Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied in einem Frauennetzwerk, das ich hier nicht verlinke, das sich bei Veranstaltungen die Anwesenheit von Männern verbittet. Nicht, weil wir etwas gegen Männer hätten, im Gegenteil, wie mögen sie, aber wir finden, dass es sich besser quatscht, singt und netztwerkt, wenn keine Kerle präsent sind. Bisher hat noch niemand behauptet, wir wären von „Männerhass“ erfüllt, weil wir keine Männerthemen aufs Programm setzen. Genau das passiert im Vorfeld des virtuellen Lesbenfrühlings 2021 vom 21.-23. Mai 2021. Sogenannte Translesben und ihre Supporterinnen schmähen die Organisatorinnen als transfeindlich, weil sie sich ausgeschlossen wähnen. Dabei dürften sie teilnehmen, wenn sie es wollten. Doch offenbar wollen sie das nicht, sondern stattdessen ein Trefffen von lesbischen Frauen für lesbische Frauen unmöglich machen. Shitstorm dieser Art haben Vorbilder, z.B. in Großbritannien, und ein klares Ziel: Frauen zu schaden. Deshalb sollte keine Frau sich dafür hergeben, auf die Organisatorinnen und Referentinnen einzudreschen, sondern sich mit ihnen solidarisieren: Sie gehören zu uns und wir zu ihnen.
In Großbritannien haben die Attacken gegen die „TERFs“ schon ein paar Jahre früher begonnen
Schon 2018 berichtete eine Britin auf dem radikalfeministischen Blog „Die Störenfriedas“ über die Hetze der Transaktivisten gegen Frauen in Großbrittanien. Anlass war das britische Pendant zum deutschen von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP geplanten „Selbstbestimmungsgesetz“, dem GRA (=Gender Recognition Act). Frauen wehrten sich gegen den GRA, weil er ihre Rechte zu verletzen drohte: „Geschützte Frauenräume. Frauenhäuser, Gefängnisse etc. werden – direkt nach dem GRA – für alle Menschen geöffnet, die sich als Frau identifizieren.“
London: 60jährige Frau von Transaktivsten zu Boden geschleudert
Das sorgte – wie in Deutschland – für Gesprächs- und Informationsbedarf. Allerdings hatten die Transaktivisten in Großbritannien genau wie in Deutschland etwas dagegen, dass Frauen sich über die Gefährdung ihrer Rechte austauschten.
Es gab Frauen, die die geplanten Veränderungen (durch den Gender Recognition Act) besprechen wollten, sich informieren wollten. So wurde eine Veranstaltung organisiert. Der geplante Veranstaltungsort wurde von TransaktivistInnen so unter Druck gesetzt, dass er kurzfristig absagte. Die interessierten Frauen trafen sich an der Hyde Park Corner in London, um von dort gemeinsam zum neuen Veranstaltungsort zu gehen. Ein paar TransaktivistInnen hatten sich dort ebenfalls versammelt, um zu protestieren. Das alleine hat jedoch nicht gereicht. Die 60-jährige Maria MacLachlan, die am Treffen des sich organisierenden Frauen teilnehmen wollte, wurde angegriffen. Ihr wurde die Kamera aus der Hand geschlagen, sie wurde zu Boden geworfen und bekam mehrere Schläge ins Gesicht. Die 180 cm große 26-jährige Trans*frau Tara Wolf wurde deswegen auch verurteilt, wenn die Strafe auch eher gering ausfiel.
Jannelle auf Die Störenfriedas „Von einer, die auszog ein TERF zu werden“
Aktuell erlebt das ehrwürdige Lesbenfrühlingstreffen LFT2021 Ähnliches wie die Veranstaltung in Großbrittanien. Zwar gibt es mangels physischer Treffen kein Handgemenge, das mir bekannt wäre, die Schmähungen und die in die Medien getragene Hetzkampagne steht den britischen Aktionen in nichts nach. Das „Verbrechen“ der Lesbenorganisation ‚Lesbenfrühling‘ besteht darin, dass es Frauen-und Lesbenthemen in den Mittelpunkt stellt und dafür angefeindet wird.
Das angeblich transphobe Programm der Lesbenveransaltung
Seinen Ausgang nahm die Hatz auf Twitter. Dort untersuchte Mitte April eine Person namens Lou (@epicLouT) das vorläufige Programm des LFT2021 auf „Transphobie“.
Das Profilbild der Person zeigt ein Comicfigürchen mit rosa Haaren und Baseballschläger. Man kann das als Ausdruck von Gewaltbereitschaft deuten. Man kann auch mutmaßen, dass hier ein Transaktivist absichtlich nach Gründen gesucht hat, um gegen eine lesbische Veranstaltung Streit vom Zaun zu brechen. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man auf Twitter auf das Profil von @epicLouT geht und sieht, wie unfassbar viel Zeit die Person aufwendet, um jede Einzelwendung des Shitstorm gegen das Lesbensfrühlingstreffen zu kommentieren und ihn damit noch mehr anzuheizen.
Männer* und Queer.de greifen die angebliche „Transfeindlichkeit“ des Lesbenfrühlings auf
Einen Tag, nachdem EpicLouT seine „Untersuchung“ auf Twitter veröffentlicht hatte, greift das Portal Männer.Media die 188 Tweets auf. Unter dem Titel „Reaktionäre Krise: TERFs kapern lesbische Community“ berichtet eine studentische Praktikant*in, wie „transfeindlich“ das Programm des Lesbenfrühlingstreffen sei.
„Nachdem 2019 die Orga des Lesbenfrühlingstreffen (LFT) versuchte, trans* und nicht-binäre Lesben aktiv einzubeziehen, ist das diesjährige Treffen von trans*feindlichen Veranstaltungen durchzogen.“
Reaktionäre Krise: TERFs kapern lesbische Community
Auch die anderen Transaktivisten auf Twitter zeigen, dass sie nicht happy über den Lesbenfrühling sind. Darunter ist Jenny Wilken, eine Translesbe, die bei der Lesbenorganisation Spinnboden in Berlin die Coming-Out-Gruppe für junge Lesben leitet. Als Translesbe, also als Mann, der sich als Lesbe definiert. Wäre ich eine junge oder ältere Lesbe, fände ich es auf Anhieb komisch, wenn ein Mann, der sich als Lesbe definiert, mich in die Grundlagen der lesbischen Liebe einweisen würde. Aber das ist Sache der Organisation Lesbenarchiv Spinnboden und ich maße mir nicht an, darüber zu urteilen. Vielleicht ist es ja auch überhaupt nicht komisch und Jenny Wilkens ist als Translesbe die Idealbesetzung für eine solche Coming-Out-Gruppe, gerade, weil sie eine Translesbe ist, oder vielleicht einfach, weil sie eine gute Referentin ist. Das ist nicht ausgeschlossen und von daher nicht zu kritisieren. Was ich kritisierenswert finde, ist, dass diese Person auf Twitter darüber sinniert, dass dem Lesbenfrühlingstreffen Fördermittel entzogen werden sollten. Gerade von Transpersonen höre ich immer wieder „Leben und leben lassen“. Gilt das nur, wenn es darum geht, wie Translesben leben dürfen?
Noch viel weniger okay finde ich weitere Äußerungen auf Twitter, in denen Transpersonen die sich anmaßen, über Feindeslisten zu reden. Wer von Ächtungslisten spricht, klingt nicht so, als hätte er oder sie den Wunsch nach einer wertschätzenden sachlichen und zielorientierten Auseinandersetzung.
Noch wieder andere aus der Transaktivistenfraktion erklären rundheraus, dass sie sich Rechte nehmen wollen, die ihnen „zustehen.“ Hier frage ich mich: Wer entscheidet, wer sich welche Rechte herausnehmen darf? Frauen und Lesben, die bei dem Treffen unter sich sein wollen? Beziehungsweise Themen aufs Programm setzen, die sie interessieren? Oder dürfen Männer, die sich als Lesben definieren, bestimmen, was aufs Programm kommt?
Das Recht, Frauen, die sich ohne T-Fraktion versammeln wollen, ihre Anwesenheit aufzuzwingen?
Der Twitterer @tuulitastic geht offenbar davon aus, dass er das Recht habe, zu bestimmen, als was ihn andere sehen und bezeichnen und dass er dieses Recht auf die „leichte oder die schwierige Art“ durchsetzen kann. Im anderen Zusammenhang würde man diese Selbstbezogenheit der Transaktivisten als reinen Narzissmuss bezeichnen, nach dem Motto „Tu und sage, was ich will und hören will, sonst hasse und zerstöre ich dich!
Queer.de nennt sich ‚Zentralorgan der Homo-Lobby‘, vergisst aber offenbar, dass auch Lesben zu den Homosexuellen gehören
Auch das Online-Magazin Queer.de, das mich 2020 als „Terf vom Niederrhein“ bezeichnete, stimmte freudig in den Chor der gegen den Lesbenfrühling agitierenden Personen und Medien ein. Das sich selbst als ‚Zentralorgan der Homo-Lobby“ bezeichnende Magazin war sich nicht zu schade, dem weiblichen Teil der Homosexuellen, nämlich die Lesben, verbal ins Kreuz zu treten. Hat es vergessen, dass auch Lesben zu den Homosexuellen gehören? Oder ist es in Wahrheit gar nicht für alle Homosexuellen, sondern nur ein verkapptes Portal (schwuler) Männerrechtler, die zwar schwule Männer schützen, aber lesbische Frauen leichten Mutes vor den Bus stoßen?
Wie auch immer, direkt nach dem Portal Männer* berichtete Queer.de ausführlich, dass „transfeindliche Veranstaltungen“ auf dem LFT-Programm stünden und beklagte, dass „nur detransitionierte Teilnehmerinnen“ willkommen seien. Außerdem berichtete es, dass sich die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld von der Veranstaltung distanziere. Tatsächlich begannen direkt nach den ersten Medienberichten die ersten Sponsoren des Lesbenfrühlings sich von dem Event zu distanzieren. Darunter die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die das Treffen finanziell förderte,[2] der LesbenRing e.V., der Bundesverband Trans und der Dyke* March Germany. Am 2. Mai zieht die Bremische Frauensenatorin Claudia Bernhard ihre „Schirmfrauschaft“ zurück.
Organisatorinnen des Lesbenfrühlings: Statement der Orga
Die Orga reagiert mit einem unter diesen Umständen ziemlich souveränen „Statement der Orga“. Darin stellt sie klar, dass sie für eine Debatte offen ist, und dass „alle Lesben eingeladen“ sind. Das heißt, auch Leute wie EpicLouT oder die oben einkopierten Twitterer sind selbstverständlich eingeladen. Das heißt, sie könnten vor Ort ihre Sicht der Dinge darlegen, wenn sie es nicht vorziehen würden, von außen gegen das Event zu hetzen.
Hier der Wortlaut des Statements:
29.4.2021. Die Orga als Gastgeberin des virtuellen LFT2021 Bremen distanziert sich von den gegen sie erhobenen Vorwürfen. Diese wurden in einer beispiellosen Medienkampagne sichtbar.
Seit dem LFT2007 gibt es keinen Beschluss, dass Translesben ausgeschlossen sind. Von daher sind grundlegend alle lesbischen Frauen eingeladen. Es gibt keinen Beschluss, dass Translesben oder andere Gruppen (wie z.B. Bifrauen) genannt werden müssen. Dies wird in jeder Orga unterschiedlich gehandhabt und Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt. Das ist die Freiheit jedes Orgateams. Die Orga2021 hat die Form gewählt, Translesben als lange zum LFT gehörende Frauen sprachlich nicht herauszuheben, dafür andere beispielhaft zu benennen.
Die Orga des virtuellen LFT2021 verwahrt sich gegenüber Vorhaltungen, Teile des Programms oder teilnehmende Referentinnen seien u.a. «faschistoid», «profaschistisch», «rechts», «menschenverachtend», «rassistisch» und/oder «trans*feindlich». Die medialen Anschuldigungen und die zudem ohne Rücksprache mit dem Orgateam erfolgte Distanzierungskampagne greifen in die Programm- und Personalhoheit des LFT2021 ein. Es wird mit erschreckend einseitigen Darstellungen als eine Form struktureller und psychischer Gewalt gegen Frauen und Lesben und ihren autonomen Räumen erlebt.
In der seit 1974 bestehenden Tradition der jeweils autonom und ehrenamtlich organisierten LFTs werden immer auch brisante Themen aus lesbisch-feministischer Sicht traditionell in einem gemeinsamen Rahmen zur Diskussion gestellt. Gerade dies ist eine besondere Stärke und Besonderheit aller LFTs.
„Es gibt keinen Beschluss, dass Translesben genannt werden müssen“
Orga des LFT2021
Zugleich gilt für jede Orga – also auch die Orga des LFT2021 – sich «frei im Rahmen der bindenden Beschlüsse» der jeweiligen Abschlußplena zu bewegen. Außerdem ist «faschistischen, rechtsextremen, rechtspopulistischen und pädophilen Lesben die Teilnahme am LFT untersagt». (Zitate aus den bindenden Beschlüssen für alle Orgas, Stand 2019).
Ein weiterer bindender Beschluss lautet: «Das LFT konzentriert sich auf lesbische Veranstaltungen. Das sind sowohl lesbenpolitische Themen als auch Themen aus unserem lesbischen Lebensalltag.»
Das diesjährige Online-LFT2021 hat genau in Bezug hierauf ein umfangreiches Konzept mit besonderem Schwerpunkt auf lesbische und frauenspezifische Themen erarbeitet und dementsprechend das Programm zusammengestellt. Dass bei der Realisation auch kontroverse Positionen von verschiedenen Referentinnen thematisch angeboten werden könnten, war der Orga bewusst und erwünscht. Die Orga hat zu einigen Punkten gezielt auch Referentinnen mit bekannt anderen Positionen angefragt – diese haben abgesagt. U.a. hat die Orga zu einem weiteren wichtigen Anliegen aller LFTs – den Junglesbengruppen – wiederholt versucht, Referentinnen gerade aus dem sogenannten queerfeministischen Spektrum zu finden. Sie haben nicht geantwortet.
Die Orga hält die Teilnehmerinnen der jeweiligen Workshops für so erwachsen, sich inhaltlich und mit gegenseitigem Respekt zuhören zu wollen.
Orga des LFT2021
Die Orga bedauert, dass der LesbenRing e.V. inzwischen (per Twittereintrag) seinen Workshop zurückgezogen hat, der die Chance geboten hätte, eine komplett andere Sicht darzustellen.
Die Orga des LFT2021 teilt keineswegs alle Positionen der einen wie der anderen oder einer dritten Seite. Sie hält allerdings die Teilnehmerinnen der jeweiligen Workshops für so erwachsen, sich inhaltlich und mit gegenseitigem Respekt zuhören zu wollen. Dies war und ist das Grundanliegen der gesamten Konzeption des LFT2021.
Die Orga lädt innerhalb des digitalen LFT2021 ein zu respektvoller Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen und Verortungen der Vielfalt lesben- und frauenspezifischer und lesben- und frauenpolitisch relevanter und gesellschaftskritischer Themen. Wo sollen diese Diskussionen wertschätzend und auf Augenhöhe stattfinden, wenn nicht an einem Lesbenfrühlingstreffen?
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlichst bei den vielen FrauenLesben und Organisationen, die uns bisher unterstützt haben und die uns weiterhin unterstützen werden.
Die Orga des LFT2021 Bremen 21. – 23. Mai 2021
Man sieht an der Stellungnahme und den in ihr zitierten Beschlüssen des Lesben-Frühlings-Treffens, dass Translesben keinesfalls von der Veranstaltung ausgeschlossen werden. Der Vorwurf der „Transfeindlichkeit“ fußt also darauf, dass sie bei der Einladung nicht explizit adressiert wurden.
Bevorzugen die Transaktivisten es zu stänken anstatt mit Lesben zu diskutieren?
Prof. Dr. Monika Barz, ehedem auch von Queergrün gefeierte Bundesverdienstkreuzträgerin, ruft zu Solidarität mit dem Lesbenfrühling auf. Die für ihr Engagement für die Lesben- und Schwulenbewegung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Professorin und Mitbegründerin des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg plädiert dafür, miteinander statt gegeneinander zu reden.
Wir leben in einer Zeit in der es politische Forderungen gibt, für alle Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren, nicht die Biologie sondern das persönliche Empfinden von Geschlecht juristisch zur Grundlage der Geschlechtszuordnung zu machen. Eine Aussage beim Standesamt soll genügen. Dies wird als einzige Lösung dargestellt, um die Rechte transsexueller Menschen zu garantieren. Diejenigen, die über die sozialen und rechtlichen Folgen einer ‚Selbstbestimmung von Geschlecht‘ kritisch diskutieren, erleben häufig, umgehend der Transfeindlichkeit bezichtigt zu werden. Wo geht es um demokratische Meinungsfreiheit und Debattenkultur, wo um Transfeindlichkeit? Die Erfahrungen des LFT weisen darauf hin, dass sich derzeit Grenzen verschieben, zu Ungunsten einer selbstbestimmten Debattenkultur. Eine juristische Bewertung all dieser Vorgänge wird zu überprüfen sein.
Solidaritätsaufruf Prof. Dr. Monika Barz, Frauen- und Geschlechterforschung
Aktueller Stand: Der Lesbenfrühling erbittet Spenden und Solidarität
Jenseits des ‚Statements des Orga‘ bitten die Referentinnen und Organisatorinnen des Lesbensfrühlings alle Welt um Solidarität. Außerdem haben die Organisatorinnen die Schirmfrau gebeten, ihre Haltung zu überdenken und ihre Schirmfrauschaft neu zu bestätigen.
Wenn Lesben ‚Under Attack‘ sind, sind es alle Frauen
Noch ist nicht alles zu spät, und der Lesbenfrühling wird stattfinden. Allerdings braucht er beziehungsweise brauachen lesbische Frauen unserer aller Solidarität. Die eingangs erwähnte Britin, die von den Attacken der Transaktivisten auf Frauen in Großbritannien erzählte, sagte in dem gleichen Text, dass Attacken auf Lesben und Lesbenrechte die Vorboten von Attacken auf alle Frauen seien.
Für mich sind Lesben die sprichwörtlichen Kanarienvögel für hart erkämpfte Frauenrechte.
Jannelle auf Die Störenfriedas „Von einer, die auszog ein TERF zu werden“
Kanarienvögel wurden als Frühwarnsystem unter Tage benutzt. Wenn diese aufhörten zu trällern bzw. tot von der Stange fielen, waren alle anderen auch in Gefahr.
Das heißt, dass wir alle, Frauen und Männer, zusammenstehen müssen, um Angriffe auf unsere Rechte abzuwehren: Auf unser Recht, uns zu versammeln. Unser Recht, unsere Meinung auszusprechen und selbst zu bestimmen, mit wem wir uns treffen wollen und worüber wir reden. Und natürlich unser Recht, uns zu bezeichnen als was wir uns bezeichnen wollen. Und unser Recht zu entscheiden, wie wir andere bezeichnen wollen. Das alles ist Ausdruck von Freiheit. Und diese Freiheit müssen wir Frauen und die uns supportenden Männer verteidigen. Aktuell sollten wir das tun, indem wir solidarisch mit einer Lesbenveranstaltung sind. Und zwar egal, wen wir lieben und ob wir uns zu Männern oder Frauen oder zu niemandem hingezogen fühlen.
Wie kann ich den Lesbenfrühling unterstützen? Ticketkauf oder Spenden
Die Organisatorinnnen des Lesbenfrühlings erbitten moralische und finanzielle Unterstützung.
Wichtig ist jetzt die rasche moralische und finanzielle Stütze des LFT: Kauft bitte umgehend Tickets (https://lft2021.live/tickets) oder spendet direkt und informiert eure Freundinnen und Freunde. Jede noch so kleine Spende ist ein ermutigendes Signal für das Orga-Team! Der Lesbenfrühlingstreffen e.V ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt und stellt Spendenquittungen aus.
Sparkasse Bremen, Konto DE58 2905 0101 0082 7387 33, BIC: SBREDE22XX
Welche Haltung habe ich?
Ich denke, der Lesbenfrühling ist eine gute Gelegenheit für alle Frauen, ihre Haltung zu überprüfen: Wen wollen wir unterstützen? Diejenigen, die uns mit dem Vorwurf „transfeindlich“ zu sein, niederbrüllen, wenn wir darauf hinweisen, dass Frauenrechte wichtig sind? Oder die Frauen, die trotz aller Anfeindungen immer noch um eine sachliche Auseinandersetzung bitten? Als Frau, die selbst von Teilen dieser angeblich so marginalisierten Szene mit Shitstorms überzogen wird, solidarisiere ich mich eindeutig mit den Teilnehmerinnen und Organisatorinnen des Bremer Lesbenfrühlings.
Entscheiden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, ob Sie ein Interesse an einer freien und offenen Gesellschaft haben und ob Sie es verhindern wollen, dass dass eine immer unverfrorener frauenfeindlich agierende Szene Frauen vor sich hertreibt.
Ihre Eva Engelken
Mehr zum Lesbenfrühling:
EMMA „Cancel Culture gegen Lesben?
„Gegen das LesbenFrühlingsTreffen (21.-23. Mai) hagelt es Boykottaufrufe. Die Bremer Senatorin zieht ihre Schirmherrschaft und Zuschüsse zurück. Was ist da los? Offenbar gefällt manchen nicht, dass auf dem LFT eine kritische Debatte über hochproblematische Folgen des Transaktivismus geführt werden soll.“
18. Mai 2021 von Chantal Louis
https://www.emma.de/artikel/cancel-culture-gegen-lesben-338675
Blog: Die Störenfriedas
https://diestoerenfriedas.de/lesben-kapern-lesbentreffen-moment/
L.Mag. Lesbenfrühlingstreffen 2021 in der Kritik: „Wie weit sind wir gekommen, dass wir nicht mehr miteinander reden!“
https://mobil.l-mag.de/news/artikel.html?readArticle=4527&cHash=f457aa2ce4590941dec5d0eb2fb9d643
Schreiben einer Frau an die Bremer Frauensenatorin Bernhard
Aus dem mir vorliegenden Schreiben veröffentliche ich hier Auszüge, um die Anonymität der Frau zu wahren.
Sehr geehrte Frau Senatorin Bernhard,
mit Bestürzung habe ich erfahren, dass Sie dem diesmal in Bremen digital stattfindenen LFT Gunst und Geld entzogen haben.
Nach dem Frauenrechtsübereinkommen sind Sondermaßnahmen ausdrücklich zulässig, um die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu verwirklichen. Dies bedeutet, dass eine bewusste Bevorzugung von Frauen in diesem Fall keine Diskriminierung der Männer darstellt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Sondermaßnahmen nur so lange angewendet werden, bis die Ziele der Chancengleichheit erreicht sind (Art. 4 Abs. 1).
Das heißt doch aber, dass ein LFT (= Lesbenfrühlingstreffen), welches zum Motto hat „Rising to the Roots“, sich in erster Linie mit einem speziellen Anteil der Mehrheit der Bevölkerung unseres Landes, nämlich der Frauen, legitim beschäftigen darf.
Und: Noch haben wir ein ‚Transsexuellengesetz‘. Das im Entwurf vorliegende ‚Selbstbestimmungs-Gesetz‘, wonach es reicht, sich mit männlichem Körper als Frau zu fühlen und dann auch als solche benannt und anerkannt zu sein, ist noch nicht wirksam.
Ich weise Sie in diesem Zusammenhang (Gleichberechtigung) auch darauf hin, dass eine Gedenkkugel als explizite Erwähnung der im KZ Ravensbrück inhaftierten und getöteten Lesben seit mehr als einem Jahrzehnt durch Intervention von männlicher Seite (und leider auch Frauen, s. Mary Daly) verhindert wurde.
Bitte überdenken Sie Ihre Haltung und Einstellung. Fehler zu erkennen und zu korrigieren ist Größe – nicht Schwäche. Sie könnten sich auf CEDAW berufen, oder?
Mit bremischen feministischen Grüßen
Victoria Feuerstein
Liebe Eva,
Du hast die Problematik wieder einmal wunderbar plausibel dargestellt und die Auskübelung der Frauenverachtung gut chronologisiert.
Dass niemandem die Ironie aufzufallen scheint, dass besonders „männer*medien“ und fast ausschließlich Männer hier so abstoßend gegen Lesben taktieren, ist nur ein kleiner Teil der Problematik.
Viel erschütternder finde ich die Ignoranz der – teils staatlich geförderten – Organisationen, die entweder nicht fähig oder nicht willens sind, sich zu informieren und stattdessen stumpf draufkloppen, vermutlich in der Angst, das nächste Opfer zu werden.
„Ich denke, der Lesbenfrühling ist eine gute Gelegenheit für alle Frauen, ihre Haltung zu überprüfen: Wen wollen wir unterstützen?“
Meine Antwort ist klar: Ich unterstütze Frauen, ich unterstütze die unrechtmäßig Angegriffenen, ich unterstütze nicht die Täter.
Danke!
Liebe Grüße
Victoria
engelkeneva
Danke, Victoria!
Ich hoffe auch ein bisschen, dass so nach und nach doch deutlich wird, wes Geistes Kind die Transfreunde sind und wem sie nur schaden.
Liebe Grüße
Eva
Rona
Großartiger Text! Danke Eva!
engelkeneva
Danke, Rona,
es macht mich ein bisschen fertig, wie tough der Gegenwind ist, den dieses Treffen abbekommt.
Leandra Honegger
Liebe Eva
Danke für diesen langen und ausführlichen Bericht. Neben Deinen Zeilen habe ich auch in der verlinkten EpicLouT Seite rumgestöbert. Ich sehe immer das gleiche Muster, einen schieren Opferkultstatus über marginalisierte Gruppen (wobei ich nicht in Abrede stellen will, dass es Diskriminierungen, Gewalt etc. gegen Transmenschen gibt, meist von Männern verübt) und die übliche Cancel Culture. Was Frauen fordern ist einfach transphob, transidentifizierende Männer wissen besser, wie sich Frauen zu verhalten und was sie zu fordern haben.
Ich selber sehe in der Transideologie eigentlich nur noch eine Männerrechtsbewegung. Wenn sie erfolgreich sein wird, wird das ein grosser Rückschritt für die Frauen bedeuten. Wieso Männer Frauen werden wollen, um deren Rechte und deren Wohlbefinden zu traktieren, ist mir schleierhaft. Vielleicht bin ich ja mit meiner Transition ein Stück weit erfolgreicher als die Exponenten dieser Männerrechtsbewegung. Deren Körper mögen teilweise ja besser angepasst sein als meiner, aber beim Gehirn hapert es doch gewaltig.
Ich bin Dir auf jeden Fall dankbar, dass Du Dich so einsetzt für unsere gemeinsamen Ziele, denn ich glaube fest daran, dass durch eine Erreichung dieser Ziele nicht nur Frauen profitieren werden, sondern auch Transfrauen wie ich. Die Solidarität und die Unterstützung, welche ich gerade von radikalfeministischer Seite aus erfahre, ist enorm und für mich alles andere als selbstverständlich. Gerade angesichts dessen, was sich meine „Schwestern“ erlauben.
Herzliche Grüsse
Leandra
engelkeneva
Danke Leandra!
Monika Barz
Liebe Eva,
danke für die Solidarität. All die Fakten zu sammeln , zusammenhängend darzustellen und feministisch klar zu analysieren hilft uns derzeit sehr. Wir kämpfen um das Selbstbestimmungsrecht von Lesben. Das schließt mit ein, dass ich mich mit Lesben treffen darf, die sich kritisch mit der von den GRÜNEN propagierten Self-ID auseinandersetzen. Deine GRÜNE Solidarität macht Mut, dass diese Partei noch rechtzeitig aufwacht, bevor wir Frauen ihr den Rücken zukehren.
engelkeneva
Liebe Monika
leider hat die Fraktion das Selbstbestimmungsgesetz auf die Tagesordnung gesetzt. am 19. Mai:
https://www.bundestag.de/tagesordnung?week=20&year=2021
Das darf nicht kommen!
Herzliche Grüße
Eva
Hermine Blue
Nein, das darf es nicht! Da müssen wir zusehen, dass wir in den nächsten Tagen noch viel Öffentlichkeit bekommen. Danke für den tollen, zusammenfassenden Text, der die ganze Entwicklung auf den Punkt bringt und auf den man gut verweisen kann.
Lieber Gruß, Hermine
engelkeneva
Danke, Hermine!
ein Gesetz, bei dem Frauen, die auf nebenwirkungen für Frauen verweisen, als Nazis verleumdet werden, darf nicht kommen!