde es dazu führen, dass alle Fußgänger nur noch rennen könnten und ständig fürchten müssten, von PS-starken Pkws überfahren zu werden. Es würde auch nichts helfen, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer eine Regenbogenflagge umbinden und sagen, „wir sind eine bunte Gesellschaft“.
Genau so müssen wir Wege finden, dass transidente Menschen, die den langen und steinigen Weg der dauerhaften sozialen und körperlichen Transition auf sich nehmen, um sich im richtigen Geschlecht zu fühlen, das in Würde können.
Wir dürfen aber nicht alle Schranken einreißen und dem Patriarchat freie Bahn gewähren. Es muss ausgeschlossen sein, dass ein körperlich intakter, biologisch männlicher Sportler im Frauensport antreten darf oder ein Straftäter im Frauengefängnis, nur weil er angibt, sich als Frau zu fühlen. Alte Frauen im Altenheim oder Krankenhaus müssen das Recht auf penisfreie Zimmergenossen anmelden dürfen, wenn sie das wünschen.
Wir müssen ausschließen, dass jeder Mensch aufgrund einer vollkommen subjektiven Genderselbstidentifikation automatisch Zutritt zu Frauenrechten, öffentlichen Ämtern und Räumen haben kann. Dazu müssen den Begriff der Geschlechtsidentität aus Rechtstexten entfernen, wie das auch die Organisation WHRC fordert.
Wenn man die Diskussion sachlich führen könnte, ohne dass Transaktivist*innen sofort „Terf“ brüllen, ließe sich vielleicht ein Weg finden, der für alle VerkehrsteilnehmerInnen ein sicheres Straße-Überqueren ermöglicht.
Frauenbelange müssen Frauenbelange bleiben und auch so heißen
Alles rund um die Reproduktion, Schwangerschaft und Geburt ist und muss Frauensache bleiben. Auch die weiblichen Begriffe dafür müssen erhalten bleiben. Wenn transidente Frauen es wünschen, können sie ihre Vagina umbenennen. Aber für Frauen müssen Brüste Brüste bleiben und Frauen dürfen nicht zu Uterusinhaberinnen werden. Das schließt Männer aus, aber das ist in Ordnung, denn Männer, auch wenn sie sich als Frau fühlen, können keine Kinder bekommen.
Hingegen sollten Frauen, die es können, endlich nicht mehr darunter leiden müssen. Das ist unendlich viel wichtiger, als dass irgendwelche Typen, die sich als Frau fühlen, zugehörig fühlen zu etwas, zu dem sie nicht dazugehören, auch wenn sie sich das noch so sehr wünschen.
Es muss endlich um Frauenthemen gehen
Es ist wichtig, dass die Geburtshilfe verbessert wird. Extrem schmerzhafte Frauenkrankheiten wie die Endometriose müssen endlich besser erforscht und behandelt werden. Es muss aufhören, dass weltweit Millionen Frauen nicht über ihre Familienplanung entscheiden können und keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln haben. Das würde im übrigen auch den geplünderten Ressourcen unseres Planeten etwas Erholung verschaffen, denn dann würden Frauen weniger Kinder gebären.
Was können Frauen tun? Ihre eigenen Storys finden
Gegen frauenfeindliche Storys könnten Frauen eines tun: sie ignorieren. Ich ignoriere also, dass man mich als unbelesen, ignorant, unmöglich, feindlich, terfisch, dümmlich, untragbar etc. bezeichnet und mich anschimpft, aus Ämtern ausschließt oder meinetwegen hektisch rumtelefoniert, weil ich den Schutz von Frauenrechten und Kinderschutz im Selbstbestimmungsgesetz diskutiert und geklärt haben möchte.
Frauen können aber noch etwas anderes tun. Eigene Narrative finden für das, was derzeit an frauenfeindlichem Mundtotmachen geschieht, während die patriarchale Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen ungebremst weitergeht oder sich weltweit verschlimmert. Frauen können benennen, dass alle, die das Patriarchat zügellos wirken lassen, handeln wie eine Vogelmutter, die sich ein Ei ins Nest legen lässt. Aus diesem Ei schlüpft aber nicht nur ein gefräßiger Kuckuck heraus, sondern ein immer größer werdendes Ungeheuer namens Patriarchat. Es frisst Frauenrechte und macht die Rechte von Homosexuellen platt. Es tut, als handele es zum Wohle ausgegrenzter Trans*menschen. Es bindet sich sogar ein Schleifchen um und lackiert seine Krallen, doch all das kann nicht verbergen, dass es seine anderen Nestinsassen bereits zum Frühstück verspeist hat.
Es ist höchste Zeit, die wahren Gegner in den Blick zu nehmen. Und das sind weder die Frauen oder „Terfs“ noch andere Menschen, die das Selbstbestimmungsgesetz oder das nicht zuende gedachte Konzept der Geschlechtsidentität kritisieren. Es ist das Patriarchat. Die widerrechtliche Männerherrschaft, die den Frauen und diesem Planeten insgesamt ziemlich viel Schaden zufügt.
Monika Barz
Danke Eva für diesen persönlichen und journalistisch souveränen Zugang zum Thema ‚Patriarchat‘. Mit leichter Feder hilfst Du verstehen, wie plump das Patriarchat sich durch Narrative immer wieder neu am Leben erhält. Hilfreich für mich ist dein Fundus an interessanten Verweisen. Z.B. Feuerstein: ihre Sammlung an Social(?)media – Dialogen hat mich umgehauen!
engelkeneva
Liebe Monika, danke für deine Rückmeldung! Und ja, die Sammlung von Victoria Feuerstein ist sehr entlarvend für die postmodernen Transaktisten: Wie soll ich ihnen glauben, dass sie meine Bedürfnisse mitdenken, wenn sie schon auf meine Bedenken verbal mit dem Holzhammer reagieren?
Ingrid
Danke, liebe Eva, für Deine klaren Worten, die von allen verstanden werden können – auch von denen, die sich bisher nicht mit der Thematik auseinandergesetzt haben.
Danke auch für den Hinweis auf Victoria Feuerstein, die mir bisher nicht bekannt war. Die Sammlung an Social Media Posts ist schwer erträglich, aber erhellend!
Danke auch für Deinen Mut, Dich dieser unsäglichen Mainstream-Queer-Denke mitsamt der unausbleiblichen Hexenjagd entgegenzustellen!
Bleib stark! Immer mehr Frauen erkennen, was da auf uns und unsere Rechte zukommt – Du bist nicht allein 🙂
engelkeneva
Liebe Ingrid, danke für deine unterstützenden Worte.
Ich bemühe mich, das Thema zu erhellen – ich musste mich erstmal selbst eine ganze Weile einlesen, denn es ist echt komplex, und es sind natürlich auch viele Emotionen im Spiel.
Viele Menschen aus der LGBTQ+Community haben ja ganz real mit den unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen. Aber es hilft ihnen letztlich auch nichts, wenn man mit einem Selbstbestimmungsgesetz und ähnlichem vermeintlich ihre Rechte pusht, aber um den Preis, dass man transidente Jugendliche voreilig in OPs und Hormonbehandlungen reinschlittern lässt.
Dazu habe ich übrigens auch auf der BDK gesprochen: https://www.evaengelken.de/meine-bdk-rede-die-suche-nach-dem-besseren-weg/
Viele herzliche Grüße, Eva